Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


41. Kapitel: Die Herrlichkeiten des Mars hinter der vierten Tür. Martins geistige Ermattung und törichter Wunsch. Jesu Rüge.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Ich rede weiter und sage: „Wir sind nun schon am offenen Eingange der 4. Thüre, was siehst du hier? und wie gefällt es dir?"

02] Spricht B. Martin etwas kleinlaut: „Herr! ich habe weder Muth noch Zunge genug, diese erhöhte Pracht in ihrer Größe, Tiefe und anmuthigsten Majestät gebührend würdigst zu schildern; was ich dabei jedoch nach meinem Gefühle zu bemerken habe, ist: daß hier in allem Ernste für mich nun des Guten zu viel ist; ich werde nun schon förmlich stumpf ob des steten Wachsthums dieser nahe mehr als himmlischen Schönheiten; besonders jener, die hier in sichtbar weibmenschlich himmlischer Gestaltung in einer wahren Unzahl vorkommen!

03] Wie viele Millionen sind denn wohl in einem solchen Seitenkabinete, das eigentlich eine ganze Welt ist, beisammen? Es wimmelt ja alles von diesen Wesen, wohin und wie weit das Auge nur immer reichen kann, dazu kommen noch die tausend und abermaltausend der allerzierlichsten Hütten und Tempel und Gärten und Haine und eine Menge von kleinen Bergleins, die wie mit den schönsten grünen Sammtteppichen bedeckt zu sein scheinen!

04] Siehe, Herr, es ist zu viel, ich fasse es nimmer und werde es auch ewig nimmer vollends erfassen können; daher lasse ab o Herr, mir die weitern noch größern Herrlichkeiten zu zeigen; denn wahrlich, mir sind schon die bisher geschauten für die Ewigkeit zu viel!

05] Was brauche ich auch alles das?! so ich Dich habe, und noch einen sonstigen Freund, der bei mir unter einem Dache wohnt und bleibt, so Du manchmal verziehst, da habe ich für die ganze Ewigkeit genug! Es mögen jene an solchen Erhabenheiten Freude haben, denen ihr Gewissen sagt, daß sie rein sind, und darum würdig und auch fähig, solche Himmelsgüter zu besitzen; ich aber, der ich nur noch zu gut weiß, was mir gebührt, bin zufrieden mit der einfachsten Strohhütte, und mit der Erlaubnis, Dich o Herr, in Deinem Hause besuchen zu dürfen und manchmal auch ein Stückchen Brodes und ein Schlückchen Weines von Dir, Du bester Vater, zu bekommen.

06] Dieses Prachthaus aber gebe ohne weiteres wem Andern, der fähiger und würdiger ist - es zu besitzen, als ich; denn mit mir ist da nichts! Thue Herr, was Du willst; ich gehe, wenn ich frei wollen darf, zu keiner Thüre mehr weiter!

07] O, wenn ich mich erst aller dieser Wesen bedienen solle, wo käme ich da hin mit meiner Dummheit. Daher bitte ich Dich, o Herr, lasse ab, mich hierin weiter zu führen. Gebe mir einen Schweinstall, wie er auf Erden besteht, und ich werde mich glücklicher fühlen!"

08] Rede Ich: „Höre Mein lieber Martin! so du es besser verstehst, wie Jemand zu gehen hat, um ein vollkommener Himmelsbürger zu werden, so kannst es ja haben, wie du es wünschest; aber da sei auch versichert, daß du ewig nimmer weiter kommen wirst! Setzest du aber auf Mich mehr Vertrauen als auf deine Blindheit, da thue, was Ich will, und nicht was du willst.

09] Meinst du denn, Ich habe Meine Kinder bloß nur für's Hüttenhocken und für's Brodessen und Weintrinken erschaffen?! O sieh, da irrst du dich gewaltigst. Hast du denn nicht gelesen, wie es geschrieben stehet und also lautet: Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist! Meinst du wohl, daß sich die erforderliche Vollkommenheit Meiner Kinder in einem Schweinstalle erreichen läßt?!

10] Oder, hast du auf Erden nie erlebt, wie die Kinder der irdischen Eltern auch lieber müssig wären und sich mit ihren losen Spielereien beschäftigten, als daß sie sich an das Erlernen ihrer einstigen Berufskenntnisse wenden müssen; oder hast du auf der Welt nicht stets eine Menge solcher Menschen gesehen, denen der Müssiggang über alles ist?

11] Siehe, zu dieser Gattung gehörst auch du und hast nun eine Scheu vor dem Vielen, was deiner hier harret und zum Theile aber möchtest du Mir auch so ganz höflich ein wenig trotzen, darum Ich dir vorher den Aberwitz deiner eitlen Frage verwies.

12] Allein das alles taugt nicht für den, dem Ich schon so viel Gnade, Liebe und Erbarmung erwies und nun noch fort erweise. Siehe, was vielen Millionen nicht geschieht, das geschieht dir. Millionen sind glücklich bloß in der Anwartschaft, Mich einmal zu erschauen, und werden geführt von ganz geringen Schutzgeistern zu dem seligsten Behufe; dich aber führe Ich Selbst, Ich, der ewige Gott und Vater aller Unendlichkeit, und dir wäre ein freigewählter Schweinstall lieber, als was Ich dir geben will, und dich befähigen für die größte Seligkeit? Sage Mir, wie gefällt dir nun ein solch löblicher Wunsch?"


13] Spricht der B. Martin ganz verdutzt: „O Herr! o du ewig heiligster bester Vater, habe Geduld mit mir, ich bin ja ein Vieh, ein wahrer dummster Saukerl, der nicht des kleinsten Strahles Deiner Gnade werth ist. O, nun führe mich Du allein, guter Vater, wohin Du willst, und ich werde Dir folgen, wenn auch dumm wie ein Fisch, aber folgen werde ich Dir ewig, ohne alles eselhafte Bedenken."

14] Sage Ich: „Nun denn, so folge Mir von dieser Marsthüre zur Jupitersthüre Nr. 5. Es sei! und es geschehe!"

01] Ich rede weiter und sage: »Wir sind nun schon am offenen Eingang. Was siehst du hier und wie gefällt es dir?«

02] Spricht Bischof Martin etwas kleinlaut: »Herr, ich habe weder Mut noch Zunge genug, diese erhöhte Pracht in ihrer Größe, Tiefe und anmutigsten Majestät gebührend zu schildern. Was ich dabei jedoch nach meinem Gefühle zu bemerken habe, ist: daß hier in allem Ernste für mich nun des Guten zu viel ist! Ich werde nun schon förmlich stumpf ob des steten Wachstums dieser mehr als himmlischen Schönheiten - besonders jener, die hier in sichtbar weibmenschlich-himmlischer Gestalt in einer wahren Unzahl vorkommen!


03] Wie viele Millionen sind denn wohl in einem solchen Seitenkabinett, das eigentlich eine ganze Welt ist, beisammen? Es wimmelt ja alles von diesen Wesen, wohin und wieweit das Auge nur immer reichen kann. Dazu kommen noch die tausend und abertausend der allerzierlichsten Hütten und Tempel und Gärten und Haine und eine Menge von kleinen Berglein, die wie mit den schönsten grünen Samtteppichen bedeckt zu sein scheinen.

04] Siehe, Herr, es ist zu viel; ich fasse es nimmer und werde es auch ewig nimmer vollends erfassen können! Daher laß ab, o Herr, mir die weiteren noch größeren Herrlichkeiten zu zeigen. Wahrlich, mir sind schon die bisher geschauten für die Ewigkeit zu viel!

05] Was brauche ich auch alles das? So ich Dich habe und noch einen sonstigen Freund, der bei mir unter einem Dache wohnt und bleibt, so Du manchmal verziehst, da habe ich für die ganze Ewigkeit genug. Es mögen jene an solchen Erhabenheiten Freude haben, denen ihr Gewissen sagt, daß sie rein sind und darum würdig und auch fähig, solche Himmelsgüter zu besitzen. Ich aber, der ich nur zu gut weiß, was mir gebührt, bin zufrieden mit der einfachsten Strohhütte und mit der Erlaubnis, Dich, o Herr, in Deinem Hause besuchen zu dürfen und manchmal auch ein Stückchen Brot und ein Schlückchen Wein von Dir, Du bester Vater, zu bekommen!


06] Dieses Prachthaus aber gib ohne weiteres wem andern, der fähiger und würdiger ist, es zu besitzen, als ich; denn mit mir ist da nichts. Tue, Herr, was Du wilist! Ich gehe, wenn ich frei wollen darf, zu keiner Tür mehr weiter.

07] Oh, wenn ich mich erst aller dieser Wesen bedienen solle, wo käme ich da hin mit meiner Dummheit. Daher bitte ich Dich, o Herr, laß ab, mich hierin weiter zu führen! Gib mir einen Schweinestall, wie er auf Erden besteht, und ich werde mich glücklicher fühlen!«

08] Rede Ich: »Höre, Mein lieber Martin, so du es besser verstehst, wie jemand zu gehen hat, um ein vollkommener Himmelsbürger zu werden, so kannst du es ja haben, wie du es wünschest. Aber da sei auch versichert, daß du ewig nimmer weiterkommen wirst. Setzest du aber auf Mich mehr Vertrauen als auf deine Blindheit, da tue, was Ich will - und nicht, was du willst!

09] Meinst du denn, Ich habe Meine Kinder bloß nur fürs Hüttenhocken und fürs Brotessen und Weintrinken erschaffen? O sieh, da irrst du dich gewaltigst! Hast du denn nicht gelesen, wie geschrieben steht: a 'Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!' Meinst du wohl, daß sich die erforderliche Vollkommenheit Meiner Kinder in einem Schweinestall erreichen läßt? (a mt.05,48)

10] Oder hast du auf Erden nie erlebt, wie die Kinder irdischer Eltern auch lieber müßig wären und sich mit ihren losen Spielereien beschäftigten, als daß sie sich an das Erlernen ihrer einstigen Berufskenntnisse wenden müssen? Oder hast du auf der Welt nicht stets eine Menge solcher Menschen gesehen, denen der Müßiggang über alles ist?

11] Siehe, zu dieser Gattung gehörst auch du. Nun hast du eine Scheu vor dem vielen, was deiner hier harrt; zum Teile aber möchtest du Mir auch so ganz höflich ein wenig trotzen, darum Ich dir vorher den Aberwitz deiner eitlen Frage verwies!

12] Allein das alles taugt nicht für den, dem Ich schon so viel Gnade, Liebe und Erbarmung erwies und noch fort erweise. Siehe, was vielen Millionen nicht geschieht, das geschieht dir! Millionen sind glücklich bloß in der Anwartschaft, Mich einmal zu erschauen und werden geführt von ganz geringen Schutzgeistern zu dem seligsten Behufe. Dich aber führe Ich Selbst, - Ich, der ewige Gott und Vater aller Unendlichkeit, als das ewige, seligste Ziel aller Engel und Geister der Unendlichkeit! Und dir wäre ein freigewählter Schweinestall lieber, als was Ich dir geben will und dich befähigen für die größte Seligkeit! Sage Mir, wie gefällt dir nun solch löblicher Wunsch?«

13] Spricht der Bischof Martin ganz verdutzt: »O Herr, o Du ewig heiligster, bester Vater, habe Geduld mit mir! Ich bin ja ein reines Vieh, ein wahrer dümmster Saukerl, der nicht des kleinsten Strahles Deiner Gnade wert ist! Oh, nun führe mich Du allein, guter Vater, wohin Du willst, und ich werde Dir folgen, wenn auch dumm wie ein Fisch. Aber folgen werde ich Dir ewig ohne alles eselhafte Bedenken!

14] Sage Ich: »Nun denn, so folge Mir von dieser Marstüre zur Jupitertüre Nr. 5! Es sei, und es geschehe!«

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