Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 39. Kapitel: Sabbatmahl auf der Morgenhöhe.

01] Und der Hored folgte anfangs wonnestumm; denn diese Begegnung von Seite des Abedam war für den Hored etwas zu unaussprechlich heiligst Großes, als daß er darüber hätte können seinem Herzen gehörig Luft machen. Er war förmlich wonnetot; nur der allerwilligste Gehorsam belebte seine Glieder.

02] Als sie aber ungefähr den halben Weg zurückgelegt hatten, da auch erst fing der Hored an, ein wenig aufzutauen von. seiner übermäßigen Liebwonnestummheit und einen tiefen Odem zu schöpfen für ein ernstes, großes Wort in diesem neuen Zustande. Allein der Abedam sagte alsbald zu ihm: »Mein geliebter Hored, laß nun in der Ruhe deine Zunge; so sehr auch immer du deine Zunge mit deinem Herzen in die volle Übereinstimmung zu bringen vermagst, so kannst du aber doch von Mir aus vollkommenst versichert sein, daß Mir dessenungeachtet allein die Sprache deines Herzens viel lieber und angenehmer ist, als wenn sie durch der Zunge natürliche Rauheit vieles verliert an ihrer lebendigen Anmut, wenn auch der Wahrheit unbeschadet. Siehe, alles, was du nur immer ansiehst, predigt dir beständig die ewige Wahrheit; aber nur die Liebe ist das allerinwendigste, unsichtbarste Leben der Wesen!

03] Darum auch bleibe in dir, und zerstreue nicht fruchtlos, was dein Herz gesammelt hat; es wird aber schon für dich eine Zeit kommen, da du wirst Meine Äcker bestellen müssen! Darum spare deinen herrlichen Samen des Lebens aus Mir für die Zeit, wann Ich dich berufen werde!

04] Und so laßt uns im Frieden ziehen der Heimat zu, allwo du noch so manches erfahren sollst! Amen.«

05] Und also zog diese Gesellschaft an der Seite des Vaters der Morgenhöhe zu. Und als sie die Vollhöhe erreicht hatten, da war auch schon in hundert und hundert großen Körben ein über reiches Mahl wohl bereitet, bestehend aus lauter allerherrlichsten, edelsten, frischesten und wohlschmeckendsten Speisen, als: Früchten, Honig, Brot und in den Krügen reinster und köstlichster Beerensaft.

06] Als nun der Abedam sah, daß da alles in der Ordnung war, da segnete Er die Speise und den Trank und sagte dann zu den Vätern, welche die Speisen herbeigeschafft hatten: »Ruft herbei alle eure Kinder, und laßt sie behende austragen und verteilen die Speisen und den Trank an alles Kindervolk, und sie sollen alle davon essen und trinken und sollen fröhlich sein in Meinem Namen und sollen nun auch alle erfahren also von Munde zu Munde, daß Ich, ihrer aller Vater, sichtbar unter ihnen bin!

07] Drei Körbe aber sollen für uns hier auf der Vollhöhe verbleiben; und nun gehet und tuet!

08] Du, Lamel, aber siehe dorthin gen Abend! Siehe, gerade da, wo drei hohe Zedern den Scheitel eines Hügels schmücken, wirst du einen armen Vater mit seinem Weibe und seinen sieben Kindern, wovon drei Knaben und vier Mägde sind, antreffen! Diese Familie ist noch von der alten, allerdrückendsten knechtlichen Ehrfurcht befangen, also zwar, daß sie sich nicht einmal ihre Füße von da weiter zu setzen getraut, woselbst sie der Hütte Adams ansichtig wird.

09] Darum hebe dich behende dahin und bringe sie samt und sämtlich hier' her zu Mir; und also gehe und tue!

10] Du, Lamech, aber nimm diesen mittleren Hauptkorb, und trage ihn hin zum Adam; und du, Gabiel, nimm den zweiten für dein Haus; und der dritte aber bleibe hier für Mich, für den Henoch, für den Jared, für Lamech und sein Weib, für Meinen Namensgefährten, für Kisehel und Sethlahem und seine anderen Brüder, für das Weib Zuriels, für dich, Meinen Hored, und die Naeme, für den Jura, Bhusin und Ohorion und für die Familie, die der Lamel sogleich hierher bringen wird!

11] Alle anderen sollen sich entweder um den Korb Adams setzen - und die, die da von Morgen her sind, um den Korb Gabiels!«

12] Es bedünkte (berührte) aber den Adam heimlich schmerzlich, daß der Abedam nicht an seinem Korbe wollte teilnehmen.

13] Der Abedam aber sagte sogleich zu ihm: »Adam, ist denn ein Unterschied in den Körben? - Du sollst aber darum nicht liebehrgeizig traurig sein darum (weil) Ich die Schwachen um Mich her versammle!

14] Es stehen aber die drei Körbe ja hier ohnehin also aneinandergereiht daß sie nur durch geringe Zwischenräume getrennt werden; wozu also des Rangkummers?

15] Bin Ich nicht der Vater, und bin Ich nicht hier in euer aller Mitte?! - Sei daher nur guten Mutes, und denke nicht nach der Rangzahl der Körbe, sondern lieber an Meine allgemeine Vaterliebe, so wird da sicher kein Unterschied sein, in welchen Korb Ich oder du greifst!

16] Meinst du aber etwa, dein Korb ist darum weniger gesegnet - Dieser Irre sei ledig! Amen.«

17] Darauf wurde es alsbald wieder wärmer und heller in der Brust Adams, und er bat den Abedam um Vergebung. Der Abedam aber erwiderte ihm:

18] »Adam, - wie sollte Ich dir denn deine Liebe zu Mir vergeben, als wäre sie eine Sünde?! Daher sei nur vollkommen ruhig; denn diesen deinen Schmerz erzeugte ja deine Liebe zu Mir. Daher also sei ganz vollends ruhig, und genieße die Speise heiter! Amen.«

19] Nach diesen Worten aber brachte auch schon der fertige Lamel seine überfromme Beute.

20] Der Abedam aber ging ihnen entgegen, dieweil sie sich sehr fürchteten, und sagte zu ihnen: »Kommt her, ihr Meine lieben Kindlein, und fürchtet euch nicht vor Mir, eurem ewigen, heiligen, überguten Vater.«

21] Und sie erkannten Ihn gar bald, fielen vor Ihm nieder und priesen und lobten Ihn überaus laut.



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers