Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 21


Hinweise Jesu über die Menschwerdung und die Sendung des Messias.

01] Ich sage es dir: Gott ist die Liebe und der Sohn ist Dessen Weisheit. a Also aber liebte Gott die Welt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn, d.h. Seine aus Ihm Selbst von Ewigkeit hervorgehende Weisheit, in diese Welt gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben sollen! - Sage Mir, verstehst du auch dieses nicht?!« (a Johannes.03,16*; Römer.05,08; Römer.08,32; 1. Johannes.04,09)

02] Sagt Nikodemus: »Es kommt mir wohl vor, als sollte ich es verstehen, aber im Grunde verstehe ich es doch nicht. Wenn ich nur wüßte, was ich aus dem Menschensohn machen sollte, da wäre ich dann schon so ziemlich in der Ordnung! Du sprachst nun auch vom eingeborenen Sohne Gottes, Den die Liebe Gottes in die Welt gab. Ist der 'Menschensohn' und der 'eingeborene Gottessohn' eine und dieselbe Individualität?«

03] Sage Ich: »Sieh her! Ich habe einen Kopf, einen Leib und Hände und Füße. Der Kopf, der Leib, die Hände und Füße sind Fleisch, und dieses Fleisch ist ein Sohn des Menschen; denn was da ist Fleisch, das kommt vom Fleische. Aber in diesem Menschensohne, Der Fleisch ist, wohnt Gottes Weisheit, und das ist der eingeborene Sohn Gottes. Aber nicht der eingeborene Sohn Gottes, sondern nur des Menschen Sohn wird gleich der a ehernen Mosis-Schlange in der Wüste erhöht werden, daran sich viele stoßen werden; die sich aber nicht stoßen, sondern glauben und sich halten werden an Seinen Namen, denen wird Er die Macht geben, Kinder Gottes zu heißen, und ihres Lebens und Reiches wird kein Ende sein fürder ewig. (a 4. Mose.21,08-09)

04] Du mußt aber nun nicht irgend ein Gericht dieser Welt erwarten, als etwa Kriege, Wasserflut oder gar ein alle Heiden verzehrendes Feuer aus den Himmeln; denn sieh, a Gott hat Seinen eingeborenen Sohn (die göttliche Weisheit) nicht in die Welt (in dieses Menschenfleisch) gesandt, dass Er diese Welt richte (verderbe), sondern b dass sie durch Ihn vollauf selig werde, das heißt, dass auch alles Fleisch nicht verderbe, sondern mit dem Geiste auferstehe zum ewigen Leben. (Unter Fleisch wird hier nicht so sehr das eigentliche Leibfleisch als vielmehr die fleischlichen Gelüste der Seele verstanden.) Aber um das zu erreichen, muß der Glaube in dem Fleische die materiellen Hoheitsgelüste zunichte machen, und zwar der Glaube an den Menschensohn, dass dieser aus Gott von Ewigkeit her geboren in diese Welt gekommen ist, auf dass alle das ewige Leben haben sollen, die an Seinen Namen glauben und halten werden! (a Johannes.03,17*; b Lukas.19,10; Lukas.05,32; Hesekiel.34,16; 1. Timotheus.01,15; )

  • Johannes.03,18] »Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet; denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.« a (a Johannes.05,24}

05] a Wer immer, ob Jude oder Heide, an Ihn glauben wird, der wird ewig nimmer gerichtet und dadurch verdorben werden; wer sich aber an dem Menschensohne stoßen wird und wird nicht glauben an Ihn, der ist dann aber auch schon gerichtet. Denn eben das, dass er nicht glauben will und glauben kann, weil er sich zufolge seines Hoheitsgefühls an dem Namen und Wesen des Menschensohnes stößt, ist schon das Gericht eines solchen Menschen. Verstehst du nun das? Ich habe es dir nun überklar vor die Augen gestellt!« (a Johannes.03,18*; Johannes.05,24)

06] Sagt Nikodemus: »Ja, ja, ich verstehe so halbwegs den Sinn Deiner höchst mystisch gehaltenen Rede; aber sie erscheint für so lange wie in die Luft gesprochen, solange der von Dir so hoch gestellte Menschensohn, in Dem die Fülle der göttlichen Weisheit wohnt, nicht da ist, und Du auch die Zeit und den Ort entweder nicht näher bestimmen kannst oder willst, wann Er kommen wird und wo des Ortes.

07] Also klingt auch Dein Gericht, das Du eigentlich lediglich in den Unglauben setzest, sehr rätselhaft! So das Gericht weder eine Flut, noch Krieg oder Pest und ebensowenig ein verzehrendes Feuer ist, sondern bloß nur der Unglaube an und in sich selbst, so muß ich Dir's, lieber Meister, offen gestehen, dass ich den Sinn Deiner Rede noch immer nicht fassen kann! Denn wer von einer Rede einen oder auch zwei Begriffe nicht faßt, der faßt im Grunde des Grundes die ganze Rede nicht. Was ist denn so ganz eigentlich Dein 'Gericht'? Was für einen neuen Sinn verbindest Du mit diesem Begriff?«

08] Sage Ich: »Mein Freund, bald könnte auch Ich zu dir sagen: Ich begreife es kaum mehr, worin es liegen mag, dass du den völlig klaren Sinn Meiner Rede nicht zu fassen imstande bist! Den Begriff 'Gericht' magst du nicht verstehen, und Ich habe ihn dir doch überklar und vollauf erörtert.

  • Johannes.03,19] »Das ist aber das Gericht, daß a das Licht in die Welt gekommen ist; und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn ihre Werke waren böse.« (a Johannes.01,05; Johannes.01,09-11}

09] a Siehe, das ist das Gericht, dass nun das Gotteslicht aus den Himmeln in die Welt gekommen ist; die Menschen aber, da sie aus der Finsternis herausgenommen sind und gesetzt ins Licht, lieben aber dennoch die Finsternis bei weitem mehr als das nun volle Gotteslicht vor ihren Augen! dass aber die Menschen das Licht nicht wollen, das beweisen ihre Werke, die durch und durch böse sind. (a Johannes.03,19*; Johannes.01,05; Johannes.01,09-11)

10] Wo findest du den ersten Vollglauben, wo die gerechte Gottesfurcht? Wo hebt einer den andern, außer er weiß von ihm für sich etwas zu gewinnen? Wo sind die, die ihr Weib liebten der lebendigen Fruchtbarkeit wegen? Sie lieben die jungen Dirnen der Wollust wegen und treiben mit ihnen Unzucht und eine förmliche Hurerei! Denn wer mit dem andern Geschlecht eine förmliche Abgötterei der Wollust und Unzucht wegen treibt, der treibt eine wahre Hurerei, und diese ist ein Übel der Übel! - Wo ist ein a Dieb, der sich ein Licht nähme und stehle offenbar?! (a Matthäus.24,43; Lukas.12,39)

  • Johannes.03,20] »Wer Arges tut, der haßt das Licht und a kommt nicht an das Licht, damit seine Werke nicht bestraft werden.« (a Epheser.05,13)

11] Sieh, alle aber, die also gesinnt sind und also handeln, was da arg ist und böse, die sind es, deren Werke böse sind; wer immer solche Werke liebt und tut, der ist ein Feind des Lichtes und hasst dasselbe und wird a darum sicher alles aufbieten, dass es mit ihm nicht ans Licht kommen möchte, damit seine argen Werke, von denen er es dennoch weiß, dass sie vom Lichte verpönt und gerichtet sind, nicht im Lichte in ihrer Häßlichkeit erkannt und bestraft werden möchten! (a Johannes.03,20*; Epheser.05,13)

12] Und sieh, darin besteht das eigentliche Gericht; was du aber unter dem Gerichte verstehst, ist nicht das Gericht, sondern nur eine Strafe, die dem Gerichte folgt.

13] So du ein Liebhaber bist, in der Nacht zu wandeln, so ist schon das ein Gericht deiner Seele, dass du die Nacht mehr liebst als den Tag; so du darum aber leicht dich anstößest und dir gewaltig wehe tust oder gar in eine Grube oder in einen tiefen Graben fällst, so ist dann ein solcher Anstoß oder ein solcher Fall nicht das Gericht, sondern nur eine Folge des Gerichtes in dir, der du die Nacht liebst und den Tag hassest!

14] a Bist du aber ein Freund des Lichtes, des Tages, der Wahrheit aus Gott, so wirst du auch der göttlichen Wahrheit gemäß handeln und wirst sicher sehnlichst wünschen, dass deine Werke ans Licht vor aller Augen kommen möchten und offenbar werden vor jedermann; denn du weißt es, dass deine Werke, weil im Lichte der Wahrheit aus Gott getan, gut und gerecht sind und sonach Anerkennung und offenbare Belohnung verdienen! (a Johannes.03,21*; 1. Johannes.01,06-07)

15] Wer aber sonach ein Freund des Lichtes ist, der wird nicht in der Nacht, sondern am Tage wandeln und wird das Licht sogleich erkennen, weil er aus dem Lichte ist, und dieses Licht heißt - der Glaube des Herzens.

16] Wer demnach glaubt an den Menschensohn, dass Dieser ist ein Licht aus Gott, der hat schon das Leben in sich; wer aber nicht glaubt, der hat das Gericht schon in sich, und das Gericht ist eben der Unglaube selbst.

17] Ich meine, dass du Mich nun wohl begriffen haben wirst.«



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