Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 284


01] Hat aber jemand noch etwas für sich, das er wissen möche, so mag er fragen, und Ich werde also bereit sein, ihm darüber ein kurzes und helles Licht zu geben!

Weitere Texterklärungen

Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt (mt.22,14; jl.ev11.284,02-288,02)

02] Diese Stelle des Evangeliums wird - wie nicht leichtlich eine andere - ganz grundfalsch bei nahe allen christlichen Religions-Konfessionen verstanden, denn fast alle sind der Meinung und bei den Römischen sogar des auf allen Predigerkanzeln verkündeten Glaubens, daß bloß die wenigen Auserwählten in den Himmel kommen werden, alle andern, als die vielen Berufenen, aber werden unfehlbar nach dem ebenso grundfalsch verstandenen jüngsten Gerichtstage schnurgerade in die Hölle und zwar auf ewig, verworfen werden! -

03] Damit aber dieser Satz des Evangeliums gründlich verstanden werden möge, so will Ich euch ihn in einem Bilde dartun in der Art, wie er so ganz eigentlich im Geiste und in der Wahrheit verstanden werden solle und so vernehmt denn das Bild, welches also lautet:

Gleichnis vom königl. Gastmahl (mt.22,08-14; Lukas.14,16-24; jl.ev11.284,04-288,02)

04] Es war im Morgenlande ein großer, mächtiger und weiser König. Sein Reich war groß und viele Völker beugten sich unter seinem Szepter. Dieser König beschloß einmal bei sich, um seiner Untertanen mannigfache Fähigkeiten näher kennenzulernen, ein überaus großes Gastmahl zu geben, zu dem alle Hausväter mit ihren ältesten Söhnen und Töchtern zu erscheinen geladen wurden, auf daß der König die weisesten und geistreichsten Söhne aus den vielen Geladenen erwählte für seinen mannigfachen Hof- und Staatsdienst und die Töchter - so sie wohlgestaltet und wohlgebildet wären  zu seinen Weibern und sonstigen Gesellschafterinnen.

05] Da aber die Untertanen solche Einladung vernommen hatten, entsetzten sie sich heimlich, da sie meinten, das werde nur ein schlauer Vorwand des mächtigen Königs sein, um sie alle in die Residenz zu locken und wenn sie dort wären, sie dann alle übel umzubringen und also seine Augenweide zu haben am Blute seiner Untertanen. - Daher ließ sich ein jeglicher entschuldigen und es kam niemand von den Geladenen in den königlichen Palast. Als der König aber merkte, aus was für einem heimlichen Grunde die vielen Geladenen sich zu seinem großen Gastmahle nicht zu kommen getrauten, da sagte er zu den Einladern: »Was soll ich nun tun? Seht, das a große Gastmahl ist bereitet, wer soll es verzehren? Ich sehe aber dennoch viele Neugierige auf den Gassen und Straßen und viele, die auf die Zäune steigen und dort warten und passen, um zu sehen, was ich mit den Geladenen und zum Gastmahl Kommenden etwa tun werde. b Geht daher mit großer Macht hinaus an die Zäune, Gassen und Straßen und wen immer ihr da trefft, den treibt herein, auf daß mein großes Mahl verzehrt werde. Seht dabei auch nicht auf die geziemende Bekleidung, ob hochzeitlich oder nicht, das ist nun gleich; denn nun handelt es sich vor allem um die Aufzehrung des Mahles, auf daß es nicht verderbe. Ist dieses geschehen, dann erst wollen wir untersuchen, was mein Gastmahl für Gäste hatte und ob sie wohl alle würdig waren, an dieser meiner Tafel teilgenommen zu haben.« (a Matthäus.22,08; b Matthäus.22,09)



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