Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 270. Kapitel: Nachtruhe der Gäste im Hause Lamechs. Vaterwort an Lamech über das innere Stillehalten beim Gebet.

01] Nach dieser guten Rede Henochs begab sich alsbald der Lamech hin zu ihm und fragte ihn, sagend nämlich: »Geliebter, mächtiger Freund und Bruder in unserm Gott und allerliebevollsten, allmächtigen, heiligen Vater! Da wir nun an diesem Tage im Namen des Herrn alles nach Seinem Zeugnisse geordnet haben also, wie es Ihm wohlgefällig ist, und ich nun nichts mehr weiß, was wir noch heute vornehmen könnten oder sollten, außer dem heiligen Vater ein allerlebendigstes Lob darzubringen, so wolle du im Namen des Herrn die Liebe haben und uns allen kundgeben, was da nun geschehen soll!«

02] Und der Henoch erwiderte ihm: »Höre, lieber Freund und Bruder, also - lautet der Wille des heiligen Vaters: Wir sollen uns nun zur Ruhe begeben, und alle die Gäste sollen diese Nacht in deinem Hause übernachten!

03] Dann soll sich niemand kümmern und sorgen, was etwa der morgige Tag alles bringen wird; denn dieser wird ebenso das Seinige mit sich bringen, wie es getan hat der heutige.

04] Daher auch wollen wir uns zur Ruhe begeben und nicht mehr für morgen beschließen; denn der Herr wird uns für morgen eben auch morgen anzeigen, was wir zu tun haben werden.

05] Und so denn zeige solches den Gästen an, und lasse sie bringen in ein reines Schlafgemach!

06] Ich und diese meine sieben Brüder werden unser Lager hier nehmen; du aber tue mit dir und deinen Angehörigen, was du willst!

07] Willst du auch hier verbleiben, wird es recht sein; und willst du mit den Deinen dich in ein anderes Gemach begeben, so wird es auch recht sein, - denn hier ist nicht eines besser als das andere. Und so denn laß es geschehen! Amen.«

08] Diesen Worten zufolge begab sich der Lamech sogleich zu den Gästen und kündigte ihnen solches an; den Terhad aber behielt er in seiner Gesellschaft.

09] Lamechs Diener kamen und führten die Gäste ehrerbietig in die Schlafgemächer, und die Weiber und Mägde brachten alsbald Teppiche und wohlriechende weiche Polster in den Thronsaal und bereiteten das Lager für die hohen Gäste und nach dem Wunsche Lamechs auch für ihn und für die Seinen eben auch im Thronsaale.

10] Es brannten aber noch die Naphthatöpfe stark vor den Fenstern (denn in Hanoch war es Sitte, vor jedem Fenster einen tönernen oder auch ehernen Topf zu haben, welcher am Abend mit Erdöl und etwas wenig Stroh gefüllt und sodann bald angezündet ward), und der Lamech fragte darob den Henoch, ob die Töpfe etwa sollten verlöscht werden.

11] Der Henoch aber erwiderte ihm: »Laß leuchten, was da leuchtet; denn es ist besser, im Lichte zu ruhen, als zu schlafen in der Nacht!«

12] Auf diese Worte entließ der Lamech alsbald alle die Dienerschaft, nachdem er ihr zuvor auf das lebendigste noch die Erinnerung gab, des Herrn ja wohl zu gedenken vor dem Schlafengehen.

13] Als sich nun alles entfernt hatte, da fiel der Lamech alsbald auf sein Angesicht nieder, lobte und pries Gott laut.

14] Nach einer Weile aber, nachdem der Lamech sich in Lobeserhebungen des Herrn nimmer erschöpfen wollte, sprach eine Stimme, die da war die Stimme des Vaters, zu ihm:

15] »Lamech, deine Worte klingen zwar schöner denn die große Musik der Sphären im ewigen Schöpfungsraume; aber die Liebe im Herzen des Geistes ist noch schöner als all dies herrliche Getöne! Daher gib Rast deinen Lippen, damit dadurch zum ruhigen Spiegel werde das lebendige Gewässer in deiner Seele und Ich Mich beschauen kann in dir und du erschauest Mein Wesen im Spiegel deines Gewässers!«

16] Hier stand der Lamech auf dankte im Herzen dem guten Vater für diese herrliche Ermahnung und begab sich dann mit den andern zur stärkenden Ruhe.



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