Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 274. Kapitel: Ankunft Mahals und der Karawane am Venustempel. Mahals und Kisarells Staunen. Großer Empfang im Königspalast. (08.05.1844)

01] Es führte aber der Weg vom Gebirge, der wohl der schlechteste und am wenigsten betretene war, gerade durch den Garten der Schönheitsgöttinnen nahe am offenen Tempel vorüber, und unsere Wanderer vom Gebirge mußten sonach durch diesen verdächtigen Garten und nahe an den Tempel kommen.

02] Der Tempel aber ward in keiner Zeit mehr besucht als gerade in dieser Zeit, als sich die Kunde allenthalben verbreitet hatte von allem dem, was sich hier ereignet hatte; und so fand denn auch unsere Gesellschaft, bei der eben nun nichts lebendiger als ihre Neugierde war, eine Menge Besucher bei dem Tempel und wollte selbst denselben in Augenschein nehmen.

03] Der Karawanenführer aber sagte zum Mahal und sprach: »Würdigster Greis und allererlauchtester Vater unserer großen Königin Agla! Siehe, es ist ein starkes Volksgedränge! Wir braucheten eine Stunde, um nur in die Nähe des Tempels zu gelangen; in den Tempel selbst zu kommen aber ist nun eine offenbare allerreinste Unmöglichkeit!

04] Daher begnüge dich einstweilen mit diesem Anblicke von der geringen Ferne! Wenn du aber dieses alles näher ansehen willst, da wirst du das alles zu besichtigen gar leicht in der Gesellschaft des Königs imstande sein; denn wenn der König kommt, da weicht alles Volk plötzlich und macht allerehrerbietigst dem Könige Platz!«

05] Auf diese Erklärung fügte sich Mahal und zog mit der Karawane weiter.

06] Als er in die Stadt kam, da wollte sein Staunen kein Ende nehmen. Bei jedem Palastgebäude blieb er stehen und bewunderte es über die Maßen.

07] Desgleichen waren auch seine Kinder voll Staunens. Der Sohn, namens Kisarell, fragte öfter, ob das wohl auch Menschenwerke seien.

08] Also zogen die glänzenden Kaufgewölbe die Augen der beiden Töchter ganz entsetzlich mächtig an, und eine wie die andere fragte bei jedem neuen Lager, ob so schöne Sachen zu bekommen seien, und wem sie wohl gehörten.

09] Der Führer redete sich nahezu heiser vor lauter Erklärungen und war sehr froh, als er nach vier Stunden den großen Palastplatz erreicht hatte.

10] Als aber die Karawane vor dem Palaste aufzog, da kamen ihr sogleich der König, die Königin, der Fungar-Hellan und der Drohuit mit einem überaus glänzenden Hofstaate entgegen und empfingen die ganze Gesellschaft auf das allerfreundlichste und führten sie in den Palast.

11] Mahal konnte sich aus lauter Freude gar nicht helfen, da er seine geliebteste und so viel beweinte Tochter in so glücklichsten Umständen wiederfand.

12] Und der Fungar-Hellan machte sich gleich an die Pira, die ihn gleich beim ersten Anblicke bezaubert hatte und befragte sie über verschiedenes, worüber ihm die schöne Pira gar naive Antworten gab, was dem General über die Maßen wohlgefiel.

13] Desgleichen fand auch der Drohuit an der Gella sein unschätzbares Vergnügen.

14] Die Agla aber lag ihrem Vater und ihrem Bruder Kisarell ganz wonnetrunken in den Armen und konnte kaum reden vor Seligkeit.

15] Gurat aber bestellte sogleich eine große Mahlzeit und ließ sogleich königliche Kleider für die neuangekommenen Verwandten bringen.

16] Also war diese Familie in Hanoch aufgenommen.



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