Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes' (Band 1)


Kapitelinhalt 131. Kapitel: Adams Freude und Dank. Frage des wißbegierigen Jura an Asmahael.

01] Und nachdem der Henoch solches beachtenswerte Selbstgespräch in sich beendet hatte, war Asmahael mit Seinem gewaltigen Fange auch bei der allgemein bis zur Stummheit verwunderten Gesellschaft angelangt.

02] Als Er nun vollends, bei dreißig Schritte noch entfernt vom Adam, vor die Harrenden gekommen war, da hieß Er die große Schar sich niederlassen und ging dann hin zum Adam, der sich von seiner Stummheit noch nicht erholt hatte, und sagte ihm:

03] »Adam, erwache und siehe, was die Stimme des wahren Rufers vermag, und dann zähle und beurteile, ob da keines abgehe, - und zuvor aber segne sie alle, amen

04] Adam aber erhob sich und sagte ganz zerknirscht im Herzen: »Asmahael, laß mich nur das letztere in Deinem Namen tun! Denn was Du, o Herr, gezählt hast, da ist die Zahl sicher allzeit übervoll; denn Du bist ja allzeit ewig und unendlich, und was Du tust, ist ja auch allzeit am besten getan!

05] Ich und alle meine von Dir mir geschenkten Kinder aber können nun nichts tun, als Dich loben und preisen! O Herr, nimm unsere Herzen als warme Worte voll Dank und Liebe zu Dir allergnädigst auf, und tue alles mit uns allen nach Deinem Wohlgefallen! Amen.«

06] Und der Asmahael rief zu sich den Jura, den Bhusin und den Ohorion und sagte zu ihnen: »Höret! Euer Vater ist schon nahezu zwei Stunden bei euch in der Gegend, und es hat ihm noch niemand eine Stärkung gebracht; daher sendet Boten nach Hause und laßt holen allerlei Früchte, Brot, Milch und Honig in hinreichender Menge, damit das alles wohl auslange für alle, die wir hier zugegen sind! Und nun gehet und tuet! Amen.«

07] Der Jura ließ sogleich die zwei Brüder gehen; er aber verweilte noch eine kurze Zeit beim Asmahael und fragte Ihn, sagend:

08] »Mächtiger Jüngling! Möchtest du mir denn nicht gestehen, wer und woher du bist? Ist Adam auch dein Vater? Oder gibt es auf dieser weiten Erde vielleicht noch irgendeinen mächtigeren Hauptstammvater, denn da ist unser Vater Adam, dessen Worten dereinst auch die Sonne und der Mond gehorchten?

09] Dieweil er aber einmal fiel vor Jehova, so ist auch gefallen seine Macht, und wir alle sind nun Diener der Schwäche und vermögen uns nimmer zu erheben aus unserer Ohnmacht.

10] Du bist aber einer in der Macht gleich dem Adam vor dem Falle vor Jehova; daher könntest du mir wohl sagen, was ich dich fragte, - doch, so du es willst! Amen.«

11] Und der Asmahael erwiderte: »Jura, gerecht bist du und gerecht deine Frage; aber denke bei dir selbst nach, welcher Nutzen für dich daraus erwachsen wird, so du solches weißt, oder so du es vorderhand nicht weißt!

12] Eine Unwahrheit ist Meinem Munde unmöglich, und für die Wahrheit bist du in deinem Herzen noch nicht reif, - vor der Reife aber würde sie dich töten; daher gedulde dich bis zur Reife, und liebe und fürchte Gott, so wird dir im Herzen eine Antwort kommen über Den, der dir nun solches rät!

13] So viel aber wisse, daß Ich in keiner deiner Fragen Platz habe, und es ist daher jede deiner Vermutungen irrig; aber werde reif, so wirst du ein großes Licht erschauen, welches ist ein Licht alles Lichtes!

14] Und jetzt aber gehe auch du, und tue gleich deinen Brüdern! Amen.

15] Und der Jura ging und ließ mit den übrigen reichlich bringen [Speise und Trank, d.Hg.] nach dem Geheiße Asmahaels.

16] Als nun die Kinder der Mitternacht mit all dem reichlich beladen daherkamen und solches niederlegten vor Adam und den übrigen Kindern, da trat Asmahael hinzu und segnete alles und gebot allen, davon zu essen, und setzte Sich Selbst zuunterst an die Körbe und aß zum ersten Male mit ihnen.

17] Adam aber bemerkte: »O Asmahael! Wie magst Du zuunterst an den Körben sitzen, - gebührt Dir doch der erste Platz vor allen!«

18] Asmahael aber entgegnete: »Adam Wo ist oben, und wo ist unten?! - Der erste Platz aber ist der der Demut. Doch weißt du denn nicht, daß, wo der Erste Sich hat gesetzt, auch Sein Platz ist gleich Ihm?! - Daher sorge dich nicht um Meinen Platz, sondern genieße nun ohne Sorge! Amen.«


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