Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 14. Kapitel: Gedanken der Griechen über das Verschwinden der Gymnastiker.

01] Die Griechen aber blieben denn die ganze Nacht auf und konnten über das gar so plötzliche Verschwinden der Gymnastiker nicht ins klare kommen und fragten sich untereinander, ob Ich es mit ihnen wohl ganz ernst gemeint habe, oder ob Ich sie durch die Gewalt Gottes in Mir nur so bloß hinaus in irgendeinen andern Stadtteil getrieben habe.

02] Aber der erste Redner sagte: »Ich meinesteils bin der Meinung, daß der machtvolle Freund des einen, wahren Gottes durchaus niemals etwas nur so pro forma ausspricht; sondern was er einmal im Verein mit der innern, in ihm wohnenden Kraft des Jehova fest ausspricht, das geschieht auch ohne die allergeringste Abänderung also, wie er es ausgesprochen hat. Und so werden die Gymnastiker sich nun denn auch schon dort befinden, wo er etwa im tiefen Afrika einen Platz für sie bestimmt hat!«

03] Sagte ein anderer: »Wenn sie durch die Luft - was denn doch am wahrscheinlichsten ist - dahin in mehr denn Blitzesschnelle geworfen worden sind, so wird es ihnen bei einer solchen Wanderung sicher nicht am besten ergangen sein!«

04] Sagte der erste Grieche: »Darum sorge ich mich nicht; denn er hat mit seinem Machtworte von einer Beschädigung der Gymnastiker nichts merken lassen; und so meine ich, daß sie ihre wundersame Wanderung unversehrt werden gemacht haben. Wie es ihnen aber an dem neuen und ganz fremden Orte weiter ergehen wird, das ist wohl freilich eine ganz andere Frage. Wer weiß es aber, warum er das also hat geschehen lassen? Vielleicht kann mit unseren armseligen Künstlern auch noch ein guter Zweck zu erreichen sein?«

05] Dieser Meinung waren bald auch die andern Griechen, und sie schlummerten bei solchen Gesprächen gen Morgen an ihrem Tische denn auch ein.

06] Ich Selbst schlief diesmal mit den Jüngern bis zum vollen Sonnenaufgang in einem ordentlichen Schlafgemach; denn Ich wollte Mich mit den Jüngern der vielen Marktleute wegen nicht zu früh in die offene Stadt begeben, da Ich da wohl erkannt worden wäre, - was in der Stadt unter den Menschen ein Mich vor der Zeit ruchbar machendes Aufsehen erregt hätte. Und so blieb Ich denn auch bis nahe gen Mittag hin in der Herberge.

07] Als Ich mit den Jüngern wieder in das große Gastzimmer kam, da waren unsere Griechen auch schon wach und saßen schon ganz wohlgemut bei dem für sie bereiteten Morgenmahle und begrüßten Mich freundlichst.

08] Es ward aber auch für uns das Morgenmahl bereitet, und wir setzten uns denn auch sogleich zum Tische und nahmen es ein.

09] Die Griechen fragten Mich aber auch gleich nach ihrem eingenommenen Morgenmahle um das etwa sicher sehr traurige Los der Gott weiß es wohin geworfenen Gymnastiker, und Ich sagte ihnen auch, wie es ihnen ergehe, noch weiter ergehen werde, und was sie fernerhin tun würden.

10] Damit waren die Griechen denn auch zufrieden, baten Mich noch einmal um den Segen Jehovas und begaben sich dann bald an ihre Marktgeschäfte.

11] Ich aber sagte zu ihnen, daß sie Mich nicht vor ihren Mitkaufleuten am Vormittage ruchbar machen sollten, - was sie Mir auch versprachen und ihr Versprechen nach Möglichkeit auch hielten.

12] Als unsere Griechen fort waren, da fragten Mich die Jünger, sagend: »Herr, bis gen Mittag sind noch etliche Stunden! Sollen wir diese ganz müßig zubringen oder sollen wir etwas tun?«

13] Sagte Ich: »Wir sind nun schon nahe an dritthalb Jahre beisammen, und ihr habt wenig irgend etwas anderes zu tun gehabt, als daß ihr Mich allenthalben begleitet, angehört und Meine Taten angestaunt habt, und ihr habt dabei niemals Hunger und Durst gelitten und seid nie nackten Leibes einhergegangen. Habt ihr es schon so lange, ohne etwas Besonderes zu tun, ausgehalten, so werdet ihr es etwa wohl auch heute bis gen Mittag aushalten, ohne irgend etwas Besonderes zu tun!

14] Wenn Ich nicht mehr unter euch sein werde körperlich und an euch Mein Amt übertragen werde, dann werdet ihr schon genug zu tun haben; für jetzt aber besteht eure Tätigkeit darin, daß ihr allenthalben Meine Zeugen seid. Es wird aber gar nicht lange hergehen, bis wir etwas auch hier im Hause zu tun bekommen werden, und es wird euch die Zeit nur zu schnell verrinnen!«

15] Mit diesem Bescheid waren die Jünger wieder zufrieden, blieben ruhig am Tische sitzen und besprachen sich mit den Jüngern des Johannes.

16] Mein Jünger Johannes aber nahm sein Schreibzeug aus seiner stets mit sich getragenen reistasche und machte sich ganz kurze Noten über unsere Reise und Taten von Jericho nach Essäa und von da wieder nach Jericho.

17] Ich Selbst aber besprach Mich mit dem Wirte, mit seinem Sohne Kado und mit seinem alten Diener Apollon über verschiedene, mehr diesweltliche Dinge, welche zum Nutz und Frommen in landwirtschaftlichen Angelegenheiten dienlich waren, wofür Mir die drei sehr dankten, weil ihnen derlei Mittel zum besseren Fortkommen der Landwirtschaft vorher ganz unbekannt waren.



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