Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 227. Kapitel: Die Barmherzigkeit einiger Bürger.

01] (Der Herr:) »Als der Nachbar aber noch Gott also pries und lobte, da kamen ein paar noch bessere Bürger aus der Stadt und wollten dem Nachbarn eine kleine Wohltat zukommen lassen.

02] Als sie aber das Haus völlig hergestellt sahen, da sagten sie (die Bürger): "Oh, siehe, da ist uns der alte Joseph zuvorgekommen! Ihr müsst ja mit allen Kräften und Mitteln die ganze Nacht hindurch gearbeitet haben, daß ihr nun das schon also vollkommen hergestellt habt, wie wir es früher noch nie vollkommener gesehen haben! Ja, ja, unser Joseph ist aber auch ein Baumeister, wie es in ganz Galiläa keinen zweiten gibt! Was aber wird da unser Joseph für eine so schnelle und vollendet gute Arbeit wohl verlangen? Was er verlangt, das wollen wir dir geben."

03] Sagte Joseph: "Ich verlange aber nichts, und so brauchet ihr mir auch nichts zu geben. Gebet aber das andern Armen, und es wird das besser sein, als so ihr das nach der alten Sitte wieder in die Synagoge traget!"

04] Sagte der eine von den beiden: "Man soll aber ein wohlgemeintes Gut dennoch stets einem Gotteshause zuwenden, wenn der, dem es vermeint (zugedacht) war, es nicht annehmen will oder kann!"

05] Sagte Joseph: "Ja, ja, also lautet freilich wohl eine neue Tempelsatzung; aber Moses selbst hat uns nur das ans Herz gelegt, daß wir mit unserem Überflusse vor allem für die Armen, Witwen und Waisen sorgen sollen! Von einer Versorgung irgendeines Bet- und Lehrhauses hat Moses eben nicht irgend gesprochen, außer daß er für den Stamm Levi den Zehent bestimmt hat. - Ist es nicht also?"

06] Sagten die beiden: "Ja, ja, da sollst du auch recht haben! Aus den neuen Satzungen sieht zuviel Habsucht des Tempels heraus, die Gott sicher niemals angeordnet hat, da Er doch zu allen Menschen gesagt hat: ,Du sollst nicht begehrend trachten nach dem, was deines Nächsten ist!' Die Priester aber begehren gleich alles, was sie bei uns sehen, und sagen, daß es um vieles verdienstlicher sei, dem Tempel zu opfern, als irgend andere Guttaten auszuüben. Das aber kann nicht Gottes Wort sein, da es von Ihm her nur heißt, daß man seinen Nächsten wie sich selbst lieben soll. Wir werden sonach das diesem Freunde Vermeinte (Zugedachte) geheim den Armen zukommen lassen."

07] Sagte Ich: "Da werdet ihr sehr wohl tun! Aber so ihr das tun wollt, da geht in die Nähe von Kapernaum! Am See werdet ihr eine arme Fischerhütte antreffen. Der Besitzer heißt Simon Juda und hat ein Unglück gehabt bei seinem Fischergeschäfte, so daß er sich nun nicht leicht wieder aufhelfen kann. Denn es hat ihm ein böser Mensch sein ganzes Fischereigerät entwendet, und er hat nicht, daß er sich ein neues anschaffen könnte, und darbt darum sehr mit seiner Familie. Da er sonst ein Mensch ist, der allzeit vor Gott und vor allen Menschen gerecht gewandelt hat - was Mir gar wohl bekannt ist -, so tut ihr da ein wahrhaft gutes Werk, wenn ihr diesem Mann ein Opfer bringt!"

08] Als die beiden das vernahmen, da sagten sie: "Ah, den Mann kennen wir gar wohl und wissen auch, daß er ein sehr gerechter und billiger Mensch ist; aber das wußten wir nicht, daß er sich in so schlechten Umständen befindet! Ah, da werden wir nun sogleich dahin gehen und ihm helfen!"

09] Da empfahlen sich die beiden Bürger und eilten zu dem Fischer und gaben ihm ein hinreichendes Geld, mit dem er sich vollkommen als Fischer hat einrichten können.

10] Und hier unter uns sitzt aber als nun Mein Jünger derselbe Fischer, dem vor zehn Jahren durch Meinen Rat geholfen worden ist!«

11] Sagte Petrus: »Ja, Herr, das ist mir wahrlich begegnet!«



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