Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 179. Kapitel: Henoch wird in seiner angeblichen Göttlichkeit und Allmacht von Kisehel geprüft und gedemütigt.

01] Nach dieser Wunderhandlung erst wandte sich der Kisehel an den Lamech und fragte ihn: »Lamech, der du dir nicht nur einbildest, ein großer König zu sein, sondern sogar in dem Wahne bist, ein Gott zu sein, du hast schon viele Tausende hinrichten lassen, und das noch allzeit auf die möglich grausamste Art; sage uns, ob du vermöge deiner Gottschaft auch nur einen wieder ins Leben zurückgerufen hast?!

02] Denn wir wissen es gar gut, daß dich so manche Tat gereut hat.

03] Gerne hättest du deine Brüder, die du erschlagen hast, wieder ins Leben zurückgerufen, wie auch noch manche andere, wenn es dir möglich gewesen wäre zur Zeit, da du dich noch nicht als Gott wähntest.

04] Darum sage uns, warum du solches denn jetzt nicht getan hast, da du ganz fest geglaubt hast, ein allmächtiger Gott zu sein!

05] Wolltest du es nicht, oder konntest du es nicht, oder hieltest du etwa solches unter deiner göttlichen Würde?«

06] Und der Lamech erwiderte ganz erhaben und stolz: »Ich hielt solches allzeit unter meiner Würde; darum wollte ich so etwas auch nie tun!«

07] Und der Kisehel fragte ihn wieder: »So gestehe mir denn, welche Taten du der Gottheit für würdig erkennst!«

08] Und der Lamech fragte alsogleich den Kisehel: »Bin ich denn verpflichtet, dir auf jede Frage zu antworten?«

09] Und der Kisehel erwiderte ihm: »Ja, solches mußt du nun tun, sonst könnte dich ein scharfer Rutenstreich von oben herab treffen; daher antworte nur fleißig, darum du gefragt wirst!«

10] Und der Lamech erkannte in dem überernstlichen Angesichte des Kisehel, daß da mit ihm durchaus nicht zu scherzen sei, und beantwortete darum auch alsogleich die obige Frage auf folgende Weise:

11] »Da ich alsonach schon antworten muß, so sage ich dir, daß ich nur Welten erschaffen und dieselben wieder zerstören für Gottes eigentlich würdig halte!

12] Alles andere ist nichts als pure Mückenfängerei und kann als Werk kleiner, dienstbarer Geister angesehen werden!

13] Also ist auch Rache und Gericht Gottes würdig; Erbarmung, Liebe, Geduld, Schonung und dergleichen können nur als Eigenschaften gemeiner Kreaturen betrachtet werden!«

14] Und der Kisehel fragte ihn wieder, sagend nämlich: »Gut, ich will es dir einstweilen gelten lassen; aber nur mußt du mir auch noch dazu erweisen, daß du wirklich ein allmächtiger Gott bist!

15] Denn es geht nicht darum (daraus) hervor, so du es nicht willst, daß du es deshalb auch nicht vermöchtest die Allmacht kennt ja doch sicher nichts Unmögliches!

16] Du könntest demnach doch Tote wieder erwecken zum Leben, wenn du es nur wolltest?!

17] Ich sage dir darum jetzt aber, daß du das gerade jetzt, um uns deine Gottheit zu beweisen, tun mußt; denn aus dem Zerstören und Töten erkennen wir deine Gottheit noch nicht, da solches auch die wilden, reißenden Waldtiere zu tun imstande sind.

18] Siehe, da stehen Mägde, Weiber und deine Knechte! Töte eines, und belebe es dann alsbald völlig wieder, und du kannst versichert sein, daß darum auch wir dich als den alleinig wahren Gott Himmels und der Erde anerkennen und demütigst anbeten werden!

19] Bedenke dich aber nicht zu lange, sondern zeige uns alsogleich, was alles als Gott du vermagst!

20] Hier fing der Lamech sehr gewaltig zu stutzen an, und wußte nicht, was er nun tun oder doch wenigstens reden sollte.

21] Und der Kisehel sagte darauf ganz ernstlich zu ihm: »Höre, Lamech, so du uns nicht sogleich einen Beweis also von deiner Göttlichkeit gibst, wie ich ihn von dir verlangt habe, so werde ich dich zwingen mit brennenden Fackeln über deinem Rücken, daß du mit einen eigenen königlichen Händen wirst müssen die dir wohlbewußte steinerne Tafel - auf welche du den Namen Jehova' schriebst, sie, diese Tafel, dann mit Unflat beschmiertest, den Namen verfluchtest und ihn dann in ein unratvolles Loch warfst und dasselbe wieder mit Unrat verscharren ließest - wieder ausgraben, reinigen und dann erst als ein strenger Büßer dein Leben lang dasselbe Täfelchen allerhöchst verehren und den Namen anbeten müssen!«

22] Hier zerplatzte der Lamech beinahe vor Wut; denn er wußte nun gar wohl, wie es mit seiner Allmacht stand, und was er vermochte.

23] Daher sah er aber auch schon voraus, was er werde tun müssen, und gestand endlich voll Grimm, daß seine Gottschaft bloß nur ein königlicher Ehrentitel sei, aber keine Wirklichkeit.

24] Und der Kisehel entgegnete: »Wenn es also ist, warum hast denn du demnach den Namen des alleinig wahren Gottes also entheiligt? Rede, oder du begibst dich alsogleich an das von mir ehedem ausgesprochene Werk!«

25] Hier verzehrte der Grimm beinahe den Lamech, und er blieb ganz stumm.



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