Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8


Kapitelinhalt 032. Kapitel: Jesus erklärt das Wesen der Besessenheit.

01] Sagte Ich: »Deine Erfahrung ist eine ganz richtige, und Ich Selbst habe hier im Lande der Juden und auch bei den Griechen mehrere von solchen Übeln befreit. Es gibt demnach wirklich solche Menschen, die von bösen Geistern auf eine zeitlang, im Fleische aber nur, in Besitz genommen werden, ohne dadurch der Seele eines solchen Besessenen nur im geringsten schaden zu können.

02] Die das Fleisch eines Menschen in Besitz nehmenden argen Geister sind im Ernste Seelen verstorbener Menschen, die einst auf der Welt ein arges Leben geführt haben, und das wohl wissend, daß ihr Tun ein böses war.

03] Es kommt aber das Besessensein nur unter jenen Menschen vor, bei denen der Glaube an einen Gott und an die Unsterblichkeit der Seele rein gar geworden ist.

04] Diese an sich schlimm aussehenden Vorkommnisse in den glaubensfinsteren Zeiten sind demnach eine Zulassung, damit die Ungläubigen darin eine derbe Mahnung erhalten, daß ihr Unglaube ein eitler ist, und daß es nach dem Abfalle des Leibes ein sicheres Fortleben der Seele des Menschen gibt und sicher auch einen Gott, der die Bosheit und Dummheit der Menschen auch jenseits gar wohl zu züchtigen imstande ist.

05] Der arge Geist, der da das Fleisch eines Menschen in Besitz nimmt, erfährt trotz seines bösen Sträubens die für ihn kaum erträglichen Demütigungen und wird darauf in sich sanfter und lichter; und die Zeugen vom Vorkommen solcher Zustände werden aus ihrem zu materiellen und finsteren Lebenswandel wie mit Gewalt gerissen, fangen an, über Geistiges nachzudenken, und werden besser in ihrem Tun und Lassen.

06] Und so hat diese unter den Menschen vorkommende und sehr schlimm aussehende Sache auch wieder in den Zeiten der größten Glaubensnot ihr entschieden Gutes, wie du das bei deinen Illyriern sicher selbst wahrgenommen hast.

07] Die beiden Priester, die ehedem das Volk durch allerlei magische Betrügereien an sich zu fesseln verstanden, für sich nichts glaubten, aber sich dabei dennoch bedeutende Schätze sammelten, sind durch jenen Besessenen auf ganz andere Gedanken gekommen und haben von ihren Betrügereien bedeutend abgelassen; denn der böse Geist hat es ihnen schon mehrere Male vorgedonnert, daß sie sehr elende Betrüger seien, und daß er um vieles besser sei denn sie, die ihn in ihrer Ohnmacht bekämpfen wollten.

08] Die beiden Priester glauben nun vollends an ein Fortleben der Seele nach des Leibes Tode und glauben nun an einen Gott, weil ihnen der Geist auch mehrere Male ins Gesicht geschrien hat, daß er selbst als ein böser Geist um gar vieles mehr sei als zehntausend Legionen ihrer eingebildeten Götter, mit deren Hilfe sie ihn austreiben wollten; aber es gäbe nur einen wahren Gott, dem er gehorchen würde, so dieser ihm geböte, aus dem Fleischhause zu ziehen.

09] Solches aber vernahmen auch die andern Menschen und sind darum auch eines andern und besseren Glaubens geworden, und es ist somit solch ein Besessensein eben nicht immer etwas gar so Schlechtes und von Gott wie ungerecht Zugelassenes, wie es sich die menschliche Vernunft vorstellt.

10] Bei Menschen, die im wahren und lichtvoll lebendigen Glauben sind, kommt das Besessensein schon gar nie vor, weil des Menschen Seele und der Geist in ihr auch den Leib also durchdringen, daß da kein fremder und etwa auch noch arger Geist in ein lauteres und durchgeistigtes Fleisch dringen kann; aber wo die Seele eines Menschen finster, fleischlich und materiell geworden ist und dadurch auch ängstlich und furchtsam, krank und schwach, daß sie einem fremden Eindringling keinen Widerstand leisten kann, da geschieht es auch leicht, daß dann und wann die argen Seelen, die sich nach dem Austritt aus dem Leibe zumeist in jenen niederen Regionen dieser Erde aufhalten und ihr Unwesen treiben, wo die Menschen ihres Gelichters im Fleische leben, in den Leib irgendeines schwachen Menschen dringen, sich zumeist im sinnlichsten Unterleibe ansetzen und sich als fremde und stets arge Geister durch das Fleisch des Besessenen nach außen hin zu äußern anfangen.

11] Für die Seele aber erleidet der Besessene niemals einen Schaden, wie Ich das schon gleich anfangs bemerkt habe, und so ist das Besessensein, wie auch schon gesagt, eben nicht so etwas Arges, wie es den Menschen vorkommt.

12] Wo ihr aber in der Folge solche Besessene antreffen werdet, da leget ihnen in Meinem Namen die Hände auf, und die argen Geister werden den Besessenen verlassen. Solltet ihr aber irgendeinen treffen, der von einem hartnäckigen Geiste besessen ist, den bedrohet, und er wird dann sogleich gehorchen dem, der ihn ernst und vollgläubig in Meinem Namen bedroht hat! Denn wo durch euch Meine Lehre den Menschen gepredigt wird, da ist es nicht mehr nötig, daß auch die Teufel den ganz gefallenen Glauben aus dem Fleische eines Besessenen bei den Menschen aufrichten sollen. Wo die Engel lehren, da sollen die Teufel in die Flucht geschlagen werden!

13] Was aber nun jenen illyrischen Besessenen betrifft und auch seine Umgebung, so lebt er noch und ist nun von seiner Plage befreit, und seine Umgebung glaubt nun an einen, ihnen freilich noch unbekannten Gott, wie auch an die Unsterblichkeit der Seele, und so jemand von euch in der Bälde dahin kommen wird in Meinem Namen, so wird er bei jenen Menschen und auch im weiten Umkreise jenes Landes ein leichtes haben, jene Menschen zum wahren Glaubenslichte zu bekehren und ihren Aberglauben zu vernichten. - Hast du, Agrippa, das nun wohl verstanden?«



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