Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 134. Kapitel: Ein Evangelium an Schwätzer und Feinredner.

01] Hierauf erst konnte der Mahalaleel seinen Mund öffnen und folgendes sagen:

02] »O Du heilige, große Wahrheit, Du ewiges Licht alles Lichtes, welch eine Tiefe, welch eine Fülle der heiligen Ordnung in Dir, Du allerliebevollster Vater!

03] O wenn ich dieses alles nur auch so recht fassen könnte!

04] Aber, o liebevollster heiliger Vater, da sieht es sehr locker aus in meiner Seele!

05] Der Geist zeugt den Geist, die Seele die Seele - und das Fleisch wieder das Fleisch!

06] Und alles also, daß da eines besteht im andern und also auch durcheinander, so zwar, daß da auch eines aus dem andern hervorgeht und eines das andere bedingt; eines ist da fürs andere.

07] Aus dem All der Dinge ist (besteht) der Mensch in seiner Vollendung, und diese ist das Endziel alles Geschaffenen!

08] O Vater, wie unendlich groß ist Deine Weisheit! Du redest nie ein Wort umsonst, und jedes Wort aus Deinem Munde ist in der allerhöchsten Fülle wesenhaft wahr.

09] Solches alles weiß ich lebendig in mir und sehe auch so manches ein; aber alles dessen ungeachtet muß ich mir leider doch wieder das traurige Zeugnis geben, daß mir von Deiner früheren Gnade so manches, ich will gerade nicht sagen, gänzlich, aber doch nahe zum größten Teile - eben nicht unverständlich, aber dennoch so - gewisserart dunkel war! Das heißt, was das Wort betrifft allein für sich, so habe ich wohl jedes sehr genau verstanden; nur hinter dem Worte, - ich will hier eigentlich sagen, dasjenige, was Du sicher so ganz eigentlich hast damit bezeichnen wollen, oder vielmehr den inneren Sinn betreffend, - siehe, o liebevollster, heiliger Vater, das ist es, wo ich mich nicht so ganz vollends zurechtfinden kann!

10] Ich weiß es nur zu außerordentlich gut, daß einzig und allein nur ganz vollkommen ich selbst daran schulde; aber es ist mit dieser etwas traurigen Wissenschaft dennoch nicht geholfen da ich deshalb dennoch nicht des Wortes innere Gemächer beschauen kann!

11] Darum habe ich Dich, o liebevollster Vater, bitten wollen, so es Dir gefiele, daß Du mir auch im Hintergrunde dieser Deiner überheiligen Worte möchtest nur ein kleinwinzigstes Lichtchen anzünden; sonst schaue ich die Sache wie in einer nächtlichen Dunkelheit an!

12] Aber nur, wenn es Dir wohlgefiele, - wie schon gesagt! Amen.«

13] Der Abedam aber sagte alsogleich darauf zu ihm: »Mahalaleel, warum brauchst denn du so viele Worte dazu, was du sehr leicht mit einem sagen könntest und zwar also:

14] ,Ich bin blind, Vater; mache, daß ich sehe!'

15] Siehe, das wäre ja genug; wozu denn so viel leeres, die eigene Blindheit mehr entschuldigendes als beschuldigendes Geschwätz?!

16] Ich sage dir aber, daß da eben diese deine feine Geschwätzigkeit daran schuldet, daß du im Hintergrunde Meiner Worte kein Licht zu erschauen vermagst.

17] Tue sie von dir, und werde ein gerader, offener Mensch - und kein Bückling, so wirst du alsbald ganze Sonnenheere hinter Meinem Worte erschauen, welche dir alle die inneren Gemächer Meines Wortes zur Übergnüge erleuchten werden!

18] Denn jede feine Rede ist ein duftender Opferrauch fürs eigene Herz; wenn aber das Herz also umnebelt ist wessen Schuld ist es dann, wenn selbst des hellsten Lichtes Strahlen nur matt schimmernd zum Herzen gelangen und da kaum des Herzens Äußeres ein wenig beschimmern, das Innere aber völlig unerleuchtet lassen?

19] Also, wie gesagt, weg mit der Feinrederei, so wird das Herz des Lichtes alsbald in der gerechten Menge haben!

20] Gehe aber hin zu einem oder dem andern, und du wirst keinen finden, der sich da beklagen möchte über irgend eine Dunkelheit in Meinem Worte; ja selbst dieses arme Mädchen aus der Tiefe kannst du fragen, und sie wird dir mit wenigen Worten zeigen, ob sie im Hintergrunde Meiner Worte kein Licht angetroffen hat!

21] Ich meine aber, es wird hinreichend sein Mein Zeugnis und wird nicht nötig sein, sich eigens darum zu erkundigen, ob diejenigen Mein Wort verstanden haben, von denen Ich Selbst aussage, daß sie es verstanden haben!

22] So du aber ablegen wirst deine Feinrederei, da wirst du auch aller derjenigen im Geiste ansichtig werden, welche da im Hintergrunde Meines Wortes recht sehr viel Licht angetroffen haben!

23] So du aber nach deinem Worte verstehst, daß da eine Zeugung durch die andere bedingt wird, und daß alles in- und durcheinander entsteht und besteht, und endlich, daß der vollkommene Mensch der lebendige Endzweck aller Dinge ist - welches alles ganz richtig ist -, da setze nur eine gerechte Portion reiner Liebe hinzu, so wirst du gar bald und leicht erschauen, was alles da in den inneren Gemächern Meines Wortes noch verborgen ist.

24] Denn die Liebe ist der Schlüssel mit dem jeder alle die verschlossenen Gemächer Meines Wortes öffnen kann.

25] Tue also das, so wirst du sofort nicht mehr nötig haben, dich über die nächtliche Dunkelheit in den Gemächern Meines Wortes so feinredig zu beklagen!

26] Solches fasse, - und handle danach! Amen.«



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