Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 3


Das Wort wurde in Jesus Fleisch. Lebenswinke zur Wiedergeburt. Erste und zweite Gnade.

01] Wenn der Mensch sogestaltig durch die Wiedergeburt zur wahren Kindschaft Gottes gelangt, in die er von Gott, dem Vater, oder von der Liebe in Gott förmlich eingeboren wird, so gelangt er zur a Herrlichkeit des Urlichtes in Gott, das da eigentlich das göttliche Urgrundsein Selbst ist; dieses Sein ist der eigentliche, eingeborene Sohn des Vaters so, wie das Licht in der Wärme der Liebe inwendig verborgen ruht, solange die Liebe es nicht erregt und aus sich hinausstrahlen lässt. Dieses heilige Licht ist sonach aber auch die eigentliche Herrlichkeit des Sohnes vom Vater, zu der jeder Wiedergeborene gelangt und da selbst gleich wird dieser Herrlichkeit, die da ist ewig voll b Gnade (Gottes-Lichtes) und voll Wahrheit, die da ist die wahre Wirklichkeit oder das Fleisch gewordene Wort. (a 2. Mose.33,18; Jesaja.60,01; 2. Petrus.01,16-17; ; b Kolosser.01,19; Kolosser.02,03 .09)

Johannes.01,15-34] Johannes bezeugt Jesus als Gott

02] Davon gibt wieder a Johannes ein rechtes Zeugnis und macht die Menschen gleich nach der Taufe im Flusse Jordan darauf aufmerksam, dass eben der Mensch, den er nun getauft hatte, Derjenige ist, von Dem er schon die ganze Zeit seiner Predigt zur Buße, um Ihn würdig aufzunehmen, zu dem Volke geredet hatte, dass Er, Der b nach ihm (Johannes) kommen werde, vor ihm gewesen, also c eher war denn er. Was im tieferen Sinne wieder soviel heißt als: Dies ist das Urgrundlicht und Urgrundsein alles Lichtes und Seins, Das allem Sein voran war, und alles Sein aus diesem Sein hervorging. (a  Johannes.01,32; Johannes.03,32; Johannes.05,33; b = Matthäus.03,11; Markus.01,07; Lukas.03,16; Johannes.03,31; Johannes.01,27 .30; c  Johannes.08,58; Kolosser.01,17)

03] Dieses Urlicht aber ist auch die ewig große Herrlichkeit in Gott, und Gott Selbst ist diese Herrlichkeit; diese Herrlichkeit war von Ewigkeit Gott Selbst in Gott, und von der a Fülle dieser Herrlichkeit haben alle Wesen ihr Sein und ihr Licht und freies Leben genommen. (a  Johannes.01,16*; Johannes.03,34; Epheser.01,06-08; Kolosser.01,19; Kolosser.02,09 .10; Epheser.01,23)

04] Alles Leben ist daher eine a Gnade aus Gott und erfüllt die lebentragende Form durch und durch. Das Urleben in jedem Menschen ist daher, weil es in sich die gleiche Herrlichkeit Gottes ist, eine erste Gnade Gottes; diese aber hatte Schaden gelitten durch die bekannte Schwächung des Hoheitsgefühles mit dem niederen Gefühle des Werdens und der dadurch erfolgten notwendigen Abhängigkeit von dem Urlichte und Urgrunde alles Seins.

05] Da sonach diese erste Gnade im Menschen nahe völlig untergehen wollte, so kam das Urlicht Selbst in die Welt und lehrte die Menschen dahin, dass sie diese erste Gnade dem Urlichte wieder anheimstellen oder eigentlich in dies Ursein völlig zurücktreten sollen und allda nehmen für das alte Licht ein neues Leben; und dieser Umtausch ist das Nehmen der a Gnade um Gnade, oder gleichsam das Hingeben des alten, geschwächten, für nichts mehr tauglichen Lebens um ein neues, unvertilgbares Leben in und aus Gott in der Fülle. (a Johannes.01,16*; Apostelgeschichte.04,33; jl.ev01.003,03- 06)

06] Die erste Gnade ist eine Notwendigkeit gewesen, in der keine Freiheit, daher auch keine Beständigkeit waltet; die zweite Gnade aber ist eine volle Freiheit, jeder Nötigung ledig, und daher weil durch nichts gedrängt und gezwängt auch für ewig unverwüstbar. Denn wo es keinen Feind gibt, da gibt es auch keine Zerstörung; unter Feind aber wird alles verstanden, was auf ein freies Sein, wie immer gestaltig, hemmend einwirkt.



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