Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 3, Kapitel 192


Vom Segen und Fluche des Reichtums.

01] Cyrenius aber sagt zu Mir: ”Herr und Meister, wahrlich, so freigebig gesinnte und gemütliche Menschen sind mir im vollsten Ernste noch nie untergekommen; diesen Menschen muß ich einen Schutz gegen die Übergriffe der Götzenpriester verschaffen, - koste es, was es wolle! Der Perserkönig ist auch nur ein Vasall Roms und steht unter mir; oh, den argen Wichten soll bald ihr Handwerk gelegt werden! Auch Du, o Herr, solltest diese guten Leute mit einer besonderen Gnade versehen; denn sie scheinen mir einer solchen vollauf würdig zu sein!“

02] Sage Ich: ”Allerdings, ansonst Ich sie nicht durch Meinen Engel vom sichern Untergange hätte retten lassen; denn wo Ich etwas Wunderbares verfüge, da hat es sicher seinen tüchtigen Grund. Und hier fehlt es nicht am Grunde!

03] Ein großer irdischer Reichtum in den Händen solcher Menschen ist ein wahrer Segen aus den Himmeln für ein ganzes Land; besitzen solche Menschen dazu noch irgend eine höhere Weisheit, so können sie zum wahren Wohle der Menschheit damit Wunder wirken.

04] Aber ein großer Reichtum in den Händen eines Geizhalses oder Wucherers ist ein Fluch der Hölle für ein ganzes Königreich; denn der sucht nur alles an sich zu ziehen auf Kosten aller Menschen! Ihn rührt kein Elend, keine Not und keine Träne armer, verlassener Witwen und Weisen. Vor dem kalten Angesicht eines Wucherers können Tausende mit dem Hungertod ringen, so wird er dennoch niemandem ein Stück Brotes zu seiner Sättigung reichen!

05] Darum sage Ich es euch aber auch, dass dereinst Hurer und Ehebrecher und Diebe und reuige Raubmörder ins Reich Gottes eingehen werden, aber die Seele eines Geizhalses und Wucherers nimmer; denn diese ist unverbesserlich und wird darum zum Material, aus welchem die Teufel eine unterste Hölle erbauen werden!

06] Ein Wucherer ist eine wahre Höllenmaschine, zum Verderben aller Menschen errichtet, und wird als solche auch für ewig ein vollstes Eigentum der Hölle verbleiben!

07] Setze einem Wucherer eine Königskrone auf, gib ihm Zepter und Schwert und ein mächtiges Heer dazu, und du hast einen Satan zum tyrannischsten Regenten über die armen Menschen gesetzt, der den letzten Blutstropfen seiner Untertanen nicht schonen wird! Er wird jeden eher erwürgen lassen, als bis er ihm einen Stater nachsehen und erlassen wird! Darum sei von Mir verflucht jeder Geiz und jeder Wucher!

08] Aber solche Menschen, die durch ihrer Hände Fleiß überreich geworden sind unter dem Einfluß der Gnade aus den Himmeln, sind eine gute und edle Frucht dieser Erde. Sie sind fortwährende Sammler für die Schwachen und Armen, erbauen stets neue Wohnstätten für die Dachlosen und weben Kleider für die nackten Brüder und Schwestern. Daher aber wird auch ihr Lohn dereinst groß sein; denn sie tragen ja den schönsten und höchsten Himmel schon auf dieser Erde in sich!

09] Wenn dereinst ihre Seele den Leib verlassen wird, so wird aus ihrem Herzen der Himmel sich ausbreiten und sie stellen in seine Mitte, gleichwie da die aufgehende Sonne ausbreitet ihr eigenes Licht und pranget dann im großen Zentrum ihres aus ihr herausgehenden alles belebenden und schaffenden Lichtes!

10] Andere gute Menschenseelen aber werden nur selig sein gleich den Planeten, die sich freuen unter den erwärmenden und belebenden Strahlen der Sonne, aber dabei doch stets eine Nachtseite haben!

11] Ja, Mein lieber Cyrenius! a Reich sein auf dieser Erde und für sich nur so viel verwenden, als man zur Erhaltung seiner selbst höchst nötig braucht, also karg sein gegen sich, um desto freigebiger gegen die Armen sein zu können, dies, dies ist die größte Gottähnlichkeit schon im Fleische dieser Erde! b Aber je größer diese echte und allein wahre Gottähnlichkeit bei einem Menschen ist, desto mehr Segen und Gnade fließen ihm auch stets aus den Himmeln zu! (a jl.ev03.192,11-16: jl.ev02.157,08; jl.ev04.079,04-08; jl.ev05.125,07-10; jl.ev06.227,16; jl.ev07.001,13-17; jl.ev10.139,04; jl.ev10.146,11; b jl.ev01.125,22; jl.ev03.192,11-16; jl.ev04.079,05 .07; jl.ev09.009,05; jl.ev09.026,22; jl.ev10.139,04; jl.ev10.146,11)

12] Es geht einem solchen Menschen wie einer Sonne! Je mehr ihres Lichtes sie über den Erdboden ausströmen läßt, desto heller leuchtet sie auch in sich selbst; aber wenn sie im Winter karger wird mit dem Ausspenden ihres Lichtes, wenn auch nur scheinbar, so ist sie auch in sich selbst ärmlicheren und schwächeren Lichtes, wenn auch da freilich nur scheinbar!

13] a Wer vieles mit Liebe und Freude gibt, dem wird auch überaus vieles wieder gegeben werden! (a mt.06,04)

14] Denn wenn du in die Mitte eines Zimmers ein starkes Licht stellst, so wird es auch stark von allen Winden wieder zurück gegen des Lichtes Mitte strahlen und das starke Licht mit einer mächtigen Glorie einfassen, und dadurch wird das Grundlicht noch herrlicher, mächtiger und wirksamer; stellst du aber nur ein schwach schimmerndes Lämpchen in des großen Gemaches Mitte, da werden die schwach erleuchteten Wände wohl auch nur ein höchst spärliches Licht zurückgeben, und mit der Glorie des Grundlichtes wird es sehr mißlich aussehen!

15] Darum seid ihr, mit den Gütern dieser Erde überschwenglich Versehenen, freigebig, gleichwie da die Sonne am Himmel freigebig ist mit ihrem Lichte, so werdet ihr auch sein und ernten gleich der Sonne!

16] Denn nicht kannst du in ein gutes Erdreich einen guten Samen aussäen, dass er dir nicht zurückbrächte eine hundertfältige Ernte. Gute Werke eines guten Herzens aber sind wohl die beste Samenfrucht, und die arme Menschheit ist das beste Erdreich; das lasst nimmer brachliegen, sondern säet verschwenderisch in dieses Erdreich, und es wird euch stets eine hundertfältige Ernte hier und eine tausendfältige jenseits wiedergeben, wofür Ich als ein sicherer Bürge dastehe!“



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