Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 59. Kapitel: Jesus in der Burg Melchisedeks.

01] (Jesus:) »In dieser Burg aber befindet sich ja auch ein großer, aus Basaltsteinen gemauerter Keller! Hast du diesen noch niemals entdeckt und gesehen?«

02] Sagte der Alte und ein paar seiner nächstalten Vettern: »Ja, es soll wohl einmal ein Keller voll des besten Weines bestanden haben, und es sollen in ihm auch andere Schätze irgend verborgen sein, doch niemand von uns hat es je gewagt, sich in die unterirdischen Höhlen zu begeben und in ihnen zwischen allerlei bösem Tiergeschmeiß und andern bösen Mächten Nachsuchungen zu veranstalten, und so weiß denn auch niemand den wahren und rechten Eingang in den besagten Keller. Wo und wie kann man in denselben gelangen? Er wird durch Deine Macht nun auch, wie alles andere, sich in der besten Zustandsordnung befinden?«

03] Sagte Ich: »So ihr es glaubt, sicher; aber da von euch niemand den Eingang in denselben kennt, so folgt Mir, und Ich werde euch in den Keller führen!«!

04] Darauf folgten Mir der Alte und noch zehn seiner Leute mit einer angezündeten Wachsfackel, die wir in der großen Küche, wo deren viele vorrätig waren, nahmen und sie daselbst auch anzündeten. Von der besagten Großküche führte ein Säulengang zu einem großen Tor, das aus einer Basaltplatte angefertigt war. Ich zeigte, wie dieses Tor ganz leicht zu öffnen sei, und Ich Selbst öffnete das große und schwere Tor. Als das Tor geöffnet war, da ward alsbald eine breite Treppe ersichtlich, über die man ganz gut in den sehr weitläufig großen Keller gelangen konnte.

05] Als wir uns in diesem Keller befanden, über den diese armen Juden abermals nicht zur Genüge erstaunen konnten, da fanden wir denn auch eine große Menge von großen und kleinen Steingefäßen und auch eine noch größere Menge von steinernen, tönernen, silbernen und auch goldenen Trinkgeschirren, worüber die armen Juden nun freilich große Augen machten und nicht wußten, ob auch diese Dinge von Mir wunderbar erschaffen worden seien, oder ob sie ihrem Ansehen nach aus der Urzeit herrührten.

06] Ich aber sagte zu ihnen: »Dies alles, was wir da gefunden haben, rührt noch aus den Zeiten des großen Königs und Hohenpriesters von Salem her. Dies war auf dieser Erde Seine Burg, die, so wie die Berge mit ihren oft sehr wunderbaren Grotten und Höhlen, nicht von Menschenhänden, sondern durch dieselbe Macht, durch die sie nun wieder wie neu aufgebaut wurde, hergestellt ward. Denn Ich allein bin der wahre König von Salem und Hohepriester Melchisedek in Ewigkeit!

07] Aber nun nehmt die Krüge in eure Hände, und füllt sie mit Wein, von dem ihr in den großen Gefäßen einen übergroßen Vorrat habt!«

08] Nun nahmen die armen Juden wohl voll Freuden die Trinkgeschirre, aber sie wußten nicht, wie sie den Wein aus den großen steinernen Gefäßen, die ganz hermetisch mit schweren und glatten Steinplatten verdeckt waren, herausheben sollten.

09] Da zeigte Ich ihnen zuunterst der Gefäße eine mit einem Zapfen zugestopfte, etwas hervorspringende Öffnung, zog den Zapfen leicht aus der Öffnung, und es floß alsbald reichlich ein alter und bester Wein heraus in die untergehaltenen Trinkgeschirre; denn sein höchst würzhafter Geruch verkündete es gleich allen Anwesenden, unter denen sich auch der Hauptmann mit einem seiner Unterdiener befand, daß man es hier mit einem alten und besten Weine zu tun hatte.

10] Als die Trinkgeschirre alle gefüllt und nach und nach in den großen Speisesaal auf die Tische gestellt waren und die Weinaufträger wieder zu uns, die wir noch im Keller weilten, kamen, da sagte Ich zum Alten: »Siehe, dieser Wein ist zwar auch von Trauben, welche in diesem Lande gewachsen sind, gepreßt, - aber er ist beinahe ebenso alt wie diese Burg! Es ist dies ein Zehntwein, den alle die Könige, über die der König von Salem herrschte, Ihm zum Opfer brachten, und mußte bis jetzt erhalten werden, auf daß Ich nun, als ganz derselbe König, vom selben alten Zehntweine trinke mit allen denen, die an Mich glauben und Mir folgen.

11] Solange diese Burg in Meinem Namen bestehen wird, wird auch der Wein nicht versiegen; aber dennoch wird in dreihundert Jahren nach Meiner Auffahrt durch die Macht unserer Widersacher diese Burg und ein großer Teil dieser Stadt derart zerstört werden, daß man nicht mehr erkennen wird, wo sie nun steht. Es macht das aber nichts; denn Ich erbaue Mir nun eine neue Burg in den Herzen, die da, wie sie einmal gegründet ist, nimmerdar wird zerstört werden können.

12] Diese alten Denkmale aber sind dann auch gut weg, auf daß die Menschen mit ihnen keine Abgötterei treiben können. Aber nahe an dreihundert Jahre nach Meiner Auffahrt wird die Burg noch halten und dieser Wein nicht versiegen und werden den aus Jerusalem hierher Geflüchteten zar Unterkunft und Stärkung dienen.«



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