Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 102. Kapitel: Henoch hindert der beschämten Muthael am Fortgehen. Henochs Rede über das Wesen der Weiber. (24.08.1843)

01] Diese Worte zeigten dem Muthael sogleich, mit wem er es zu tun hatte. Er verneigte sich daher vor Lamech und machte sehr stark Miene, die Gesellschaft so bald als nur immer möglich zu verlassen; denn er war der Meinung so ganz heimlich bei sich selbst, der Henoch habe ihn da geflissentlich anrennen lassen.

02] Und so war er gewisserart von allen Seiten her indigniert (zurückgewiesen), und es wandelte ihn auch noch eine Scham obendarauf an, indem er sich jetzt im Angesicht der Väter, wie im Angesichte der Purista in seiner Weisheitsfähigkeit gewaltig zurückgesetzt fand.

03] Als er sich aber so ganz gemach der Türe zu nahen anfing, da sagte der Henoch zu ihm: »Muthael, also verläßt kein Mann je eine Gesellschaft, wie da die unsrige ist! - Willst du denn wohl eine Torheit mit der andern krönen?«

04] Der Muthael aber erwiderte: »Das will ich mitnichten, - wohl aber die erste mit der zweiten vergessen machen! Zudem hat mir der gut gesalzene Lamech ja anbefohlen, daß ich gehen solle, um mich zuerst selbst besser kennenzulernen! Was wohl kann das für eine Torheit sein, wenn ich den Rat eines so mächtig gesalzenen Weisen befolge? Oder ist das anders zu verstehen?«

05] Hier sagte der Henoch zum Muthael: »Muthael, du scheinst darum von einem mächtigen Eigendünkel beseelt zu sein, weil der Herr einiges über die Weiberliebe mit dir geredet hat!?

06] Siehe, wärest du irgendein leichtsinniges, töricht blindes Weib, das da seine Fleischesbegierden nur am besten kennt und für deren Befriedigung allezeit sorgt, so möchte ich mir aus deiner gemessenen Dummheit nichts machen!

07] Denn also ist ja auch des Herrn Sinn! Er erfaßt das Weib, das Ihn allein zu lieben vermag und völlig will ohne irgendeine Beimischung der Welt, und trägt es dann auf den Armen und Händen und Fingern seiner glücklichsten Bestimmung zu!

08] Aber ein Weib, das da zumeist an der Weltdummheit, wo etwas Sinnlich-Ergötzliches herausschaut, seine Freude findet, läßt der Herr gehen wie das Getier der Wälder und kümmert Sich im übrigen gar nicht um es, außer in dem nur, daß Er ihm das sinnliche Leben des Leibes gibt wie dem Getiere der Wälder,

09] aus welchem Grunde denn auch einem ausgearteten Weibe nicht leichtlich mehr zu helfen ist und es leicht übergehen kann in alle Unzucht und Hurerei, wie wir von ähnlichen Erscheinungen in der Mitternacht eine Menge Beispiele haben und wohl wissen, wie dann ein Weib, das nur einmal einer Weltfreude wegen den Herrn auf die Seite gesetzt hat, nur kaum durch ein Wunder vom völligen Untergange gerettet werden kann!

10] Siehe, das ist der Sinn des Herrn bezüglich des großen Leichtsinnes der Weiber, desgleichen da auch der meinige!

11] Du aber bist ja doch kein Weib, sondern ein mit göttlicher Verheißung erfüllter Mann, und ich kann dich darum nicht - als wärest du ein unzubändigendes Weib - in deiner Dummheit fortrennen lassen, sondern ich muß zu dir sagen:

12] Muthael, bleibe hier! Erkenne im Lichte der Väter deine Dummheit, und lerne in dir würdigen das Salz Lamechs! Denn siehe, der Herr hat zu öfteren Malen schon am Tische Lamechs gespeist, und er ist ein völlig ausgelernter Schüler des Herrn Selbst! Ich und er stehen in einer Eigenschaft vom Herrn Selbst gestellt da; darum denn kannst du dir vom Lamech schon etwas gefallen lassen!

13] Kehre daher um, und gehe hin zu ihm; aber nähere dich ihm, wie man sich einem stark geprüften Freunde Gottes nähert, und du wirst sein Salz auf der Stelle um vieles weniger beißend finden! - Verstehst du mich?«

14] Hier wandte sich der Muthael um und befolgte den Rat Henochs.



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