Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 186


Unendlichkeit, Ewigkeit und Seligkeit.

01] Sagt Johannes: ”Ja, meine lieben Freunde, das kommt freilich nur darauf an, von welchem Standpunkte man überhaupt das Leben, ganz besonders aber das Geistesleben betrachtet, und daß man dabei eine richtige Erkenntnis seiner selbst, dadurch eine richtige und wahre Erkenntnis Gottes und Seiner zahllos vielen Wunderwerke und Schöpfungen hat, die schon im endlosen Bereiche der Materie euch Dinge aufzuweisen haben, mit deren überstaunender Betrachtung ihr in einer Äone von Jahren nimmer fertig würdet, geschweige dann erst die reinen geistigen Schöpfungen, von denen man sagen kann: Bis jetzt ist es noch in keines Menschen Sinn gekommen, nur ahnend im kleinsten Teile zu fühlen, was Gott denen für Seligkeiten bereitet hat, die Ihn wahrhaft erkennen und Ihn dann aber auch über alles lieben und aus Liebe zu Ihm auch, wo tunlich, mit Rat und Tat ihre Nebenmenschen. Wie kann da von einer Langweile je eine Rede sein, wo der möglichst vollendete Geist erst einzusehen anfängt, daß er nur am Anfange der Enthüllung der zahllosen Wunder der ewigen Macht und Weisheit und der höchsten Liebe Gottes des Herrn und des Vaters von Ewigkeit steht? Oh, welche Gedanken bemächtigen sich doch eurer großen Beschränktheit in jeder tieferen Erkenntnis des Lebens!

02] Da seht nur die Sonne an, die dieser Erde den Tag gibt! Was wisst ihr von diesem herrlichen Gestirn? Nichts! Ja, ihr wisst nicht einmal um ihre Ordnung und um ihr Verhältnis zu dieser Erde! Ihr meint und glaubt nur das, was ihr mit euren Sinnen wahrnehmet; aber es ist die Sache ganz anders. Nicht diese Erde steht wie in einem ewigen Zentrum, und die Sonne geht nicht und niemals um sie, ob es gleich also scheint, sondern die Sonne gibt für diese samt dem Monde und den andern euch bekannten Planeten das Zentrum, und diese Erde samt ihrem Monde, sowie alle übrigen Planeten bewegen sich in verschiedenen Zeiträumen um die Sonne. Den täglichen Auf- und Untergang der Sonne bewirkt der beinahe 25 Stunden dauernde Umschwung der Erde um ihre Polarachse.

03] Ihr mögt das nun freilich nicht wohl einsehen ob der Beschränktheit eurer Erkenntnisse; aber spätere Völker, denen Gott der Herr ein rechtes Licht geben wird, werden das auf ein Haar berechnet einsehen.

04] Ihr könnt es mir nun glauben, da ihr wisst, daß ich darin eine ganz tiefst begründete Kenntnis aller Wahrheit nach haben kann. Aber da wir nun schon die Sonne berührt haben, so sage ich, daß sie schon um tausendmal tausend größer ist denn diese Erde. Welche von euch nie geahnten Wunder decken ihren weiten Boden! Welche Unzahl der wunderbarsten Geschöpfe Gottes wandeln dort in der größten Harmonie auf ihren überweit gedehnten Lichtgefilden und freuen sich ihres seligen Daseins! Ihre Schönheit ist, von einer solchen Größe schon, daß ihr eine Menschengestalt von dorther hier auf Erden eine Ewigkeit lang betrachten und anstaunen könntet, ohne euch an ihr je satt schauen zu können! Was ich euch sage, ist durchgängige und höchste Wahrheit und nicht im geringsten irgendeine Übertreibung.

05] So dir aber schon auf dieser magern Erde nach deinem Geständnisse ein zehntausend Jahre langes Leben in erträglich guten Lebensverhältnissen eben nicht unangenehm wäre, da möchte ich dann erst von dir die Zahl der Jahre vernehmen, die du so ganz anständig in der Sonne verleben möchtest!

06] Aber es ist das etwa nicht die einzige Sonne im endlosen Schöpfungsraume, sondern es gibt deren zahllos viele und darunter viele von einer solch unermeßbaren Größe, daß selbst diese schon für eure Begriffe ungeheuer große Sonne gegen jene Urriesensonnen kaum wie eine Schneeflocke gegen die Größe dieser Erde zu betrachten wäre.

07] Wenn aber so schon im Reiche der materiellen Schöpfungen, wie dann erst im unendlichen Reiche der geistigen Schöpfungen Gottes des Herrn und Vaters von Ewigkeit! Und du kannst da von einer Langweile der ewigen Nachexistenz eines ganz zu einem vollkommenen Geiste gewordenen Menschen reden?!

08] Und wenn du schon äonenmal Äonen Erdenjahre als reiner, selbständiger und freier Geist in der sicher allerhimmlischsten Gesellschaft von dir verwandten reinen Geistern wirst die stets größeren Wunder Gottes betrachtet haben, so wirst du endlos lange noch nicht am rechten Anfange derselben stehen! Wenn du dir das so recht zu Gemüte nimmst, so mußt du ja eine stets steigende Freude am Leben und keinen Abscheu vor demselben bekommen! - Rede nun wieder du, wie dir dieses behagt!“



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