Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 201. Kapitel: Die durch Jesus veränderte Gegend am Berge Nebo.

01] Hierauf erhob sich der Oberstadtrichter und richtete seine Blicke nach der Gegend, nach weit und breit hin und erkannte sie nicht mehr; denn er ersah eine große Menge der üppigsten, vollreifen Getreidefelder, daneben nahezu unabsehbar weit hinausreichende, mit dichtem Gras bewachsene Wiesen und um die Stadt herum große Gärten, die da von den edelsten Obstbäumen strotzten. Auch der Berg Nebo, auf dem wir uns befanden, war ganz grün geworden und ringsum bewachsen mit den herrlichsten Feigenbäumen und Weinreben. Ebenso ersah er auch etwas unterhalb der Stadt einen bedeutend großen Teich, von dem aus sich mehrere Bächlein in verschiedenen Richtungen hin ergossen.

02] Als der Oberstadtrichter samt den andern alles dessen ansichtig wurde, schlug er samt dem Wirte, den drei Apollopriestern und auch den etlichen Pharisäern und Juden die Hände über dem Kopfe zusammen und sagte: »O Herr, das ist nahe wie unendlich zuviel, und es übersteigt wahrlich alle meine Begriffe! Was werden die Menschen, die in dieser Stadt und in deren ziemlich weit ausgedehntem Bezirke wohnen, zu dieser Erscheinung sagen? Sie können sich unmöglich etwas anderes denken, als daß alles das irgendein barmherzig gewordener Gott bewirkt habe durch die Bitte irgendeines seiner Priester; aber ich werde alles dieses Volk davon schon in der kürzesten Zeit in Kenntnis setzen, wie und wodurch dieses alles so geworden ist.

03] Aber nun bitte ich Dich, o Herr, weder für mich noch für diese ganze Gegend irgend ein zweites Zeichen mehr zu wirken; denn es hat mich dieses schon neben meinem höchsten Erstaunen zugleich auch in eine außerordentliche Verlegenheit gesetzt, und es wird sich darüber schon wahrscheinlich noch heute und morgen ein Fragen von allen Seiten erheben, daß man darüber nicht genug taugliche Antworten wird zu geben imstande sein!«

04] Sagte Ich: »Es wird das freilich wohl der Fall sein; aber Ich werde auch dafür sorgen, daß es euch an den rechten Antworten nicht fehlen wird, und alles Volk dieser weitgedehnten Gegend wird froh und dankbar nach Hause ziehen und einzusammeln anfangen, was auf eines jedem Grunde erwachsen ist. Aber dessen magst du mit Hilfe deiner vielen Unterdiener wohl auch dir zu einem Gesetze machen, dem Volke ernst ans Herz zu legen, daß es davon kein Geschrei und keinen Lärm mache, weil es sich dadurch aus der weit entfernteren Gegend viele habsüchtige Neider an den Hals ziehen würde und am Ende zu den Waffen greifen müßte, um die neidischen Feinde von den gesegneten Grenzen dieses Landstriches fernzuhalten.

05] Also sollt auch ihr, Meine Jünger und ihr Juden, dort unter den Juden im Gelobten Lande kein Aufhebens davon machen; denn viele würden es euch nicht glauben, sondern euch nur verlachen und verfolgen. Und viele der andern schwachen Juden würden es euch wohl glauben, und durch euch auch an Mich; aber solch ein Glaube hätte für sie keinen festen Halt, da sie ihn erstens durch ihre eigenen Zusätze nur zu bald nach der Art alles Aberglaubens vergrößern würden, und fürs zweite würde solch eine Weiterverbreitung, weil sie zu sehr nach dem alten Aberglauben den Geruch hätte, nur einen sehr zweifelhaften Glauben bewirken, indem man mit der Zeit sagen würde, so man später in diese Gegend käme, um sich von dem Wunder zu überzeugen, - daß das auch ein rechter Fleiß und Eifer der Menschen habe bewirken können.

06] Doch späterhin mögt ihr davon jenen Menschen wohl eine kluge Erwähnung machen, die schon vollkommen Meine Lehre angenommen haben und durch sie in Mein Reich eingegangen sind. Diese werden es euch glauben, aber dabei auch sagen: "Ja, was sollte dem Allmächtigen denn unmöglich sein? Haben wir Ihn, so haben wir durch Ihn auch alles!"

07] Darum bleibt zum voraus (zunächst) nur bei der Lehre, und nachher mögt ihr erst auf Meine Zeichen übergehen, die mit der Folge der Zeiten, so wahr sie auch sind, doch immerhin wenig Glauben finden werden; denn der Verstand der Menschen wird so lange solche Dinge bekritteln, als wie lange er in ihren Urentstehungsgrund nicht eingeweiht werden kann, welche Einweihung bei gar vielen nicht diesseits, sondern erst jenseits wird vor sich gehen können.

08] Diesen Meinen Rat befolgt, und ihr werdet dadurch guten und ebenen Weges vorwärtskommen, ansonst ihr mit vielen Steinen des Anstoßes zu tun bekommen dürftet! Gut ist demnach gut, aber besser ist auch ewig besser, und am besten ist das, was Ich euch sage.«

09] Hierauf gaben Mir alle das Wort, diesen Rat auf das treueste zu befolgen, und der Oberstadtrichter fragte Mich, ob er darüber auch den Kaiser benachrichtigen solle.

10] Und Ich sagte zu ihm: »Den Kaiser laß einstweilen beiseite, aber nach einem Jahre kannst du davon Meinen Freund Agrikola in Rom benachrichtigen, und er wird es zu deinem Vorteile zur rechten Zeit schon auch an den Kaiser überbringen! Für jetzt aber genügt es, deinen Bezirk allein zu unterweisen; und sollte ein Nachbar aus den nördlich von hier gelegenen Städten zu dir kommen, so wird er dir das selbst sagen, wer das bewirkt hat. Den Hauptmann Pellagius magst du davon benachrichtigen; denn er ist auch in militärischer Beziehung über diese Stadt gestellt und kennt Mich!«



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