Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 105. Kapitel: Muthaels Harren auf Gottes Wort und Selbstgespräch. Adams Kummer um Muthael und Henochs beruhigende Worte. Der Aufbruch ins Freie. (28.08.1843)

01] Hier ging der Muthael, wohl erkennend den tiefen Sinn der Rede Lamechs, hinaus auf eine abgelegene Freistätte, wo ihn niemand bemerken konnte, und sagte da bei sich selbst:

02] »Hier will ich weilen, solange mir der Herr nicht antworten wird, und will nicht essen und trinken eher, als bis ich werde das Wort vom Herrn vernommen haben!

03] Denn was ist wohl so ein dummes, hinbrütendes Leben ohne den mächtigen Wortverband des Herrn, da man in einer ernsten Lebensfrage nicht einmal weiß, warum man so ganz eigentlich auf der Welt ist?!

04] Daher muß ich nun das Wort des Herrn haben, und sollte es dieses mein ohnehin eben nicht vielsagendes Leben kosten!

05] Aber wie werde ich es anstellen, daß mich erhören möchte der Herr und mir geben Sein Wort, wie Er mir gegeben hat die Verheißung?

06] Ich weiß, was ich tun will: Ich werde Ihn so recht zu lieben anfangen und will schwärmen vor Ihm, wie ein blindverliebter Tor vor seiner Maid, die er zum Weibe möchte!

07] Wie aber, wenn mich der Herr da doch noch sitzen ließe? - Da, ja da will ich auf die ganze Welt und selbst auf Seine Verheißung völlig Verzicht leisten! Der Purista will ich da für allezeit den Rücken kehren und für mich ganz allein sein, dem Herrn anhangen aus allen Kräften, Ihm allein im stillen meine Ehre und mein Lob darbringen, aber alles andere also betrachten, als wäre es ganz und gar ewig nicht vorhanden gewesen!

08] Und ich will und werde dazu noch ganz allerernstlichst und lebendigst sagen in meiner Seele: 'Herr, hier bin ich nun ganz vor Dir und habe alles hintangegeben Deinetwegen; also mache denn nun auch mit mir, was Du willst, und mir wird es recht sein!"'

09] Also hatte der Muthael zu handeln nun beschlossen, und also tat er es auch pünktlich.

10] Es verging aber also der ganze Tag, und die Gesellschaft hatte schon lange gespeist in der Hütte der Purista, als man nach so manchen erhabenen und belehrenden Gesprächen wieder an den Muthael zu denken anfing und der Adam zum Henoch sagte:

11] »Fällt dir denn nicht auf, daß da der Muthael, der noch vor dem Mittage aus der Hütte trat, nun noch nicht zurückgekommen ist?! Mir kommt es vor, da ihm hier von allen Seiten hübsch tüchtig ist zu Leibe gegangen worden, so ist er der fortwährenden Belehrungen wegen etwas heimlich erregt von dannen gewichen, hat sich dann irgendwo in einem Erdwinkel verborgen und wird uns darum so leicht nicht wieder zu Gesichte kommen; und ich bin darum sehr bekümmert um ihn!«

12] Der Henoch aber sprach zu Adam: »Vater, sei des ganz unbekümmert; denn der Herr ist vorsichtiger und barmherziger als wir alle! Er ist der wahre Lehrer und Führer des Muthael und lehrt und führt ihn nun schon den allersichersten und allerbesten und kürzesten Weg zum Ziele.

13] Daher sei ganz unbekümmert um den Muthael, der nun endlich einmal aus sich heraus den festen Ernst gefaßt hat, für die Liebe, Erbarmung und Gnade des Herrn alles, selbst sein Leben, hintanzugeben!

14] Bald werden wir alle nach unseren äußeren Sinnen sogar überzeugt werden, wie der Herr mit denen umzugehen pflegt, die Ihm alles zum Opfer gebracht haben!

15] Er prüft sie nach der Stärke ihres Gemütes und nach dem Werte ihres Gelübdes; haben sie sich aber da als bewährt gefunden, dann aber stehen ihnen auch auf einmal alle Pforten des Lebens offen!

16] Und also wird es auch mit Muthael geschehen; daher seien wir guten Mutes und geben Gott die Ehre! Amen.«

17] Adam war mit diesen Worten wieder beruhigt, und bald darauf begab sich die ganze Gesellschaft hinaus ins Freie.

18] Adam meinte freilich, man solle! nach Hause ziehen ob des nächsten Sabbats.

19] Aber der Henoch meinte, der ; Sabbat des Herrn sei auf der ganzen Erde ein und derselbe; daher ließe er sich auch in dieser Gegend gar wohl feiern.

20] Und der Adam war auch damit zufrieden.



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