Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 144


Das zukünftige Verhältnis der Essäer zum Priestertum.

01] Als Roklus das von Mir Vernommene den Gefährten mitteilt, da sind diese darüber höchst erfreut, und der ehedem Redende sagt: ”Siehst du, mein Freund, wie gut es war, daß ich dir diesen Einschlag gab, dir darüber beim Herrn Selbst, da Er noch hier ist, des Rates zu erholen! Nun wissen wir, woran wir sind, und was wir zu tun haben, und benötigen keiner Notlüge, - sondern wir treten mit der nacktesten Wahrheit auf und machen doch alle, die uns zur Rede stellen werden, mit wenigen Worten verstummen! Oh, das ist ein großer und heiliger Rat! Ja, ja, wem der Herr hilft, dem ist wahrhaft geholfen, und es ist ihm somit auch für alle Zeiten wahrhaft geholfen!“

02] Sagt der noch immer anwesende Raphael: ”Ja, da hast du wohl ganz und völlig recht! Es ist euch sehr geholfen durch diesen Rat; aber dessenungeachtet wird es sich mit der Zeit an allerlei Anständen und Versuchungen nicht mangelhaft erweisen in eurem Institute, und ihr werdet zu allen Zeiten merkt euch dies recht wohl! - recht viele Freunde zählen, aber daneben auch stets tausendmal so viele Feinde, die euch zu allen Zeiten verfolgen werden zu einem Zeugnisse wider sie, und auch dafür, daß der Herr Selbst auf dieser Erde von den blindbösen Menschen in einem fort verfolgt worden ist.

03] Denn Ihn hassen alle die Magier von Profession und alle die Priester, welcher Konfession sie auch nur immer angehören mögen, und am allermeisten aber die Templer zu Jerusalem. Da aber eben das Priesterwesen eine stets allerbequemste Lebenskaste der Menschen auf der Erde ausmachte und zu vorteilhaft gestellt war, so wird sich diese wohl nie ganz ausrotten lassen; und es wird gar nicht so lange hergehen, daß selbst Bruchstücke dieser nun neuesten Gotteslehre von allerlei Gaunern und Müßiggängern aufgegriffen werden, und es wird daraus ein Priestertum erwachsen, gegen das selbst das Tempeltum kaum ein leises Schattenspiel ist.

04] Und diesem Priestertume gegenüber werdet ihr stets einen harten Stand haben. Es wird euch zwar nichts tun und nicht irgend etwas anhaben können; aber verfolgen wird es euch auf allen Wegen und Stegen, gleichwie nun die Pharisäer den Herrn verfolgen auf allen Wegen und Stegen. Allein, das wird euch ein rechtes Wahrzeichen sein, daß ihr vollkommen des Herrn seid und Sein Wort in der Schrift und in der Tat rein bewahret; und eben darum werdet ihr euch ob solch eines Zeugnisses auch allzeit hoch zu erfreuen haben.

05] Ihr aber werdet eure Verfolger nicht und nie fürchten, weil ihr allzeit leben werdet unter dem sichtlichen Schutze des Herrn; aber eure Widersacher werden euch fürchten über die Maßen und werden euch darum auch verfolgen. Alle ihre Verfolgung aber wird ihnen so wenig nützen, als es den Templern nützt, daß sie nun den Herrn verfolgen nach allen ihren Kräften, wie ihr sogleich ein Pröbchen hier erleben werdet. Der Herr hat es dir, mein Roklus, schon zum voraus gemeldet, daß da nun noch etwas vor dem Morgenmahle geschehen werde! Was aber, - höre!

06] Die Argen haben es durch einen argen Flüchtigen aus Cäsarea Philippi erfahren, daß der Prophet aus Nazareth Sich hier aufhalte und Sein >Unwesen< treibe, und auch, daß der Oberstatthalter zu Seinen Gunsten sich hier aufhalte. Daher haben sie in aller Eile einen gar verschmitzten Plan entworfen, um dadurch den Herrn zu fangen, indem sie Ihn dem Cyrenius als einen Volksaufwiegler aus tatsächlichen Gründen anzeigen und verhaßt machen wollen. Der Plan ist ganz satanisch fein angelegt, so daß du dich darüber wundern wirst.

07] Sie werden damit, namentlich beim Cyrenius, schlechte Geschäfte machen; aber es wird diese Erscheinung hier eine große Aufregung zustande bringen, abgesehen, daß solch ein Unternehmen hier gleich auf das allerweidlichste breitgeschlagen wird. Ihr werdet dabei selbst ein wenig ins Spiel kommen, aber nicht zum Nachteil, sondern nur zum Vorteil der guten Sache. Darum seid nur fein auf alles gefaßt; eine kleine Viertelstunde noch, und die Geschichte wird losgehen! Unterdessen aber wollen wir uns ganz ruhig verhalten; Cyrenius selbst hat noch keine Ahnung davon, weil es also des Herrn Wille ist! Aber die Geschichte wird eben darum um so auffallender werden. Darum Ruhe nun!“

08] Es ward nun alles ohne einen Aufruf ruhig, wozu wohl auch der sehr nahe bevorstehende Aufgang der Sonne sehr vieles beitrug; aber hauptsächlich erwarteten da alle etwas Besonderes und horchten darum mit einer gewissen ängstlichen Gier, was da kommen werde.



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