Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes' (Band 1)


Kapitelinhalt 8. Kapitel: Der Sündenfall Adams und Evas.

01a] Und siehe, da verdeckte Sich die ewige Liebe das Angesicht und entfernte Sich nach der Zahl der Ordnung auf eine bestimmte Zeit und war blind aus Ihrer Tiefe der Erbarmung und wollte und konnte nicht wissen, was die Neugeschaffenen tun würden im Gerichte der Gottheit für die Probe ihrer Freiheit in der Zeit der Kürze auf der Erde durch die Liebe der Erbarmung.

•  gen.02,08] Und Gott der HERR pflanzte einen a Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. (a jl.hag1.008,01)

01b] Und der Ort, der ihnen gegeben ward zur Wohnung auf den Festen des Landes, war ein Tal und war a ein Garten und ward benannt das Paradies; und das war das b Land, das später von Milch und Honig überfloß, und war die Stelle, die in der großen Zeit der Zeiten der größten der Taten der ewigen Liebe c 'Bethlehem' hieß und so heißen wird fürder ewiglich, und war der d Punkt, da das ewige Wort im Fleische körperlich zum ersten Male erschaute das Licht Seiner Gnade dem Tropfen der Erbarmung leuchten von der weiten Sonne, dem Monde und allen den Sternen. (a 1. Mose.02,08; b Ex.03,08; 1. Mose.35,19; d Mt.02,01; Lk.02,04)

02] Und siehe, ihre Begierde wuchs im Gerichte der versuchenden Gottheit in Ihrem Grimme. Und es stand ein Baum im Garten, und dieser Baum trug Äpfel der schönsten Art, und der Eva gelüstete nach denselben, und sie sprach zu Adam: »Siehe, Adam, mich gelüstet stark nach dieser Frucht! So du willst, will ich eine pflücken und verkosten und es dir dann reichen als erste Gabe aus meiner Hand!«

•  gen.03,03] Von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: a Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, daß ihr nicht sterbet! (a 1. Mose.02,16 f.; jl.hag1.008,03)

03] Und siehe, der Adam schwieg, nachdenkend über die Rede der Eva. Und eine innere Stimme, die heilig war, da sie aus der Gottheit in ihm kam, sagte ihm: a »So ihr von der Frucht dieses Baumes essen werdet, so werdet ihr sterben!« Und der Adam erschrak darüber sehr, so daß er keine Antwort geben konnte der geliebten Eva. (a 1. Mose.03,03)

04] Und die Begierde stieg in der Eva empor und zog sie unter den Baum und hieß sie pflücken einen Apfel vom selben. Und es gewahrte nun der Adam, daß die Eva untreu wurde seinem Herzen, und er ward traurig und sprach:

05] »Eva, Eva, was tust du? Siehe, wir sind noch nicht gesegnet vom Herrn der Macht und der Kraft und des Lebens! Siehe, du hältst die Frucht des Todes in deiner Hand; wirf sie von dir, damit wir nicht sterben in der Nacktheit vor dem Herrn der Gerechtigkeit!«

06] Und siehe, da erschrak die Eva in ihrer Begierde vor dem Ernste des Adam und ließ die Frucht des Todes fallen auf die Erde. Und ihre Begierde verließ sie, und sie ward frei von ihrer Begierde, und der Adam fand ein großes Wohlgefallen an der Befreiung aus den Schlingen der todbringenden Begierde Evas.

07] Aber siehe, die von der Eva aus ihrem Herzen verbannte Begierde lag nun auf der Erde und formte sich durch die Macht des richtenden Grimmes der Gottheit zur Gestalt einer großen Schlange, nahm die Frucht des Todes in ihren Rachen, kroch auf den Baum und umschlang denselben in allen Ästen und Zweigen von der Wurzel bis zum Scheitel und richtete starre Blicke auf die Eva. Und die Eva gewahrte es und sah die Schlange an, und der Adam gewahrte es auch durch die Eva; aber er sah die Schlange noch nicht.

08] Und siehe, die Eva näherte sich der Schlange und betrachtete mit großer Lust ihre verführerischen Windungen um den Baum und die schillernden Farben ihres kalten Schuppenpanzers.

09] Die Schlange aber bewegte sich und legte den Apfel in den Schoß der nun sitzenden Eva, erhob dann ihren Kopf wieder und redete die Eva mit folgenden Worten an:

10a] »Eva, siehe deine Tochter, verstoßen von dir, umwinden den Baum deiner Lust! Verschmähe nicht die geringe Gabe, die ich dir in deinen Schoß legte, sondern a genieße unbesorgt die Frucht deiner Liebe;

•  gen.03,04] Da sprach die Schlange zum Weibe: a Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, (a jl.hag1.008,10b)

•  gen.03,05] sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet a sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. (a jl.hag1.008,10b)

10b] du wirst nicht nur a nicht sterben, sondern wirst dich sättigen für die b Erkenntnis alles Lebens über Gott, den du fürchtest, wo Er doch schwächer ist denn du!« Und siehe, da teilte sich die Zunge der Schlange und wurde spitziger denn ein Pfeil, und die Schlange neigte ihren Kopf zu Evas Brust, als wollte sie dieselbe küssen nach kindlicher Art; aber sie stieß nun ihre zwei Giftpfeile in die Brüste Evas, und die Eva erblickte ihre eigene Gestalt in der Schlange. (a 1. Mose.03,04; b 1. Mose.03,05)

•  gen.03,06] Und das Weib sah, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß. (a jl.hag1.008,11)

11] Und nun bemerkte auch der Adam, was da vorging unter dem Baume, und es gefiel ihm überaus die zweite Eva, und er bemerkte nicht, daß es nur eine Schlange war. Und siehe, da entbrannte auch er in seiner Begierde in der Lust zur zweiten Eva, a nahm die Frucht aus dem Schoße der Eva, wurde ungetreu seiner Liebe und genoß von der verbotenen Frucht aus dem Schoße Evas mit wollüstiger Begierde; und in dem Genusse erkannte er sich als den Ersten, der verlorenging durch die große Eitelkeit seiner blinden Selbstsucht im Reiche des Lichtes der ewigen Liebe und gefallen ist ins Zornmeer der ewig unerbittlich tötenden Gottheit. (a 1. Mose.03,06)

•  gen.03,07] Da wurden ihnen beiden die a Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. (a jl.hag1.008,12)

•  gen.03,08] Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten. (a jl.hag1.008,12)

12] Und nun siehe, wie a er sich so erkannte und die verblendete Eva sich durch ihn, da stieg große Reue in ihm aus dem Grunde seines Herzens empor, und die Eva schämte sich ihrer gewahrten Nacktheit und der Nacktheit Adams und ward bestürzt vom Scheitel bis zur Sohle und bedeckte ihre Nacktheit mit Blättern von einem Feigenbaume. Und auch der Adam reckte seine Hände nach den Blättern zur Bedeckung seiner Blößen und verbarg sich in eine Höhle und weinte da Tränen großen Schmerzes; und die Eva b verbarg sich hinter einem Dornstrauche und trauerte gewaltig über ihre verführende Schuld. (a 1. Mose.03,07; b 1. Mose.03,08)

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