Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 48. Kapitel: Zwei Besessene werden zu Jesus gebracht.

01] Als Mir alle vielfach ihren Dank für die ihnen erteilte Kraft und Macht abgestattet hatten, da kamen ein paar Bürger aus der Stadt zu uns auf den Hügel. Der eine war der bekannte griechische Wirt, und der andere, sein Nachbar, war ein Römer und seiner Profession nach ein Schmied, der sich auch dann und wann mit der Heilung kranker Tiere und zuweilen auch kranker Menschen, besonders der Halbnarren und der mit der Epilepsie Behafteten, mitunter heilbringend abgab.

02] Gerade an diesem Morgen hatte man aus der nahen Stadt Abila zwei nach des Schmiedes Meinung mit der dreifachen Epilepsie behaftete, noch junge Menschen zwischen zwanzig und nahe dreißig Jahren Alter in die Herberge des Griechen gebracht, um sie dort von dem Schmied heilen zu lassen. Der Schmied versuchte auch sogleich seine Mittel; aber sie fruchteten nichts, und die beiden fingen darauf erst recht zu toben an und stießen gegen den Schmied und auch gegen den Wirt die schmählichsten Lästerungen aus und drohten, ihnen zu schaden in allem ihrem Handeln und an Leib und Leben.

03] Da sagte der ganz durch und durch erschrockene Wirt zum Schmied: »Der große Herr und Meister, der mit aller göttlichen Kraft und Macht erfüllt sein muß, ansonst Er gestern nachmittag nicht soviele mit den sonst unheilbarsten Krankheiten behaftete Menschen vollkommen geheilt hätte, wird sicher noch hier sein; gehen wir Ihn aufsuchen! In der Judenherberge werden wir Ihn wohl erfragen.«

04] Darauf eilten sie zur Judenherberge, fragten nach Mir, und es ward ihnen gesagt und gezeigt, wo Ich Mich aufhalte. Von da kamen sie denn auch sehr eiligen Schrittes zu Mir und erzählten Mir alles, was sich an diesem Morgen bei ihnen zugetragen hatte.

05] Und Ich sagte zu ihnen: »Das sind keine von der Epilepsie Befallene, sondern das sind zwei gar arg besessene Menschen;in dem einen befinden sich fünf arge Geister und in dem andern, welcher der ältere ist, gar siebzehn. Bringt sie hierher, und es soll ihnen hier geholfen werden!«

06] Sagte der Wirt: »O Herr und Meister, das wird etwas schwer halten; denn die beiden sind ganz entsetzlich unbändig und so stark, daß keinen von ihnen zwanzig starke Menschen festhalten können und sie auch niemanden an sich herankommen lassen!«

07] Sagte Ich: »Wie sie von Abila zu euch gebracht worden sind von ihren Leuten, ebenso werden sie von denselben Leuten auch hierher gebracht werden können. Darum geht und bringt sie hierher!«

08] Auf das gingen der Wirt und der Schmied gleich wieder nach Hause und hinterbrachten das sogleich denen, welche die beiden Besessenen von Abila nach Pella gebracht hatten; und diese versuchten, die beiden Besessenen zu Mir zu bringen.

09] Aber diese wollten anfangs nicht, und mehrere wohlunterscheidbare Stimmen ließen sich aus dem Munde der beiden also vernehmen: »Was haben wir mit dem Sohn des allerhöchsten Gottes zu tun? Sollen wir uns vor der Zeit von der Macht Seines Willens und Wortes quälen lassen?«

10] Sagte aber nun der Wirt: »So ihr durchaus nicht gehen wollt, so werdet ihr durch Seine Allmacht wohl dazu genötigt werden, und euer Widerstreben wird euch kein nütze sein!«

11] Da schrien alle Argen aus den zweien: »Das wissen wir wohl, daß wir der Macht Seines Willens nimmerdar widerstreben können; aber Trotz bieten wollen wir demselben, so lange, als es nur immer möglich sein wird!«

12] Sagte der Wirt nun: »Hört, ihr argen Geister, die ihr euch erfrecht, dem allmächtigen Willen des Herrn zu trotzen; jetzt will es der Herr und ihr erhebet euch und geht!«

13] Als der Wirt diese Worte, mit denen Ich ihm fühlbar als mit Meinem Willen den seinen unterstützt habe, ausgesprochen hatte, da erhoben sich die beiden und ließen sich von ihren Leuten, die dem Wirte und dem Schmied folgten, gleich ohne alles Sträuben zu Mir hinführen.



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