Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


132. Kapitel: Allgegenwärtig-Sein und Gleichzeitig-vielfältiges-Wirken der vollkommenen Himmelsbürger. Martins Einwände und ihre Widerlegung durch Johannes.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Spricht Martin: „Ja, ja, es kommt mir wohl vor, als verstünde ich's, aber weißt du so ganz radikal verstehe ich die Sache noch nicht; denn sieh', ich weiß, daß der Herr, du, und der Bruder Petrus, wie auch der Borem sicher die vollste Erkenntniß habet, und beweget euch aber doch um nichts schneller als ich und diese ganze große Schar; wie ist denn hernach das zu verstehen?"

02] Spricht Johannes: „Freund, unsere Bewegung ist nur eine scheinbare deinem Auge, was da geschieht aus Liebe zu dir und zu dieser ganzen Schar; im Grunde des Grundes aber sind wir schon lange überall, wo wir sein müssen und wollen!

03] Siehe, während ich hier mit dir rede, bin ich nicht nur in dieser, sondern in einer zahllosen Menge von Sonnen und Welten, und handle dort wie hier im Namen des Herrn, und vollziehe nach allen meinen Kräften Seinen heiligen Willen! und was ich thue, das thut um so mehr der Herr Selbst, und Petrus, und alle vollkommenen Himmelsbürger! Freund, verstehst du das, und begreifest es?

04] Spricht Martin: „Mein geliebter Freund und Bruder! da muß ich dir offenherzig gestehen, das ist für mich ein wenig zu rund! es schaut diese deine nunmalige Erklärung fast so einer himmlischen Papierlerei gleich! Freund, wenn aus dir, als anfänglich nur Einem Johannese, in der Erdzeit von nahe 2000 Jahren nicht wenigstens eine Dezillion ganz gleiche Johannese herausgewachsen sind, so ist das die reinste Unmöglichkeit von allen Himmeln und Welten!

05] Ich bin doch nun ein Geist, und weil beim Herrn, doch sicher nicht der unvollkommenste?! aber ich bin bis jetzt stets nur Einer, und wo ich bin, da bin ich, und kann unmöglich auch zugleich irgendwo anders ganz derselbe sein! Denn so lange die Einheit eine Einheit ist, ist sie unmöglich getheilt; ist sie aber getheilt, oder ist ihre Form von gleichem Werthe und Charakter vielfach da, so ist die Einheit auch keine Einheit mehr, sondern eine Getheiltheit eines und desselben Wesens; und jede einzelne Form aus der frühem totalen Einheit kann nur so viel Werth haben, als ein wie vielter Theil sie der frühern gesamten Einheit ist.

06] Wenn sich hernach mit dir, und sogar mit dem Herrn die Sache also verhält, wie du mir nun eine Andeutung gegeben hast, so bist du kein ganzer Johannes, und der Herr ist kein ganzer Herr, wie Er hier bei uns ist; ich kann dich erst dann als ganzen Johannes betrachten, so du wieder komplet beisammen bist! Oder erkläre es mir logisch richtig, ob es je anders möglich zu denken, und zu begreifen ist?!"

07] Spricht Johannes: „O Freund! siehe, das ist nur so ein kleines Nüßchen der innern Weisheit dir zum Aufknacken geboten, und du würgest dich schon daran! was wirst du aber erst machen, so dir die Kinder der Sonnenvölker ganze Welten große Diamantklumpen zum Zermalmen vorlegen werden?

08] Siehe aber, du hast nie mehr als eine Sonne nur gesehen, und so dir Ein oder 1000 Spiegel ihr volles wirkendes Bild wiedergaben, wird die Sonne darum getheilt und geschwächt in ihrer Wirkung, so 1000 Spiegel ihr gleichwirkend Bild deinen Augen zuführten?!

09] Nimmt nicht ein jeder Thautropfen das Bild der Sonne wirksam auf, und ein jedes Auge, - ist darum die Sonne nicht Eine? und ihre Wirkung nicht stets die gleiche?!

10] Freund, denke darüber ein wenig nach, dann wollen wir in dieser Sonnensphähre uns weiter bewegen, sonst werden wir freilich noch hübsch lange zu thun haben, bis wir das Thal vollends werden erreichen können.

01] Spricht Martin: »Ja, ja, es kommt mir wohl vor, als verstünde ich's. Aber so ganz radikal verstehe ich die Sache noch nicht. Denn ich weiß, daß der Herr, du und Bruder Petrus, wie auch Borem sicher die vollste Erkenntnis habt, jedoch bewegt ihr euch um nichts schneller als ich und diese ganze Schar! Wie ist denn hernach das zu verstehen?«

02] Spricht Johannes: »Freund, unsere Bewegung ist nur eine scheinbare deinem Auge, - was da geschieht aus Liebe zu dir und zu dieser ganzen Schar. Im Grunde des Grundes aber sind wir schon lange überall, wo wir sein müssen und wollen!

03] Siehe, während ich hier mit dir rede, bin ich nicht nur in dieser, sondern in einer zahllosen Menge von Sonnen und Welten und handle dort wie hier im Namen des Herrn und vollziehe nach allen meinen Kräften Seinen heiligen Willen! Und was ich tue, das tut um so mehr der Herr Selbst und Petrus und alle vollkommenen Himmelsbürger! Freund, verstehst du das und begreifst du es?«

04] Spricht Martin: »Mein geliebter Bruder, da muß ich dir offenherzig gestehen, das ist für mich ein wenig zu rund! Es schaut deine Erklärung fast so einer himmlischen Aufschneiderei gleich! Freund, wenn aus dir, anfänglich nur einem Johannes in der Erdzeit von nahezu 2 000 Jahren nicht wenigstens eine Dezillion ganz gleiche Johannesse herausgewachsen sind, so ist das die reinste Unmöglichkeit von allen Himmeln und Welten!


05] Ich bin doch nun auch ein Geist und, weil beim Herrn, doch sicher nicht der unvollkommenste. Aber ich bin bis jetzt stets nur einer, und wo ich bin, da bin ich, und kann unmöglich zugleich irgendwo anders ganz derselbe sein! Denn solange die Einheit eine Einheit ist, ist sie unmöglich geteilt. Ist sie aber geteilt, oder ist ihre Form von gleichem Werte und Charakter vielfach da, so ist die Einheit auch keine Einheit mehr, sondern eine Geteiltheit ein- und desselben Wesens. Und jede einzelne Form aus der früheren totalen Einheit kann dann nur so viel Wert haben, als ein wievielter Teil der frühern gesamten Einheit sie ist.

06] Wenn sich hernach mit dir und sogar mit dem Herrn die Sache so verhält, wie du mir nun angedeutet hast, so bist du kein ganzer Johannes, und der Herr ist kein ganzer Herr, wie Er hier bei uns ist! Ich kann dich erst dann als ganzen Johannes betrachten, so du wieder komplett beisammen bist! Oder erkläre es mir logisch richtig, ob es je anders möglich zu denken und zu begreifen ist!«

7] Spricht Johannes: »O Freund, das ist nur so ein kleines Nüßchen der inneren Weisheit, dir zum Aufknacken geboten, und du würgst dich schon daran. Was wirst du aber erst machen, so dir die Kinder der Sonnenkinder ganze weltengroße Diamantklumpen zum Zermalmen vorlegen werden?!

08] Siehe aber, du hast nie mehr als eine Sonne nur gesehen. So dir ein oder tausend Spiegel ihr volles Bild wiedergaben, wird die Sonne darum geteilt und geschwächt in ihrer Wirkung, so tausend Spiegel deinen Augen ihr gleichwirkendes Bild zuführten?

09] Nimmt nicht ein jeder Tautropfen und ein jedes Auge das Bild der Sonne wirksam auf? Ist darum die Sonne nicht eine und ihre Wirkung nicht stets die gleiche?

10] Freund, denke darüber ein wenig nach, dann wollen wir uns in dieser Sonnensphäre weiterbewegen. Sonst werden wir freilich noch hübsch lange zu tun haben, bis wir das Tal völlig werden erreichen können!«

voriges Kapitel Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers nächstes Kapitel