Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 15. Kapitel: Raphael erklärt die Verhältnisse der Planeten zur Sonne.

01] Als Raphael alle die genannten Planeten den Römern auf die beschriebene Weise gezeigt hatte, da sagte er weiter zu ihnen: »Es ist nicht genug, daß ihr nun wißt, welch eine ganz andere Bewandtnis es mit diesen Gestirnen hat, als es sich grundirrig bis jetzt in eurer Vorstellung gleichfort aufrechterhielt, sondern ihr müßt auch ganz klar einsehen, in welchem Verhältnis alle die von euch nun geschauten Planeten zur Sonne stehen, und so gebet nun acht!

02] Ich werde euch die Sonne in einem ganz kleinen Maßstab vor eure Augen stellen. Zuerst seht hier einen ziemlich großen Ball im Durchmesser von einer Mannslänge mit einem starken weißen Schimmer umflossen; denn es darf dieser die Sonne darstellende Ball nicht mit der vollen Lichtstärke der Sonne umflossen sein, da ihr ihn dann nicht näher besehen könntet, - und so genüge euch zu wissen, daß dieser Ball die Sonne darstellt.

03] Seht, dieser diesen Ball umfließende Lichtschimmer ist dieses Weltkörpers eigentümliche Atmosphäre, die ihn nach allen Richtungen hin umgibt! Bei der wirklichen Sonne, die im ganzen bei tausendmal tausend Male größer ist als diese Erde, ist dieser Lichtschimmer um sehr vieles stärker. Gebet aber nun wohl acht, ich werde diese Lichthülle auf einige Augenblicke lang auseinanderteilen, auf daß ihr ersehen mögt, wie der eigentliche feste Sonnenkörper aussieht, und auch merken, daß dieser Weltkörper noch für gar viele andere Zwecke vom Herrn aus erschaffen wurde denn nur für den, die andern Weltkörper zu erleuchten und zu erwärmen!«

04] Hierauf traten die drei näher zum Ball an die Stelle hin, wo er enthüllt war, betrachteten ihn mit großer Aufmerksamkeit, und Raphael ließ es an leicht begreiflichen Erklärungen nicht fehlen.

05] Als die drei in der kurzen Zeit von kaum einer Viertelstunde von der Sonne, ihrer Einrichtung, ihrer Bewohnbarkeit und von ihrer Tätigkeit, Wirkung und ihrem Verhältnis zu den andern Planeten, deren entsprechende Einrichtung sie in gewissen Gürteln wiederfanden, eine ganz richtige Übersicht als wohlbegriffen überkommen hatten, da sagte Raphael: »Nun gebet ganz besonders wohl acht; denn nun kommt für euch Römer die eigentliche Hauptsache! So ihr diese einsehen werdet, dann erst werdet ihr auch von dem Wahnglauben völlig befreit werden, demnach ihr meint, daß die Erde im Zentrum steht und alles, die Sonne, der Mond und alle die Sterne sich um die Erde bewegen und alle Tage durch ihr Meer, das nach eurer Meinung von einem Ende des Himmels bis zum andern reicht, die Reise machen müssen.

06] Da ist unser Sonnenball, und seht, ich werde nun alle euch nun bekannten Planeten in den richtigen verhältnismäßigen Größen und Entfernungen in einer geraden Linie zuerst außerhalb des Sonnenballs hinstellen!«

07] Auf das erschauten die Römer zuerst in einer gewissen verhältnismäßigen Entfernung und Größe den Merkur, dann die Venus, so die Erde, und nach und nach die andern Planeten, und sie mußten natürlich eine hübsch weite Strecke längs dem ebenen Seeufer hinwandern, bis sie an den Saturn kamen. Außerdem bemerkten sie noch in einer viel weiteren Entfernung ein paar planetenartige Lichtpunkte, und sie fragten Raphael, was diese zu bedeuten hätten.

08] Und Raphael sagte: »Ich habe es euch ja schon gleich im Anfange gesagt, daß es außer den euch namentlich bekannten Planeten noch welche gibt. Allein diese gehen euch nun noch nichts an; in den späteren Zeiten werden sie von gewissen weisen Menschen schon auch noch entdeckt und näher beschrieben werden.

09] Ihr seht ja zwischen dem Mars und Jupiter auch eine Menge Lichtpunkte planetarischer Art. Auch diese gehen euch jetzt noch nichts an; mit der Zeit werden auch diese und vieles andere von den gewissen weisen Menschen entdeckt und näher beschrieben werden. So ihr späterhin auch darüber schon eine nähere Kunde haben wollt, so besprecht euch mit den Jüngern des Herrn; denn diese sind in alle Geheimnisse des sichtbaren Sternenhimmels eingeweiht. Auch zu Kis beim großen Mautpächter Kisjona, der nun hier anwesend ist, werdet ihr einen Griechen, namens Philopold, der nun auch hier ist, leicht finden, der nebst einigen hochgestellten Römern sogar in Rom in alles das eingeweiht ist; von dem könnt ihr vieles lernen.

10] Aber nun lassen wir das und kehren zu unserem Sonnenball zurück, auf daß ich euch noch die Bewegungen der verschiedenen Planeten um die Sonne zeige!«

11] Hier kehrten die drei mit Raphael wieder zum Sonnenball zurück.

12] Raphael stellte ihn so hoch in die Luft, daß alle Planeten um ihn bahnen konnten; er war nebst allen Planeten noch wohl ersichtlich, und die Planeten kreisten um ihn in entsprechenden Verhältnissen, wennschon in kurzer Zeit. Aber Raphael teilte auch die kurze Zeit von einer Stunde so gut ein, daß zum Beispiel der Saturn nur eben eine Stunde zu seiner vollen Umlaufszeit benötigte, und alle die näheren Planeten bewegten sich in genau mathematisch verhältnismäßig kürzeren Zeiträumen, und so auch die Monde um die sie mit sich führenden größeren Planeten, was für die drei Römer ein über die Maßen staunenerregendes Schauspiel abgab, und das um so mehr, weil Raphael ihnen alle diese Bewegungen gründlich und sehr begreiflich erklärte.

13] Als der Saturn nach einer Stunde Zeit wieder an die Stelle kam, an der er sich zu bewegen angefangen hatte, da ließ Raphael alles wieder verschwinden und sagte: »Nun bedürfen wir der Beispiele nicht mehr, da sie ihren guten Dienst an euch beendet haben! So ihr diese Sache nun vom wahren Grunde aus wohl versteht und es auch einseht, daß es nur also und nicht anders sein kann, so wollen wir nun wieder in das Haus des biederen Ebal zurückkehren!«

14] Die Römer waren damit zufrieden und gingen nun voll Freuden mit Raphael ins Haus des Ebal, allwo sie uns alle ganz frohen Mutes am Tische beim Nachtmahl antrafen.

15] Ihr erstes war, Mir für alles das, was sie nun in einer so kurzen Zeit durch den wunderbaren Jüngling gelernt hatten, zu danken.

16] Und Ich sagte zu ihnen: »Nun setzt euch denn auch zu uns, und esst und trinkt, und stärket euch, - dann erst wollen wir wieder miteinander reden!«

17] Das taten die drei denn auch alsbald und stärkten sich nun mit Fischen, Brot und Wein.



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