Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 181. Kapitel: Vernichtung der Hausgötter in der Herberge.

01] Als wir in das Haus unseres Wirtes, und zwar in das Gastzimmer kamen, setzten wir uns an den Tisch und die Pharisäer und etlichen Juden an ihren Nebentisch, und sogleich wurden die Fische wohlzubereitet in gerechter Menge auf den Tisch gesetzt, und es kam Brot und Wein dazu. Wir nahmen die Fische und alles übrige und verzehrten es.

02] Nach dem Morgenmahle blieben wir aber gleichfort am Tische sitzen; denn Ich Selbst wollte nicht, daß wir untertags uns unnötigerweise zuviel im Freien sehen lassen, weil es in dieser Stadt noch recht viele Erzheiden gab, die große Stücke auf ihre Tempel und Götzen hielten.

03] Hier trat der Sohn des Wirtes zu Mir und erzählte Mir, daß seine Mutter ihr ganzes Schlafgemach mit lauter Götzenbildern angestopft habe, und daß sich auch in diesem Speisezimmer ein überaus schlecht geformter Apollo befinde, dessen Gestalt gegen das, was sie vorstellen sollte, für jedermann nur das Gegenteil bewirken müsse, und er möchte darum diesen Apollo und auch die Götzen seiner Mutter hinweggeschafft haben.

04] (Der Sohn): »Denn nachdem wir Dich, o Herr, haben kennengelernt, taugen diese Götzen nicht mehr für dieses Haus.«

05] Sagte Ich: »Du hast einen guten Sinn, Mein lieber Sohn, - aber so du da selbst Hand anlegst, kannst du damit Anstände bekommen und viele Feindschaft bei euren noch blinden Nachbarn; Ich will dich aber unterstützen, und dieser Apollo und die andern Götzen werden gleich zunichte sein. Gehe hin in den Winkel, ob du noch einen Apollo findest, und dann magst du dich ins Gemach deiner Mutter begeben, und du wirst auch keinen Götzen mehr finden!«

06] Hier stand der Junge gleich auf und ging in den Winkel hin, in dem bisher der Apollo stand, und er fand von ihm keine Spur mehr. Darauf begab er sich in das Schlafgemach seiner Mutter, und alle die vielen hundert Götzen waren auch nicht mehr da, was er voll Freuden seiner Mutter, die in der Küche zu tun hatte, alsogleich erzählte, worüber diese etwas erschrak und zum Sohne sagte:

07] (Die Mutter): »Mein lieber Sohn, es ist schon alles ganz recht; aber bedenke du unsere Nachbarn! Was werden diese zu uns sagen, so sie bei einem Besuch in unserem ganzen Hause kein Götterbild mehr finden?«

08] Sagte der Sohn: »Da laß nur mich mit ihnen reden, und ich werde es ihnen sagen, daß Derjenige Herr und Meister, der in unserem Hause so große Zeichen gewirkt hat, alle deine Götzen mit einem Gedanken vernichtet hat, und dann werden sie nichts mehr sagen können. Zugleich haben wir auch unsern gestrengen und gerechten Oberstadtrichter für uns, und da werden sich die Nachbarn wohlweislich hüten, gegen diesen ihre Mißfallensstimme zu erheben.«

09] Mit dieser Belehrung war seine Mutter denn auch zufrieden und kam darauf samt dem Sohne zu Mir ins Gastzimmer und dankte Mir dafür, daß Ich sie auf eine so wunderbare Weise von etwas erlöst habe, an das sie bei sich selbst ohnehin nie gar besonders viel gehalten habe.

10] Ich aber sagte zu ihr: »Gehe du in dein Schlafgemach, und an der Stelle deiner früheren vielen Götzen wirst du etwas anderes finden, das dir lieber sein wird!«

11] Darauf ging sie abermals in ihr Schlafgemach und besichtigte es, und sie fand an der Stelle, wo sie ihre meisten Götter aufgestellt hatte, eine Kiste aus schwarzem Ebenholz angefertigt und mit Schloß und Riegel versehen. Sie machte die Kiste auf und fand sie voll römischer Silbermünzen, die einen bedeutenden Wert hatten.

12] Sie kam aber bald wieder zurück und erzählte das vor allen, besonders ihrem Mann und ihrem Sohne.

13] Und der Wirt sagte: »Das ist zu unserem wirtschaftlichen Gebrauch freilich um vieles mehr wert als alle deine früheren Götzenbilder; den größten Wert aber hat jedoch nur immer das Wort, das wir von diesem Herrn und Meister überkommen haben und vielleicht, so wir würdig sind, noch mehreres überkommen werden. Daher lassen wir jetzt deine Silbermünzen, ruhen und bitten diesen Herrn und Meister, daß Er unser Herz und unser Gemüt mit solchen geistigen Gold- und Silbermünzen wohl versehen möchte, die wir bald im andern Leben gebrauchen werden!«

14] Darauf dankte das Weib und begab sich wieder in ihre Küche und zu ihren Wirtschaftsleuten, ordnete da an, was für den ganzen Tag hin zu beachten sei und zu geschehen habe.

15] Darauf aber sagte gleich der Oberstadtrichter zu Mir: »O Du übergroßer Herr und Meister von Ewigkeit! Da Du mir heute morgen auf dem Berge Nebo versprochen hast, noch zwei Fragen beantworten zu wollen, die ich Dir schon gestellt habe - und zwar die eine schon gestern abend und die zweite heute morgen auf dem Berge Nebo bei der Gelegenheit, als ein Schakal eine arme Gazelle erjagte, sie zerriß und auffraß und bald darauf selbst durch einen Riesenaar dasselbe Schicksal zu erleiden hatte -, so wolle Du die Gnade haben, mir ein näheres Licht zu geben!«



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