Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 65


Essäer Rubans Rede an Jesus.

01] Auf diese erteilte Vollmacht bewegt sich nun Ruban zu Mir hin und sagt, als er vollends bei Mir anlangt: ”Herr und Meister voll der wahren Gotteskraft! Da der Roklus aus Dir sicher nicht unbekannten Gründen sich nicht zu Dir hierhergetraut hat, wie auch keiner von seinen elf Gefährten, so haben sie mich bevollmächtiget, mit Dir, Du Allerwahrhaftigster, alles in bezug unseres stark unlöblichen Institutes abzumachen. Es wird dann alles sicher geschehen, was Du nur immer wollen wirst, und wir möchten sogar Dir das ganze Institut zu Deiner Verfügung stellen und sämtlich Deine Jünger werden! Sprich nun denn ein gnädig Wort Deines uns allen sicher heiligen Willens aus, und wir werden strenge danach handeln! Willst Du das Institut aber ganz aufgehoben haben, so äußere Dich auch darüber; denn wir alle sind auch darin übereingekommen, daß das Institut gänzlich aufgehoben wird, wenn Du es verlangst!“

02] Sage Ich: ”Du bist eine ehrliche Seele, darum dein Haus auch von den Flammen verschont blieb! Aber siehe, so Ich euer Institut aufgehoben haben wollte, da könnte Ich es mit ihm ebenso machen, wie mit jenem bedeutenden Felsen im See, an dem schon so manches Schiff im Sturme zerschellt wurde! Siehst du den Fels noch?“

03] Sagt Ruban: ”Ja, Herr, ich sehe ihn und kenne ihn leider nur zu gut; denn ich wäre an seinen Wänden einmal selbst beinahe verunglückt!“

04] Sage Ich: ”Er werde zunichte und hinfort keinem Schiffer mehr Gefahr bringend!“

05] In dem Augenblick was der Fels, der im ganzen über zehntausend Kubikklafter festen Inhalt hatte, bis in den Grund des Sees derart aufgelöst, daß von ihm nicht nur keine Spur übrigblieb, sondern auch an der großen Stelle keine Wassertrübung bemerkbar war. Wohl aber bemerkten alle mit übergroßem Staunen an der Stelle einen starken Wellenschlag, welcher natürlich daher entstand, weil das früher den großen Felsen umgebende Wasser in den hohlen Raum zusammenstürzte und von nun an eine kontinuierliche Wassermasse bildete.

06] Als unser Ruban solches ersah, da ward er voll Angst und sagte mit bebender Stimme: ”Es ist schon gerade also, wie ich's zu Roklus gesagt habe! Da hört alle Magie auf, und es tritt die nackte Wahrheit an ihre Stelle! Was Du, o Herr und Meister, nun mit dem bösen Felsen gemacht hast, das könntest du wohl etwa auch ebenso leicht mit der ganzen Erde tun, und um so sicherer mit unserem schlechten Institute! Daher kann ich nun nichts anderes sagen als: Herr und Meister, Dein Wille geschehe! Denn Du bist kein Mensch, sondern Gottes Geist wohnt in aller Fülle in Dir! Sei uns allen armen Sündern gnädig und sehr barmherzig! Du allein bist alles in allem, und Du allein vermagst alles, Dir ist nichts unmöglich!“



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