Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 112. Kapitel: Adams und Evas gestörte Nachtruhe in Uranions Hütte. Eva bremst Adams brennende Neugierde. (05.09.1843)

01] Als der Adam sich aber wieder also beruhigt hatte und alles wieder so in der alten Ordnung sich befand, da sagte der Adam: »Kinder, ich bin müde, und meine Glieder haben eine große Sehnsucht nach Ruhe; daher werde ich mich zur Ruhe begeben. Du, Uranion, aber bringe mich und die Eva auf das rechte Lager!

02] Ihr Kinder aber könnet so lange wachen, als ihr wollt, und brauchet euch nicht zu binden an mich; empfanget aber zuerst meinen Vatersegen!«

03] Hier segnete der Adam alle seine Kinder und begab sich dann mit der Eva zur Ruhe.

04] Als er aber noch kaum auf dem ausgezeichnetsten Punkte der großen Wohnung Uranions sich zur Ruhe gelegt hatte, siehe, da kamen die Purista mit Muthael und zwei Fremde in die Hütte des Uranion, und es entstand darum in der ganzen Gesellschaft, die da noch wachend versammelt war, eine große Freude.

05] Als der Adam aber aus tiefem Hintergrunde, auf einer erhabenen Tribüne ruhend, solch eine unerwartete freudige Aufregung in der hinterlassenen Gesellschaft bemerkte, da sprach er bei sich: »Was muß denn jetzt vorgefallen sein? Ich vernehme Begrüßungen von allen Seiten! Es muß sicher etwas Außerordentliches vorgefallen sein!

06] Stehe ich nun auf, um nachzusehen, was es gibt, da erscheine ich, als wäre ich voll Neugierde, - und gehe ich nicht hin, so wird mich die Unruhe sicher die ganze Nacht plagen, und ich werde meinen Gliedern wenig Ruhe zu gönnen imstande sein!

07] Der Jubel wird stets größer, stets lauter und freudiger wird es im Zirkel der Kinder! - Nein, nein, das halte ich ja gar nicht aus! Wenigstens will ich mich doch heimlich auf die Beine machen und will nachsehen, was es da wohl gibt!«

08] Hier erhob sich der Adam vom Lager; aber die Eva fragte ihn, was er denn nun tun wolle. Und er zeigte ihr die Gesellschaft der Kinder, wie sich diese belustige - und er doch den Grund davon sehen müsse.

09] Die Eva aber sagte: »So lassen wir sie fröhlich sein im Namen des Herrn, wir aber bleiben, wo wir sind; denn sonst kommt es heraus, als wären wir noch neugieriger denn die kleinen Kinder!

10] Ist etwas daran, da werden wir es noch frühzeitig genug erfahren, und ist nichts daran, so brauchen wir es aber auch gar nicht zu erfahren; des Herrn Wille aber sei allzeit und ewig vollkommen der unsrige!«

11] Der Adam stellte sich damit halbwegs zufrieden und blieb auf dem Lager.

12] Aber es wurden endlich Fackeln angezündet, die da waren aus Pech und Wachs von feinster und duftendster Art; und Lobgesänge erschallten von allen Seiten her, und es ward helle in der Hütte wie am Tage.

13] Das war für die Geduld Adams bezüglich seiner Neugier denn doch etwas zu viel, und er sprach zur Eva: »Nun tut sich's mit der Ruhe auf keinen Fall mehr! Ich muß aufstehen und nachsehen, was da die Kinder haben!«

14] Aber die Eva sprach: »Siehe, wie lang wird es denn sein bis zum Tage?! Ruhe doch deiner Gesundheit wegen ein paar Stunden; dann aber magst du dich erheben und alles in Augenschein nehmen!

15] Wie wird es denn sein, so uns der Herr einmal von der Erde abrufen wird? Wird uns auch dann die Neugierde im Geiste zur Welt ziehen und zu unseren Kindern, wenn sie in allerlei Taumel übergehen werden?«

16] Diese Worte Evas hielten den Adam wieder ans Lager, und er ergab sich der Weisheit seines Weibes.

17] Es fing aber die Hütte nach und nach sich zu füllen an, und es ward stets lebendiger und heller in ihr.

18] Nun war der Adam aber auch nicht mehr zu halten.



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