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Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 293


01] Doch an derlei Mückenfängereien liegt wenig, alles aber an dem Tun Meines Willens!

Anzahl der Engel am Grabe (mt.28,02-03; =Markus.16,05; =Lukas.24,04; jl.ev11.293,02-04a)

02] Was aber da bei Matthäus a den blitzgestaltigen und steinewegwälzenden Engel betrifft, und bei Markus b auch zwar einen, aber schon im Grabe sitzenden Jüngling, und was bei Lukas c  die zwei Männer in glänzenden Kleidern und bei Johannes d zwei Engel in weißen Kleidern betrifft, so hat dieser scheinbare Widerspruch fürs erste seinen Grund, was die Zahl betrifft, darin, daß von den höchst gewissengebundenen Evangelisten nach der altjüdischen Art darum nur eines Engels erwähnt wird, weil die zwei eine Tat verübten und auch nur ein Wort führten. Und fürs zweite, weil nicht alle die sieben Weiber zwei Engel sahen, sondern allein die ersten drei Benannten, die andern vier aber nur einen, und somit dann auch ihre Aussagen von denen der Apostel und Jünger verschieden waren, darum denn auch Matthäus und Markus als höchst skrupulöse Schreiber sich nicht getrauten, die vielfache Zahl zu nehmen, um sich vor den schriftgelehrten Juden-Christen nicht eines Schreibfehlers wegen als untüchtige Schreiber bloßzustellen, als ob sie nicht wüßten, wann von zwei handelnden Wesen die einfache und wann die vielfache Zahl gebraucht werden solle. Lukas und Johannes aber, da sie das Wort um vieles später niedergeschrieben haben, waren über diese Sprachkleinigkeiten hinaus und gaben die Aussagen der ersten drei Weiber völlig kund. (a =Matthäus.28,02-03; b =Markus.16,05; c  =Lukas.24,04; d  =Johannes.20,12)

03] Und endlich liegt noch ein dritter Grund darinnen, daß Ich es also haben wollte, der blinden Welt wegen, darum sie Mich verstoßen hat, auf daß sie sich zu Tode stoßen solle an den Weibern und an der Zahl ihrer Weltgeister. Und endlich noch des geistigen Sinnes wegen, darum die bloße Hör- und Schaugier nur einen mahnenden Geist hat zur Erweckung des Glaubens; die Liebe Magdalenas aber ersieht auch den höheren Geist der Liebe und des Lebens, der da ist feurig und glänzenden Kleides.

04a] Und somit wäre auch dieser Widerspruch ausgeglichen, geschichtlich und geistig.

Unterschiedliches Aussehen der Engel am Grab (mt.28,03; =Markus.16,05; =Lukas.24,04; jl.ev11.293,04b-05)

04b] Was aber die a ungleiche Gestalt der Engel betrifft, so entsprach diese dem Inneren der sieben Weiber; Magdalena sah sie feurig und glänzend, die andern aber nur mit weißen Kleidern angetan. Die Ursache ist die feurige Liebe der Magdalena und bei den anderen ihre stille Sanftmut und Trauer. (a Matthäus.28,03; =Markus.16,05; =Lukas.24,04)

05] Matthäus gibt somit allein nur das a Gesicht der Magdalena aus der schon bekannten Ursache in der einfachen Zahl an. b Markus, noch skrupulöser als der Matthäus, hält sich an die Mehrheit der Stimmen zwar, aber was da die Zahl betrifft, pflichtet er dem Matthäus bei. c Lukas gibt die Aussage der Magdalena getreu an, nur gebraucht er statt des Wortes 'weiß', das die Sache mehr erhöhende Wort 'glänzend', d.h. weiß, soviel wie scheeweiß oder blendendweiß, und schweigt darum vom feurigen Gesichte, um die Doppelaussagen mehr in ein gerundetes Ganzes zu bringen, und endlich aber auch zufolge Meines Willens, damit dadurch der Übergang vom alleinigen Glauben zur lebendig tätigen Liebe angedeutet würde, wie solches auch wahrlich zu ersehen ist aus der Ordnung der vier Evangelisten. d Johannes spricht nur von zwei in weißen Kleidern sitzenden Engeln. Die Ursache liegt hier lediglich im Geistigen seiner evangelischen Ordnung nach, wodurch da angedeutet wird die Unschuld der Liebe und die leidenschaftslose Ruhe des gewonnenen ewigen Lebens, und so verschweigt der sonst allerfreudigste Schreiber das Feuer der Magdalena und somit auch ihrer weltlich leidenschaftlichen Liebe zu Mir, die zwar gerecht war, aber dennoch nicht ganz getreu der himmlischen Ordnung. (a =Matthäus.28,04; b =Markus.16,05; c 24,04; d =Johannes.20,12)



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