Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel


087. Kapitel

01] (Der Herr:) ”Es könnte eine solche Eigenschaft und Wirkung auch bei anderen Körpern erzielt werden, so sie zu einer außerordentlichen Glätte könnten gebracht werden; da aber solches bei den andern Körpern wegen ihrer zu geringen Härte nicht wohl tunlich ist, so können dafür nur der Thummim- und Urim verwendet werden. Die alten Ägypter wußten gar wohl darum und verwendeten diese beiden Steingattungen auch zu dem Zwecke. Es trugen darum die alten Weisen und Pharaonen stets solche Steine auf ihrer Brust und in einem Goldreif auch auf ihrem Haupte.

02] Wer demnach zu jenen Zeiten solche Steine trug, wurde vom Volke stets als ein Patriarch und als ein Weiser gehalten. Es hatte sonach damals ein königlicher Schmuck einen echten und wahren Grund. In dieser Zeit ist er aber nichts Weiteres als ein eitles Aushängeschild des irdischen Reichtums, des Hochmutes, so auch der Prachtliebe, der Selbstsucht und der über alles verdammlichen Herrschsucht. Wohl sind noch die Kaiser, die Könige und Fürsten und Heerführer mit diesen alten Weisheitsinsignien geschmückt; aber wo ist der alte, wahre Grund?! - Darum ist das, was dereinst bei den Alten eine Haupttugend war, nun zu einem Hauptlaster geworden!

03] So war in den alten Zeiten auch das Herrschen eine Haupttugend; denn fürs erste waren in einem Lande eben nie zuviel wahrhaft weise und erfahrungsreiche Menschen vorhanden, und es hatte der, dem man die Last der gesamten Volksleitung übertrug, stets einen sauren Standpunkt und mußte stets der Lehrer und Ratgeber von Tausenden sein!

04] Niemand riß sich um solch eine Stellung. Das Volk, von der Notwendigkeit eines weisen Leiters überzeugt, erbaute ihm die herrlichste Wohnung und schmückte die Gemächer mit allerlei Edelsteinen, mit Gold, Perlen und kostbaren Muscheln, und versah den Leiter mit allem, was er zum angenehmen Leben nur immer vonnöten hatte, und jedes Wort war dem Volke ein Gesetz. Darauf gründet sich noch heutigentags das große Ansehen der Herrscher, - doch mit dem großen Unterschied:

05] Damals brauchte der Herrscher keine Waffen; sein Wort war schon alles in allem. Was er riet, und was er haben wollte, ward mit vereinten Kräften ins Werk gesetzt, und alles mit großer Liebe und Freude. Wer irgendeinen Schatz fand oder sonst etwas besonders Kunstvolles erzeugte, das brachte er dem Leiter des Volkes. Denn es war bei den Alten die weise Sitte, also zu urteilen: >Was irgend dienlich ist, des Leiters Weisheit zu erhöhen, muß ihm gegeben werden; denn des Leiters Weisheit ist der Völker Ordnung und Glück!<

06] Aber nun ist das alles zu Grabe gegangen, und an die Stelle der alten Tugend ist nun eine wahre Sünde der Sünden der Menschheit gekommen. Wo sind die Patriarchen? O Babel, du große Welthure, du hast verpestet die Erde! Aber darum bin Ich nun gekommen, um die Menschen vom alten Erbübel zu erlösen und zu legen einen Fluch auf alle die Kostbarkeiten der Erde und zu segnen die Herzen, die eines guten Willens sind.

07] Von nun an wird sein Mein Wort ein erster Edelstein dem Menschen und wahres und feinstes Gold Meine Lehre und ein wahrer, lebendiger Palast und ein Tempel ein jedes Menschenherz, das da erfüllt sein wird mit der reinen Liebe zu Gott, und aus dieser heraus zum Nächsten, und der wird sein ein wahrer König in Meinem Reiche, dessen Herz am liebeerfülltesten sein wird!

08] Darum: Kein klingend Metall und kein geglätteter Diamant wird euch mehr dienen als Krone des Lebens, sondern Mein Wort und ein Handeln nach dem Worte! Denn von nun an soll keine Materie für eure Herzen mehr einen Wort haben, sondern allein Mein Wort und die freie, selbstwillige Handlung nach Meinem Worte.

09] Wohl sollen die Kaiser und Könige sich nebst dem schmücken mit dem alten Schmucke; aber wollen sie weise und mächtig sein, so müssen sie dennoch keinen Wert darauf legen, sondern allein auf Mein Wort! Die das nicht tun werden, die werden auch bald von vielen Feinden umlagert sein!

10] Wir aber schon einen Wert legt auf die Edelsteine und aufs Gold, der lege ihn auf die besonderen, in ihrer Natur begründeten Eigenschaften, die ihre wahre Realität sind, nie aber auf den eingebildeten Wert, der eine Lüge ist!

11] Wenn ein Fürst sein Wohngemach mit blankem und wohlgeglättetem Golde durch und durch darum austäfeln ließe, um im selben durch die Einwirkung der reineren Naturgeister, die am Golde, das dem Lichte entstammt, und namentlich an seiner hellen Glanzfläche sich stets in größter Zahl ansammeln, in einen prophetisch hellsehenden Zustand zu geraten, in dem er so manches in seinem schweren Völkerleitungsgeschäfte ersehen könnte, was ihm sonst kein noch so feiner Spion hinterbringen kann, so täte er wohl daran; denn das reine Gold hat solche Einwirkung als ganz entschieden gewiß, und es liegt der Wert dieses Metalles auch einzig und allein nur darin.

12] Aber freilich müßte dann solch eine Einrichtung auf eine reine und einsichtige Erkenntnis, nie aber aufs bloße Hörensagen, also völlig abergläubisch, gegründet sein; denn darum hat der Mensch den Verstand bekommen von Gott aus, daß er alles zuvor prüfen soll und wohl erkennen den wahren Grund, und dann erst behalten das Gute und Zweckdienliche in stets fürs Einzelne wie fürs Allgemeine bester Absicht. Wer das tut, der handelt in Meiner Ordnung recht und wird in keinem seiner Handlungswege auf irgendwelche Abwege geraten.

13] Aber so jemand, bloß aufs Hörensagen und auf den blinden Glauben, der ein eigentlicher Aberglaube ist, gestützt, eine solche Einrichtung trifft und würde davon auch einige Wirkungen verspüren, weiß aber nicht, woher sie rühren, welchen Wirkungskreis sie naturgemäß haben, bis wieweit sich dieser erstreckt und er notwendig seine Grenzen hat, - so wird ein solcher Mensch, der vermöge seiner ersten Grundlebensbildung auch gar leicht die Empfänglichkeit für derlei subtile Einwirkungen besitzt, leicht seine törichten, materiellen Phantasien und Einbildungen aller Art und Gattung als Wirkungen naturgeistiger Eindrücke ansehen und dadurch sich zu einem gräßlich falschen Propheten erheben und ganz viel Arges anrichten, besonders so er gar als ein machthabender Fürst die Gewaltmittel in seinen Händen hat; und da sind dann auch tausend der finstersten Abwege möglich.“



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