Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 252. Kapitel: Henochs Bedenken ob des Opfertodes des Herrn. Große Enthüllung Gottes über das Wesen der Liebe und des Lebens und des Lichtes und der Weisheit Gottes. Vom Gottmenschen Jesus als fleischgewordenes Gotteswort.

01] Nach diesen Worten erwachte wieder der Henoch, machte einen wehmütig-ernsten Blick in sich und auf den Vater und blieb eine kleine Zeit wie völlig verloren stehen. Endlich aber faßte er sich doch wieder und richtete folgende Worte an den Vater:

02] »O heiliger, endlos liebevollster Vater! Zu endlos erhaben und geheimnisvollst klangen Deine letzten heiligsten Worte! Wer außer Dir vermag deren Sinn in seinem Geiste zu erfassen?!

03] Wenn Du, eben Dir nicht unmöglicher Weise, von Dir ließest Dein Leben und möchtest Dich Selbst töten lassen von irgend dazu bedingten Geschöpfen, wird da nicht alsbald alles im ganzen unendlichen Raume getötet werden im Augenblicke?

04] Denn alles, was da lebt, lebt ja nur ein Leben aus Dir, also Dein Leben; welches Leben aber würde es dann wohl leben, so Du Grundquell des Lebens in den Tod gingest?!

05] O Du allerheiligster Vater, erläutere uns das, und laß uns ein mächtiges Licht zukommen; denn sonst hast Du uns mit diesen Worten ja die unfehlbare ewige Vernichtung aller Dinge und alles Seins verkündet!«

06] Hier erhob Sich der Vater und sagte zum Henoch: »Dir, Mein Henoch, soll es gegeben sein, das große Geheimnis Meines Reiches zu erfahren und zu erfassen, aber sonst keinem außer dir!

07] Und so versiegle auch in dir diese Worte, die Ich jetzt zu dir reden werde; denn nur du und sonst niemand soll bis zur großen Zeit der Zeiten deren Sinn erfassen, - die Welt aber soll mit Blindheit geschlagen sein bis ans Ende.

08] Und also höre denn: Liebe und Leben sind eines - und sind doch zwei: Liebe der Grund und Leben die Wirkung. Also sind auch Licht und Weisheit eines und sind dennoch wieder zwei: Licht der Grund und Weisheit die Wirkung.

09] Aus Liebe und Leben aber geht noch ein Drittes hervor, und das ist die Tatkraft, welche aber ist der mächtige Geist. Und aus dem Lichte und der Weisheit geht auch ein Drittes hervor, und das ist die Ordnung, aus welcher da ist das Gestaltliche aller Dinge und das den Endzweck Bestimmende.

10] Und aus der Liebe und dem Leben und aus dem Lichte und der Weisheit geht hervor der Geist aller Heiligkeit, und dieser ist das Wort aus dem Munde Gottes.

11] Dieses Wort ist wesenhaft und ist der Grund, aus dem alle Dinge urwesentlich geschaffen sind.

12] Wenn du nun betrachtest das Wesen der Liebe und des Lebens und die aus den beiden hervorgehende Tatkraft und betrachtest das Wesen des Lichtes und der Weisheit und die aus den beiden hervorgehende Ordnung und endlich noch betrachtest die aus all dem Früheren hervorgehende Heiligkeit oder das Wesen des ewigen Wortes aus dem Munde Gottes, so hast du sieben Geister, welche alle hervorgehen aus der Liebe, und die Liebe selbst ist der erste aus sich gehende Geist und die anderen sechs zu gleicher Zeit hervorgehend aus der Liebe und mit ihr dennoch eines von Ewigkeit seiend.

13] Liebe und Leben aber kann getrennt werden, und dann gleicht die Liebe einem Eisklumpen, da keine Wärme innen ist; das Leben für sich aber wird ein ledig Feuer, welches zerstört und sucht sich darin eine erträgliche Sänftung.

14] Also kann auch Licht und Weisheit geschieden werden; das Licht ist dann im zerstörenden Feuer wie tot, und die Weisheit wird zur Nacht, zum Truge, zum Falschen und zur Lüge.

15] Also kann auch das aus der Liebe und dem Leben und aus dem Lichte und der Weisheit hervorgehende Wort getrennt werden wesenhaft.

16] Daß solches möglich ist, zeigt dir die ganze Schöpfung, und in der Schöpfung magst du alle die vorbenannten Trennungen erschauen; sie sind schon alle aus Mir bewerkstelligt worden, und ihr Grund bin Ich, und der Endzweck alles dessen heißt: die Lebensprobe oder des ewigen Lebens fortwährende Übung und Stärkung.

17] Und siehe, trotz aller dieser Trennungen bin Ich dennoch ungeteilt da im Vollbesitze aller Meiner Geister!

18] Also wird es auch sein in der großen Zeit der Zeiten, da das ewige Wort als der wesenhafte Grund aller Dinge in Sich Selbst Fleisch wird, in dem da wohnen wird alle Fülle Meines Wesens.

19] Das Fleisch aber wird die Welt töten; aber die im Fleische wohnende Gottesfülle, also die ewige Liebe, wird das Fleisch alsbald wieder beleben aus Sich, und dann wird wohnen die Fülle Gottes ewig in Seinem fleischgewordenen Worte als ein Mensch gegenüber Seinen Geschöpfen, und diese werden Ihn schauen und sprechen wie einen rechten Bruder.

20] Dieser Gottmensch erst wird euch allen bringen das wahre, ewige Leben; bis dahin aber werdet ihr leben nur ein aus Meiner Liebe getrenntes Leben.

21] Siehe, das ist der Sinn Meiner Worte; du fasse ihn, aber sonst keiner außer dir, und die Welt nicht - bis ans Ende! Amen.

22] Und nun esset und trinket alle! Amen.«



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