Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 176. Kapitel: Kisehels energische Rede an den Wüterich Lamech. Der widerstrebende Lamech wird von Kisehel zum Gehorsam erzogen.

01] Und der Kisehel hob abermals seine Hand empor und fing mit mächtiger Stimme folgende Worte an den grimm- und wutentbrannten Lamech zu richten, sagend nämlich:

02] »Lamech, du nichtiger König alles Lasters, alles Greuels und aller blindesten und schwärzesten Bosheit! Ich sage dir im Namen des großen, über alles mächtigen Gottes: Nicht ein am Boden zertretenes Steinchen der schmutzigsten Straße deiner Stadt verlangen wir von dir als irgendeinen Tribut! Wenn wir diese Tiefe wieder verlassen werden, wird sogar zuvor aller Staub von unseren Füßen abgekehrt werden!

03] Also haben wir auch die Zeit unseres Hierseins außer der freien Luft und des reinen Wassers nichts in unsere Eingeweide aufgenommen, was nur immer die Tiefe an Früchten und Eßwaren hervorbringt; denn wir sind mit allem von oben aufs reichlichste versorgt. Aus dem magst du wohl entnehmen, daß wir nicht irgendeines Tributs halber dahier sind!

04] Aber dennoch verlangen wir einen starken Tribut von dir; aber keinen Sach-Tribut, sondern einen Tat-Tribut verlangen wir von dir - und somit den Tribut deines Gehorsams!

05] Sieh, du bist ein König, verlangst von jedermann den allerpünktlichsten Gehorsam auf Leben und den grauenvollsten Tod - und hast doch selbst noch nie gehorcht!

06] Daher wirst du jetzt zum ersten Male in deinem ganzen Leben ebenfalls deinen wohlgenährten Nacken unter das schwere Joch des Gehorsams beugen müssen und tun, was dir von uns zu tun, und tragen, was dir von uns zu tragen auferlegt wird im Namen Jehovas!

07] Wohl dir, so du dich in alles willig fügen wirst; im Widerstrebungsfalle aber sollst du die scharfe Zuchtrute Gottes so lange auf das allerheftigste empfinden, bis sich dein königssteifer Nacken willig unter das Joch unseres Willens im Namen Jehovas fügen und allergeschmeidigst beugen wird! Kennst du nun den Tribut?«

08] Hier sprang der Lamech vor Grimmwut in die Höhe und stürzte wütendst auf den Kisehel los, als wollte er ihn in Stücke zerreißen. Der Kisehel aber faßte den hinstürzenden Lamech behende an seinen langen Haaren, hob ihn etwas schüttelnd vom Boden, und fragte ihn ernstlich: »Lamech, du elender Wurm des Staubes und aller Ohnmacht und gänzlicher Kraftlosigkeit sage mir jetzt, wie lange du uns zu widerstreben gedenkst!

09] Du, den wir durch die Kraft Gottes in uns durch einen leisesten Mundhauch verwehen können, du willst dich sträuben vor dem allmächtigen Willen Gottes?!

10] Sage mir, was willst du tun, so ich dich wieder freigebe? Denn nicht eher sollst du mir mit deinen Füßen den Boden berühren, als bis du dich nicht, hier in der Luft hängend, klärlichst ausgesprochen haben wirst, was du zu tun gedenkst, so ich dich wieder freilasse!

11] Was dir vor uns deine Knechte nützen, magst du jetzt wohl sehen; daher rede!«

12] Und der Lamech knirschte mit den Zähnen und sagte endlich: »So gebet mir wenigstens drei Tage Bedenkzeit, damit ich mich zu sammeln und zu fassen vermag! Denn ich sehe nun, daß ich gegen Feinde, wie ihr es seid, keine Waffen habe; daher will ich mich bedenken und fassen, wie ich euch gehorchen werde können!

13] Und sodann setze mich wieder auf den Boden, und sage mir dann, was ich tun soll!« - Und der Kisehel setzte den Lamech wieder auf den Boden und ließ ihn frei.

14] Als der Lamech aber frei war, da lief er sogleich seinem Throne zu, setzte sich allda in seine königliche Positur und fragte dann mit großem Ernste: »Was soll sonach denn der große König und Herrscher Himmels und der Erde tun?!

15] Und der Kisehel sagte auf diese überaus dumme Frage: »Fürs erste soll dieser große König und Herrscher Himmels und der Erde alsogleich von seinem Throne herabsteigen, will er nicht auf dem ehernen Throne zu Asche verbrannt werden!«

16] Hier fing der Thron an, sogleich heißer und heißer zu werden, und der Lamech sprang alsbald vom selben herab und fluchte zum ersten Male dem Throne.

17] Und der Kisehel sprach weiter: »Und dann wird der entthronte große König sich alsogleich mit uns hinaus zu den Pfützen, Sümpfen und Morästen begeben; seine Leibwache wird ihm folgen! Wird er mit uns draußen vollends angelangt sein, allda wird er dann schon eine weitere Order bekommen, was alles er zu tun bekommen wird!

18] Und also folge uns im Namen Jehovas, des großen, allmächtigen Gottes! Amen.«



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