Gerd Gutemann

Keuschheit, Ehelosigkeit, Zölibat

Thematische Textauszüge aus den Offenbarungen Jesu an Jakob Lorber (1800-64)


Inhaltsübersicht


Keuschheit und wahre Sittenreinheit

Sechstes Gebot: Unkeuschheit, Unzucht, Hurerei - Begriffserklärungen

Warum Keuschheitsbegriff nicht den Begattungsakt meinen kann

GSo2.079,01] " Du sollst nicht Unkeuschheit treiben, nicht ehebrechen". -Unverkennbar ist dies das sechste Gebot, welches der Herr durch Moses dem israelitischen Volke gegeben hat (vgl. Mose2.20,14 Mose5.05,17 Mt.05,27). Dieses Gebot ist sicher eines der schwierigsten, um es in seiner Grundbedingung zu erfassen und dann auch genau im Lebensgrunde zu beobachten.
GSo2.079,02] Was wird eigentlich durch dieses Gebot verboten? - Und wen geht dieses Gebot überhaupt an, den Geist, die Seele oder den Leib? Wer soll da aus diesen drei Lebenspotenzen nicht Unkeuschheit treiben? Das wäre eine Frage. Was aber ist so ganz eigentlich die Unkeuschheit und was der Ehebruch? Ist die Unkeuschheit der gegenseitige Begattungsakt? Wenn das der Fall ist, so ist durch dieses Gebot auf jede Zeugung Beschlag gelegt; denn wir finden in dem einfachen Gebote durchaus keine bedingnisweise Ausnahme gestellt; es heißt einmal: "Du sollst nicht Unkeuschheit treiben".
GSo2.079,03] Wenn also der Akt der Begattung gewisserart als der Kulminationspunkt der Unkeuschheit angesehen wird, so möchte ich selbst denjenigen kennen, der unter der gegenwärtigen Gestalt der Dinge auf der Erde eine Zeugung ohne diesen verbotenen Akt bewerkstelligen könnte. Ob jetzt in der Ehe oder außer der Ehe, der Akt ist derselbe. Ob er wirklich in kinderzeugender Absicht begangen wird oder nicht, er ist derselbe. Zudem hat das Gebot selbst keine Bedingung in sich, durch welche eine geregelte Ehe von der Unkeuschheit ausgenommen wäre.
GSo2.079,04] Andererseits betrachtet aber muß doch jedem Menschen einleuchtend sein, daß es dem Herrn an der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts vorzugsweise gelegen ist und an einer weisen Erziehung desselben. Auf welchem Wege aber sollte sich das Menschengeschlecht fortpflanzen, wenn ihm der Zeugungsakt bei Strafe des ewigen Todes verboten ist? Ich meine, das kann ein jeder Mensch mit den Händen greifen, daß es hier offenbar einen Haken hat.
GSo2.079,05] Dazu aber muß noch ein jeder sich notgedrungen selbst das Zeugnis geben, daß sicher bei keinem zu haltenden Gebote die Natur dem Menschen allgemein so mächtig Prügel unter die Füße wirft, über die er stolpern muß, als eben bei diesem. - Ein jeder Mensch, wenn seine Erziehung einigermaßen geordnet war, findet keinen Anstand, oder höchstens einen nur sehr geringen, in der Haltung der übrigen Gebote; aber bei diesem Gebote macht die Natur allezeit eine kräftigen Strich selbst durch die Rechnung eines Apostels Paulus!«

Warum Keuschheitsbegriff nicht 'fleischliche Lust' an sich meinen kann

GSo2.079,06] »Offenbar sehen wir eine Untersagung der fleischlichen Lust, welch mit dem Zeugungsakte unzertrennlich verbunden ist. Liegt also das Verbot nur an der fleischlichen Lust und nicht zugleich auch an dem Zeugungsakte, so fragt es sich, ob von dem ordnungsmäßigen Zeugungakte die fleischliche Lust zu trennen ist? Wer aus euch kann solches erweisen und behaupten, die beiden gesetzlich geordneten Ehegatten empfänden beim Zeugungsakte nicht auch die zeitliche Lust? Oder wo ist dasjenige Gattenpaar, das da nicht wenigstens zur Hälfte durch die bevorstehende fleischliche Lust zum Zeugungsakte aufgefordert worden wäre?
GSo2.079,07] Wir sehen aber nun daraus, daß wir mit diesem Gebote hinsichtlich der Unkeuschheit in Anwendung auf den leiblichen Zeugungsakt durchaus nicht aufkommen können. Entweder muß es einen reinen Zeugungsakt geben, der mit der Fleischeslust nichts zu tun hat, oder, wenn sich ein solcher Akt nicht erweisen läßt, muß der fleischliche Zeugungsakt nicht unter diesem Gesetze stehen und als eine freiwillkürliche, straflose Handlung des Menschen angesehen werden. - Denn solches ist schon bemerkt, daß sich das Gesetz schonungslos und jeder ausnahmsweisen Bedingung ledig ausspricht.
GSo2.079,08] Das notwendige Bestehen der Menschen aber spricht sich laut gegen das Verbot dieses Aktes aus, sowie die allezeit schonungslos begehrende Natur. Denn da mag jemand sein, wes Standes er will, so wird er davon nicht freigesprochen, wenn er zu seiner Reife gelangt ist. Er müßte sich denn verstümmeln lassen und seine Natur töten, sonst tut es sich wenigstens in seiner Begierlichkeit dazu auf keinen Fall, wenn er auch durch äußere Umstände von der Aktivität abgehalten wird.«

Warum Keuschheitsbegriff nicht Körper oder Seele betreffen kann; Erklärung des Begriffes Seele

GSo2.079,09] »Also mit dem Fleische tut es sich auf keinen Fall. Vielleicht geht dieses Gesetz allein die Seele an? Ich meine, da die Seele durchaus das lebende Prinzip des Leibes ist und die freie Aktion desselben rein von der Seele abhängt, ohne welche das Fleisch tot ist, so dürfte es denn doch wohl schwerlich irgendwo einen Supergelehrten geben, der da im Ernste behaupten könnte, die Seele habe mit den freien Handlungen des Leibes nichts zu tun.
GSo2.079,10] Der Leib ist ja doch nur das Werkzeug der Seele, künsüich (kunstvoll) eingerichtet zu ihrem Gebrauche; was soll es demnach mit einem Gebote allein für den Leib, der an und für sich eine tote Maschine ist? Wenn jemand mit einer Hacke einen ungeschickten Hieb gemacht hat, war da wohl die Hacke schuld oder seine Hand? Ich meine, solches wird doch niemand behaupten wollen, daß hier der Hacke der ungeschickte Hieb zuzuschreiben sei.
GSo2.079,11] Ebensowenig kann man auch den Zeugungsakt als eine sündige Handlung dem Leibe zuschreiben, sondern allein nur dem handelnden Prinzip, das hier die lebendige Seele ist. Also muß auch unsere bisherige kritische Beleuchtung dieses Gebotes bloß der Seele gelten, welche im Fleische denkt, will und handelt; und so ist eben die Seele nach dem verlaufenden Kriterium notwendig frei von diesem Gebote. Also mit der Seele geht es auch nicht; so wird es doch mit dem Geiste gehen? Wir wollen sehen, was sich da der Geist wird abgewinnen lassen.«

Warum (Un)Keuschheit nicht den Geist betrifft; Erklärung des Verhältnisses Seele-Geist(funke)

GSo2.079,12] »Was ist denn der Geist? Der Geist ist das eigentliche Lebensprinzip der Seele, und die Seele ist ohne den Geist nichts als ein substantiell ätherisches Organ, welches wohl zur Aufnahme des Lebens alle Fähigkeit besitzt, aber ohne den Geist nichts ist als ein substantiell-geistig-ätherischer Polyp, der seine Arme fortwährend nach dem Leben ausbreitet und alles einsaugt, was seiner Natur entspricht.
GSo2.079,13] Die Seele ohne den Geist ist also eine bloß stumme polarische Kraft, welche den stumpfen Sinn nach Sättigung in sich trägt, selbst aber keine Urteilskraft besitzt, daraus ihr klar würde, womit sie sich sättigt und wozu ihr die Sättigung dient. Sie ist zu vergleichen mit einem Erzkretin, der keine andere Begierde in sich verspürt als diejenige, sich zu sättigen. Womit und warum? Davon hat er keinen Begriff. Wenn er einen großen Hunger verspürt, so frißt er, was ihm unterkommt, ob Unrat oder ob Brot oder eine barste Kost für Schweine, das ist ihm gleich.
GSo2.079,14] Sehet, dasselbe ist die Seele ohne den Geist. Und diese angeführten Kretins haben eben auch bloß ein seelisches Leben, das heißt, in deren Seele ist entweder ein zu schwacher Geist oder oft auch gar kein Geist vorhanden. Daß aber solches der Fall ist, dazu brauchet ihr nichts als nur einen Blick in die Welt der finsteren Geister zu werfen; was sind diese? Sie sind nach dem Tode fortlebende Seelen, die bei Leibesleben auf die leichtsinnigste und oft böswilligste Weise ihren Geist in sich so sehr geschwächt und niedergedrückt haben, daß er ihnen in solchem Zustand kaum die kargst zugemessene Lebenserregung zu verschaffen imstande ist, bei der aber alle Lebensvorteile nicht selten im ewigen Hintergrund bleiben müssen!
GSo2.079,15] Wenn aber das nun evident erwiesen ist, so fragt sich: Wie und auf welche Weise kann denn der absolute Geist Unkeuschheit treiben? Kann der Geist fleischliche
Begierden haben? Ich meine, einen größeren Widerspruch dürfte es kaum geben als den, so sich jemand wollte im Ernste einen 'fleischlichen Geist' denken, der notgedrungenermaßen materiell sein müßte, um selbst grobmaterielle Begierden in sich zu haben.
GSo2.079,17] Wenn aber schon ein Arrestant an seinem Arreste sicher nicht das größte Wohlbehagen findet, so wird umsomehr der absolute Geist noch eine geringere Passion haben, sich mit seinem freiesten Wesen mit der groben Materie auf immer zu verbinden und an derselben seine Lust zu finden. In diesem Sinne ist also ein Unkeuschheit treibender Geist doch sicher der größte Unsinn, den je ein Mensch aussprechen kann. Nun fragt sich demnach: Was ist also die Unkeuschheit, und wer soll dieselbe nicht treiben, indem wir gesehen haben, daß sowohl der Leib als auch die Seele und der Geist für sich nicht Unkeuschheit treiben können, so wie wir sie bisher kennen?«

Begriff der (Un)Keuschheit und (Un)Zucht im Zusammenhang mit Handlungsmotiven

Warum (Un)Keuschheitsbegriff nicht bloße Sinnesbefriedigung betrifft

GSo2.080,01] »Es dürften zwar einige sagen: Moses hat sich später darüber näher ausgesprochen, indem er den Zeugungsakt ordnungsmäßig nur zwischen den gesegneten Ehegatten erlaubt, anderartig aber verboten hat, und hat auf die anderartige Zeugung, besonders, wenn ein verheirateter Mann diesen Akt begehen möchte, verordnet, daß solch eine Tat als Ehebruch zu betrachten sei und die Ehebrecher sich beiderseits des Todes schuldig machen. Solches ist richtig, aber nachträgliche Verordnungen geben dem einfach im Anfange gegebenen Gesetze dennoch keine andere Gestalt. Wer sich daran binden will, muß im ersten Gesetze seinen Prozeß behaupten; denn weder die Unkeuschheit noch der Ehebruch sind darin auf eine bestimmte Art verboten.
GSo2.080,02] Wir haben bisher klar erläutert, was man allenfalls unter der Unkeuschheit verstehen könnte. Nachdem aber alles das auf den Zeugungsakt hinweist, so kann man auch die von uns bisher als bekannt angenommene Art der Unkeuschheit unmöglich durch dieses Gesetz als verboten ansehen.
GSo2.080,03] Nun aber meldet sich ein in der Sache Wohlerfahrener, dieser spricht: Unter Unkeuschheit, die da verboten ist, wird bloß die leere Befriedigung des sinnlichen Triebes verstanden. Gut, sage ich; wenn aber ein Mann mit eines anderen Mannes Weibe, die von ihrem Mann nicht befruchtet werden kann, im Ernste ein Kind zeugt, frage, kann ihm das als sündiger Ehebruch angerechnet werden? Ich frage weiter: Wenn ein Jüngling, von seiner Natur getrieben, mit einem Mädchen ein Kind gezeugt hat, kann ihm das zur Sünde der Unkeuschheit angerechnet werden?
GSo2.080,04] Ich frage weiter: Wenn ein Mann aus der Erfahrung weiß, daß sein Weib nicht befruchtungsfähig ist, er beschläft sie aber dennoch, weil sie ein üppiges Fleisch hat, das ihn reizt, er also doch offenbar seinen sinnlichen Trieb leer befriedigt; kann ihm dieser Akt zur Sünde der Unkeuschheit angerechnet werden?
GSo2.080,05] Ich frage weiter: Es gibt besonders in dieser Zeit, wie es sie auch zu allen Zeiten gegeben hat, eine Unzahl Menschen beiderlei Geschlechtes, welche gar wohl zeugungsfähig sind, und eine sie mächtig drängende Natur besitzen; aber sie sind vermöge politischer und dürftiger Verhältnisse nicht imstande, sich zu verehelichen. Wenn nun solche doppelt bedrängte Menschen den Akt der Zeugung begehen, sündigen sie wieder dieses sechste Gebot?
GSo2.080,06] Man wird sagen: Sie sollen ihren Trieb Gott aufopfern und sich nicht begatten, so werden sie nicht sündigen. Ich aber sage: Welch ein Richter kann solch einen Fehler als eine wirkliche Sünde erklären? Was hat denn der Reiche darum für ein Verdienst, daß er sich ein ordentliches Weib nehmen kann, vor dem Armen, der dieser Glückseligkeit entbehren muß? Soll somit der Bemittelte ein größeres Recht auf die Zeugung seinesgleichen haben als der Arme? Heiligt also das Geld die Zeugung darum, weil sich der Reiche in den ordentlichen Besitz eines Weibes setzen kann, was tausend Unbemittelten unmöglich ist?
GSo2.080,07] Dazu läßt sich noch fragen: Wer ist denn so ganz eigentlich schuld an der vielfachen Verarmung der Menschen? Sicher niemand anderer als der glückliche Reiche, der durch seine eigennützige Spekulation viele Schätze an sich zieht, durch welche nicht selten tausend Menschen sich für den ordentlichen Ehestand hinreichend befähigen könnten. Und dennoch sollte da der reiche Ehemann allein von der Sünde der Unkeuschheit frei sein, so er mit seinem ordentlichen Weibe Kinder zeugt, und der Arme allein sollte der Sündenbock sein, weil er sich eben kein Weib nehmen kann? Wäre das nicht geradeso geurteilt, als so man auf der Erde irgendeinen Wallfahrtsort bestimmen möchte und dazu ein Gebot gäbe, demzufolge niemand zu Fuß diesen Ort besuchen darf, um dort irgendeine sein sollende Gnade zu empfangen, sondern ein jeder, der diesen Ort besucht und eine Gnade empfangen will, muß in einer höchst eleganten Equipage dahin gefahren kommen?
GSo2.080,08] Wer ein solches Gebot für gerecht finden sollte, der müßte doch sicher im Ernste von einer solchen Welt sein, von welcher der Schöpfer Himmels und der Erde selbst nichts weiß, das heißt von einer Welt, die nirgends existiert; oder er müßte ein Abgeordneter des Satans sein!
GSo2.080,09] Wir sehen aber nun aus diesen Betrachtungen, daß es sich mit der Erklärung unseres sechsten Gebotes durchaus nicht tut. Was werden wir denn anfangen, um diesem Gebote einen vollgültigen Sinn abzugewinnen? Ich sage euch im voraus: Es ist die Sache nicht so leicht, als es sich jemand vorstellen möchte. Ja ich sage:

Richtiger Sinn des Begriffs (Un)Keuschheit; Bedeutung der Handlungsmotivation

GSo2.080,10] Um den richtigen Sinn dieses Gebotes zu gewinnen, muß man ganz tief greifen und die Sache in der Grundwurzel fassen; sonst wird man sich dabei immer in der zweifelhaften Lage befinden, in der man leichtlich das, was nicht im entferntesten Sinne eine Sünde ist, als Sünde betrachten wird, und was wirklich eine Sünde ist, kaum der Mühe wert halten, es als eine Sünde zu betrachten.
GSo2.080,11] Wo aber ist diese Wurzel? Wir werden sie sogleich haben. Ihr wisset, daß die Liebe der Urgrund und die Grundbedingung aller Dinge ist. Ohne Liebe wäre nie ein Ding erschaffen worden, und ohne die Liebe wäre so wenig irgendein Dasein denkbar, als wie wenig sich je ohne die wechselseitige Anziehungskraft eine Welt nach dem Willen des Schöpfers gebildet hätte. Wer das etwa nicht fassen sollte, der denke sich nur von einer Welt die wechselseitige Anziehungskraft hinweg, und sobald wird er sehen, wie sich alle Atome einer Welt plötzlich voneinander trennen und sich verflüchtigen werden wie ins Nichts.
GSo2.080,12] Also ist die Liebe der Grund von allem und ist zugleich der Schlüssel zu allen Geheimnissen.
GSo2.080,13] Wie aber läßt sich eben die Liebe mit unserem sechsten Gebot in eine erklärende Verbindung bringen? Ich sage euch, nichts leichter als das, indem bei keinem Akte in der Welt die Liebe so innig verwoben ist wie gerade bei dem, den wir zu den unkeuschsündigen rechnen.
GSo2.080,14] Wir wissen aber, daß der Mensch einer zweifache Liebe fähig ist, nämlich der göttlichen, welche aller Selbstliebe entgegen, und der Selbstliebe, welche aller göttlichen Liebe entgegen ist.
GSo2.080,15] Nun fragt es sich: So jemand den Akt der Zeugung begeht, welche Liebe war da der Beweggrund, die Eigenliebe, unter deren Botmäßigkeit auch jegliche Genußsucht steht, oder die göttliche Liebe, welche nur mitteilen will, was sie hat, ihrer selbst gänzlich vergessend? Sehet, wir sind jetzt schon ziemlich dem eigentlichen Hauptkerne auf der Spur.
GSo2.080,16] Setzen wir nun zwei Menschen: der eine begeht den Akt aus selbstsüchtiger Genußsucht, der andere aber in dankbarer Andacht für die Zeugungsfähigkeit, seinen Samen einem Weibe mitzuteilen, um in ihr eine Frucht zu erwecken. Welcher von den beiden hat denn gesündigt? Ich glaube, hier einen Richter zu machen und ein rechtes Urteil zu fällen, wird eben nicht schwer sein.«

Definition der (Un)Keuschheit; Folgen der Unkeuschheit bei Nachkommen

GSo2.080,17] »Damit uns aber die Sache völlig klar wird, müssen wir uns auch mit dem Begriffe 'Unkeuschheit' näher vertraut machen. Was ist Keuschheit und was ist Unkeuschheit? Keuschheit ist derjenige Gemütszustand des Menschen, in welchem er aller Selbstsucht ledig ist, oder in dem er rein ist von allen Makeln der Eigenliebe. Unkeuschheit ist derjenige Gemütszustand, in welchem der Mensch nur sich selbst berücksichtigt, für sich selbst handelt und seines Nebenmenschen, besonders in Berücksichtigung des Weibes, gänzlich vergißt.
GSo2.080,18] Die Selbstsucht aber ist nirgends schmählicher, als wie gerade bei dem Akte, wo es sich um die Fortzeugung eines Menschen handelt. Warum denn? Die Ursache liegt am Tage. Wie der Grund, wie der Same, so auch wird die Frucht. Ist göttliche Liebe, also die Keuschheit der Same, so wird auch eine göttliche Frucht zum Vorschein kommen; ist aber Eigenliebe, Selbst- und Genußsucht, also der unkeusche Zustand des Gemütes der Same, welch eine Frucht wird da hervorgehen?
GSo2.080,19] Sehet, in dem liegt es, was durch das sechste Gebot verboten ist. Wäre dieses Gebot beobachet worden, so wäre die Erde noch ein Himmel, denn es gäbe auf ihr keinen selbstsüchtigen und herrschsüchtigen Menschen! Aber dieses Gebot ist schon im Anbeginne der Menschen übertreten worden, und die Frucht dieser Übertretung wer der eigennützige und selbstsüchtige Kain.«

Begriffsbedeutung von 'Unzucht'; Zusammenhang der 'Genußsucht' mit Unkeuschheit

GSo2.080,20] »Aus dem aber geht hervor, daß nicht nur die sogenannte fälschlich bezeichnete 'Unzucht', welche man besser 'Genußsucht' nennen sollte, in die Reihe unserer zu behandelnden Sünden gehört, sondern jegliche Genußsucht, wie gestaltet sie auch immer sein mag, besonders aber, wenn ein Mann das ohnehin schwache Weib sich eigennützig zum genußsüchtigen Nutzen macht, ist als Sünde der Unkeuschheit zu betrachten. - Ein kurzer Verfolg wird uns die Sache noch klarer vor die Augen bringen.«

Begriffsbedeutung von 'Hurerei'

Pro-Sex-Argumente der 'natürlichen Bedürfnisbefriedigung' und angebliche Berechtigung zu raffiniertem, kultivierten Sexualgenuss

GSo2.081,01] »Man könnte hier sagen, indem es im sechsten Gebote nur heißt: 'Du sollst nicht Unkeuschheit treiben', daß da die Hurerei nicht als verboten angesehen werden kann, da es im sechsten Gebote nirgends heißt: 'Du sollst nicht Hurerei treiben'. - Ich aber sage: Was ist die Hurerei, welcher Art sie auch sein mag, geistig oder fleischlich? Sie ist eine sichere Anbequemung des Lasters, und zwar auf folgende Weise: Man philosophiert sich über die sündige Möglichkeit hinweg, setzt alle Erscheinungen in das Gebiet 'natürlicher Bedürfnisse'. Wenn jemandem seine eigene Wesenheit die Forderung kundgibt, sie zu befriedigen, so tut der Mensch zufolge seines Verstandes und seiner Erfindungskraft ja nur etwas Lobenswertes und Ersprießliches, so er für alle zu fordernden Bedürfnisse seiner Natur Mittel zustande bringt, durch welche denselben Genüge geleistet werden kann. Das Tier muß zwar seine Bedürfnisse in der rohesten instinktmäßigen Art befriedigen, weil es keinen Verstand, keine Vernunft und keinen Erfindungsgeist hat. Dadurch aber erhebt sich ja eben der Mensch über das gemein naturmäßig Tierische, daß er allein den Anforderungen seiner Art auf eine raffinierte Weise Genüge leisten kann. Daher sagt der Verstand des Kulturmenschen:
GSo2.081,02] Wer kann einem Menschen zur Sünde rechnen, so er sich mit Hilfe seines Verstandes ein stattliches Haus zur Bewohnung erbaut, und somit ein ehemaliges Erdloch oder einen hohlen Baum mit demselben vertauscht? Wer kann einem Menschen zur Sünde anrechnen, so er die Baumfrüchte veredelt, aus den sauren Äpfeln und Birnen süße und wohlschmeckende erzeugt? Wer kann einem Menschen zur Sünde anrechnen, wenn er sich einen Wagen erbaut, das Pferd zähmt, und dann viel bequemer eine Reise macht als mit seinen eigenen schwachen, leidigen Füßen? Wer ferner kann noch dem Menschen zum Fehler anrechnen, so er sich die Naturfrüchte zu seiner Nahrung kocht und würzt und sie ihm wohlschmeckender macht? Oder sind die Dinge in der Welt für einen anderen als für den Menschen erschaffen worden, damit er sie zweckdienlich benützen sollte? -
GSo2.081,03] Wie viel Schönes und Nützliches hat der Mensch entdeckt zu seiner Bequemlichkeit und zu seiner Erheiterung! Sollte ihm das zum Fehler angerechnet werden, so er durch seinen Verstand seinem Schöpfer Ehre macht, ohne den der Weltkörper so unkultiviert dastände wie eine barste Wüste, auf der alles durcheinanderwüchse in chaotischer Unordnung wie Kraut, Rüben und Brennesseln?
GSo2.081,04] Wenn aber dem Menschen die verschiedenartige Kultivierung des Erdbodens doch unmöglich zu einem Fehler angerechnet werden kann, obschon sie in sich durchaus kein anderes zweckdienliches enthält als den angenehmeren und bequemeren Genuß der Dinge in der Welt; so wird doch andererseits auch ein raffinierter Zeugungsgenuß dem Menschen mitnichten können zum Fehler angerechnet werden, indem sich sonst selbst der gebildetste Mensch in diesem Akte am wenigsten von dem Tiere unterschieden hat. Also auch dieser Trieb des Menschen muß auf eine veredeitere und raffiniertere Weise befriedigt werden können, und das aus demselben Grunde, aus welchem man sich bequeme Wohnhäuser erbaut, weiche Kleider verfertigt, geschmackvolle Speisen bereitet, u. dgl. Annehmlichkeiten mehr.
GSo2.081,05] Man nehme nur den Fall, ein Mensch gebildeten Standes hat zu seiner Befriedigung die Wahl zwischen zwei Weibspersonen, die eine ist eine schmutzige, gemeine Bauernmagd, die andere aber als die Tochter eines ansehnlichen Hauses ist ein wohlerzogenes, sehr nett gekleidetes, am ganzen Leibe makelloses und sonst üppiges und reizendes Mädchen. Frage: Wonach wird der gebildete Mann greifen? Die Antwort wird hier kein Kopfzerbrechen brauchen; sicher nach Nr. 2, denn vor Nr. 1 wird es ihm ekeln. Also ist auch hier eine Verfeinerung sicher am zweckdienlichsten Piatee, weil der Mensch durch sie beurkundet, daß er ein höheres Wesen ist, welches alles Unangenehme und Schmuteige zu reinigen und angenehmer darzustellen die volle Macht und Kraft in sich hat.
GSo2.081,06] Da aber der Mann wie das Weib in dieser Hinsicht ein öfteres Bedürfnis sich zu befriedigen in sich stark wahrnehmen, wobei man doch nicht allezeit die Anforderung machen kann, ein Kind zu erzeugen, wird es da wieder die Gebühr der Ausübung seiner Verstandeskräfte sein, wenn er die Mittel aufstellt, durch welche die Befriedigung dieses Triebes zuwege gebracht werden kann, sei es nur durch den blinden Beischlaf mit den Weibern oder durch Selbstbefriedigung oder im Notfalle durch die sogenannte Knabenschändung? Denn dadurch unterscheidet sich ja eben auch der Mensch von dem Tiere, daß er diesen am meisten naturmäßigen Trieb auf anderen Wegen befriedigen kann als gerade auf jenen nur, auf die er von der rohen Natur angewiesen wurde. Und sonach sind ja ganz besonders wohlkonditionierte Bordellhäuser und dergleichen Anstalten mehr zu billigen, und können dem Verstände des Menschen keineswegs zur Unehre, sondern nur zur Ehre gereichen!?
GSo2.081,07] Sehet, was läßt sich, naturmäßig betrachtet, allem dem entgegen einwenden? Denn das ist richtig, daß das Tier dergleichen Kultivierungen und allerlei Nuancierungen in der Befriedigung seines Geschlechtstriebes nimmer zuwege bringen kann, und so ist darin gewisserart die Meisterschaft des menschlichen Verstandes unleugbar zu entdecken. Das alles ist richtig, das Tier hat in allem dem seine Zeit, außer welcher es stumpf für die Befriedigung dieses Triebes bleibt.«

Motiv aller Raffinesse; wahrer Charakter der Hurerei; Zusammenhänge mit anderen Fehlhaltungen

GSo2.081,08] »Aber was ist alle diese Raffinesse? Das ist eine kurze Frage, aber ihre Beantwortung ist groß und gewichtig. - Diese Raffinesse hat doch sicher nichts anderes zum Grundmotive als die entsetzlich leidige Genußsucht. Die Genußsucht aber, wissen wir, ist ein unverkennbares Kind der Eigenliebe, welche mit der Herrschliebe ganz identisch einhergeht.
GSo2.081,09] Es ist wahr, in einem stattlichen Hause läßt sich angenehmer wohnen denn in einer niedrigen Erdhütte. Betrachten wir aber die Einwohner! Wie stolz und hochtrabend sehen wir den Bewohner eines Palastes einhergehen, und wie zerknirscht beugt sich der schlichte Hüttenbewohner vor einem solchen glänzenden Palastherrn!
GSo2.081,10] Betrachten wir die Bewohner einer großen Stadt und dagegen die eines kleinen Bauerndorfes. Die Bewohner der großen Stadt wissen sich vor lauter Genußsucht nicht zu helfen, alle wollen angenehm leben, alle sich unterhalten, alle glänzen und womöglich ein bißchen herrschen. Kommt ein armer Landbewohner in die große Stadt, so muß er wenigsten einen jeden Stiefelputzer usw. 'Euer Gnaden' anreden, will er sich nicht irgendeiner Grobheit aussetzen.
GSo2.081,11] Gehen wir aber ins Dorf, da werden wir noch Hausväter antreffen, nicht selten friedliche Nachbarn, welche sich nicht 'Euer Gnaden' und 'Herr von' titulieren. Was ist da wohl vorzuziehen, wenn ein Bauer zum andern spricht: 'Bruder'! oder wenn in der Stadt ein nur wenig Bemittelter einen etwas mehr Bemittelten 'euer Gnaden' und 'Herr von' und dgl. mehr anspricht?«

Warum genußsüchtige Raffinessen Abgöttereien sind; Begriffsbedeutung von 'Hurerei' und 'Hure Babel'

GSo2.081,12] »Ich meine, es wird kaum nötig sein, dergleichen unsinnige Ausgeburten der Raffinesse des menschlichen Verstandes noch weiter zu verfolgen, sondern wir können sogleich den Hauptspruch machen: Alle derartigen genußsüchtigen Verfeinerungen sind nach vorangehender Betrachtung nichts als Abgöttereien; denn sie sind Opfer des menschlichen Geistes an die äußere tote Naturmäßigkeit.
GSo2.081,13] Sind sie aber Abgöttereien, so sind sie auch die barste Hurerei, und daß sie nicht in die Sphäre der Keuschheit aufgenommen werden können, beweist ihre Tendenz.
GSo2.081,14] Warum wurde Babel eine 'Hure' genannt? Weil dort jede erdenkliche Raffinerie zu Hause war. Also heißt auch 'die Hurerei treiben' im eigentlichen Sinne: der Unkeuschheit dienen nach aller Lebenskraft. So ist ein reicher Ehemann, der sich des alleinigen Genusses wegen ein üppiges und geiles Weib genommen hat, nichts als ein barster Hurer und das Weib eine barste Hure. Und eben also wird auch hier die Unkeuschheit in ihrem Fundamente gezeigt, wie sie nämlich eine allerbarste Selbst- und Genußsucht ist.
GSo2.081,15] Es war notwendig, dieses Gebot für euch gründlicher zu beleuchten, weil sich der Mensch über kein Gebot so leicht hinwegsetzt wie über dieses ...«

Bedeutung der Zeugungsabsicht und Nächstenliebe bei Sex

Warum Zeugung Hauptmotiv bei Sexualakt sein und in wahrer Nächstenliebe geschehen sollte

Ev03.215,01] »Wenn das Leben eines Menschen kein tändelnder Scherz, sondern ein sehr geheiligter Ernst ist, so kann auch der Entstehungsakt desselben durchaus keine Tändelei, sondern auch nur ein sehr geheiligter Ernst sein. Fasse den Grund recht, und es wird dir darauf bald von selbst alles (was Unkeuschheit betrifft) klarwerden!
Ev03.215,02] Die wohltuenden Empfindungen des Aktes selbst sollen nicht der Beweggrund zum Akte sein, sondern allein, daß ein Mensch gezeugt werde!
Ev03.215,03] Fassest du das, so wirst du bald finden, daß die wohltuenden Empfindungen nur begleitende Erscheinungen sind, durch die das Werk der Menschwerdung in der Natur des Fleisches ermöglicht wird. Drängt dich der Hauptgrund, so gehe und handle, und du hast keine Sünde! Aber es ist dabei dennoch so manches in eine ordnungsmäßige Berücksichtigung zu ziehen.
Ev03.215,04] Dieser Akt darf nicht außerhalb der Sphäre der wahren Nächstenliebe geschehen; ein Hauptgrundsatz der wahren Nächstenliebe aber lautet: 'Tuet euern Nächsten das, was ihr wünschet, daß sie auch euch tun sollen!'
Ev03.215,05] Nun, du hättest eine aufblühende Tochter, die deinem Vaterherzen ein Heil ist; du wirst um nichts so sehr besorgt sein als um ein rechtes, heilbringendes Glück für solche deine von dir allerzärtlichst geliebte Tochter. Wohl wäre die Tochter reif und sonach fähig, eine Zeugung anzunehmen. Wie würde es dir zumute, so da ein sonst ganz gesunder Mann käme, vom Bedürfnisse, einen Menschen mit einer Jungfrau zu zeugen, gedrängt, und zeugete mit deiner Tochter gewaltsam eine Frucht?!
Ev03.215,06] Siehe, das würde dich zu einer furchtbaren Rache gegen einen derartigen Frevler erfüllen, und du würdest ihn ohne die möglichst schärfste Züchtigung nicht mehr aus den Augen lassen!
Ev03.215,07] Und dennoch hätte dieser Mensch keine Sünde gegen die Keuschheit begangen, weil er von dem Emste gedrängt war, seinen Samen nicht außer einem guten Gefäße zu verstreuen, wodurch einer Menschwerdung ein Pfad abgeschnitten würde. Aber der Akt ist andererseits dennoch ein sündhafter, weil dadurch die wahre Nächstenliebe einen gar gewaltigen Stoß erlitt!
Ev03.215,08] Gesetzt, dich selbst drängte ein ernster Akt in der Fremde, du träfst da ein Weib auf einem Felde, und du gewönnest es durch Geld und Worte, deinem Drange entgegenzukommen, und das Weib willfahrte dir das, so hättest du dadurch keine Sünde gegen die Keuschheit, auch keinen Ehebruch begangen, so die Person auch eines Mannes ordentliches Weib wäre. Aber so du bedacht hättest, in welche große und höchst trübe Verlegenheiten und Verfolgungen das Weib kommen werde, so der rechte Mann zu ihr sagen wird: "Weib, gib Rechenschaft, wer in dich den Samen gelegt hat, da ich dich seit dieser und jener Zeit nicht berührt habe!", - siehe, daß du dadurch den häuslichen Frieden zwischen einem Ehepaare gestört hast, das ist eine grobe Sünde wider die Nächstenliebe! Denn du hättest deinen, wenn schon ernsten Drang, wenn er keine Wollustleidenschaft ist, schon noch auf eine schicklichere Gelegenheit versparen können!
Ev03.215,09] Du ersiehst hieraus, daß ein Mann, bei sonst ganz ordentlichen und der wahren Keuschheit nicht widerstrebenden Handlungen, auch auf alle andern menschlichen Nebenumstände sein Augenmerk richten muß, so er sich nicht an irgendeinem Gesetz versündigen will.«

Unkeuschheit in der Ehe; Sex mit Ledigen und Huren

Ev03.215,10] »Ein Mann aber kann mit seinem Weibe ebensogut die Unkeuschheit treiben als mit einer Hure und ärger noch. Denn bei einer Hure ist nichts mehr zu verderben, weil da ohnehin schon alles verdorben ist; aber ein Weib kann überreizt werden und dadurch in eine leidenschaftliche Begehrlichkeit übergehen, wodurch sie dann eine viel ärgerlichere Hure werden kann denn eine Ledige.
Ev03.215,11] Wer aber eine Ledige beschläft, versündigt sich gegen die Keuschheit, weil sein Akt nur die Befriedigung der puren Wollust und nicht die Zeugung eines Menschen zum Grunde hatte und auch nicht haben konnte, weil ihm die reine Vernunft sagen muß, daß man auf den Landstraßen keinen Weizen sät.
Ev03.215,12] Nebst der Sünde gegen die ordentliche Keuschheit aber begeht jener, der eine Hure beschläft, noch die Sünde an seiner und der Hure Menschheit, weil er dadurch leicht seiner Natur einen großen Schaden zufügt und die blinde Hure in ihrem geheimen Besessensein noch mehr verhärtet und unheilbarer macht, was da schon wieder eine Sünde gegen die Nächstenliebe ist.
Ev03.215,13] Wer aber ein zu einer Hure gemachtes Weib beschläft, der versündigt sich in derselben Weise zweifach und vierfach, wenn er selbst ein Ehemann ist, weil er dadurch auch einen Ehebruch begeht.
Ev03.215,14] Ich meine nun, da du ein rein denkender Mann bist, so wird dir dies wenige genügen, und das um so mehr, da ein Mensch, wie du, ohnehin weiß, was da geziemend ist für einen in aller Hinsicht ordentlichen Mann!«
Ev03.215,15] Sagt Jurah: »Ja, Herr und Meister, nun ist mir alles klar, und ich weiß nun auch, wohin die vielen Abarten der Unkeuschheit führen müssen! Ja, nun ist alles klar! Es gibt in allem nur eine vor Gott gültige Wahrheit, die in der ewigen Ordnung begründet ist, -alles darunter, darüber und daneben ist vom Übel!«
Ev03.215,16] Sage Ich: »Ja, also ist's und wird es auch ewig also verbleiben.«

Unterschied zwischen rollenbedingter und wahrer Sittenreinheit im Umgang mit Sündern

Gleichnis vom Klausner und Zöllner, bei denen nachts eine Frau um Unterkunft ansuchte

Ev02.207,12] » Wer das Schlechte nur der schlechten Folgen wegen meidet und das Gute tut der guten Folgen wegen, der ist noch sehr ferne dem Reiche Gottes. Nur der, welcher das Gute eben darum tut, weil es gut ist, und das Schlechte meidet des Schlechten selbst wegen, ist ein vollkommener Mensch. Denn solange sich der Mensch nicht aus sich selbst ans wahre Licht befördert, bleibt er ein Sklave im Geiste und somit tot für das Reich Gottes. - Der äußere Zwang bringt die Menschen noch auf andere Abwege des sitüichen Liebelebens, davon wir sogleich einige vernehmen werden:
Ev02.208,01] »Sieh, es ging in der Nacht eine Maid daher geringen Standes. Sie war irgendwo in Geschäften ihrer Herrschaft, verspätete sich aber so sehr, daß sie auf dem Rückwege von der Nacht eingeholt wurde. Am halben Wege aber trifft sie ein Haus, in dem ein frommer Einsiedler wohnt, wie es ähnliche in allen Gegenden Judäas gibt, die des Reiches Gottes wegen, wie sie es vorgeben und auch wirklich in ihrem Lebensplane haben, ein sogenanntes strenges Leben führen. Die in schon tiefer stürmischer Nacht heimkehrende Maid pocht an des Klausners Tür und bittet um Einlaß und Herberge für die Nacht.
Ev02.208,02] Der Klausner geht nun hinaus und ersieht, daß die Flehende eine Maid ist, durch deren Eintritt seine Hütte ja doch offenbarst verunreinigt werden könnte. Darum spricht er, von heiligem Eifer ergriffen: "Betritt, du unreines Wesen, meine gottgeweihte, reine Hütte ja nicht; denn sie würde unrein durch dich und ich endlich unrein durch sie! Ziehe darum weiter und gehe hin, von wannen du gekommen bist!" Mit diesen Worten schließt er die Tür und überläßt ganz leichten Gemütes und froh, dieser ihn verunreinigenden Gefahr losgeworden zu sein, die weinende Maid ihrem herben Lose. Er kehrt darauf frohen Mutes ins Innere seiner Hütte und preist Gott, daß Er ihn vor solch einer Gefahr für seine Seele so gnädigst beschützt hat, und kümmert sich der armen Maid nimmer; ob diese in finsterer Nacht irgend verunglückt oder nicht, das ist ihm gleich.
Ev02.208,03] Nach einer Stunde aber kommt dieselbe Maid, vom Sturme übel zugerichtet, zum Hause eines verrufenen Zöllners, der vor den Augen der reinen Juden ein großer Sünder ist. Dieser hört die arme Maid schon von weitem jammern, da er an seiner Schranke Wache hält und auch sonst kein Freund vom frühen Sich-Schlafenlegen ist, daher man ihm auch von der reinen Judenseite den Beinamen 'Ordnungsloser Lump' gegeben hat.
Ev02.208,04] Dieser sündige Lump aber zündet schnell eine Fackel an und eilt der jammernden Maid entgegen; und als er sie daherhinkend und weinend findet, tröstet er sie, nimmt sie auf seinen kräftigen Arm, trägt sie in sein Haus, reicht ihr Speise und Trank und bereitet ihr ein gutes und weiches Lager. Am Morgen aber beschenkt er sie noch, sattelt darauf zwei Lasttiere und läßt sie, sie begleitend, also ihre noch ziemlich ferne Heimat ganz gestärkt und wohlgemut erreichen. -
Ev02.208,05] Siehe, der Klausner ist ein strenger Büßer und lebt gleichtat in einem sich selbst auferlegten Strafzwange und vermeidet alles sorgfältigst, was irgend seine als rein geglaubte Seele nur im geringsten verunreinigen könnte, und meint, daß Gott an ihm schon ein bedeutend großes Wohlgefallen haben müsse; zugleich aber liegt es ihm auch sehr daran, daß die Welt ihn für einen makellosen Heiligen Gottes halte, und das um so mehr, weil es von ihm allgemein bekannt ist, daß sein Gemach noch nie von einem weiblichen Fuße betreten ward. Natürlich trägt ihm solch eine sittliche Reinheit auch so manche Prozente in seine Hütte, die sicher in eine Abnahme kämen, so irgend am Ende dennoch verraten werden könnte, daß seine Hütte doch einmal verunreinigt ward durch den Fuß einer
Maid, von der man denn doch nicht wissen könne, wann sie allenfalls ihre unreine Zeit habe.
Ev02.208,06] Dem Zöllner aber ist das einerlei, ob die Welt schwarz oder weiß von ihm spricht, sein Haus hält man stets für das unreinste und zwar so, daß ein echter Jude es ja nicht betreten wird, weil er sich darin auf wenigstens zehn Tage lang verunreinigen könnte. Daher ist dem Zöllner denn auch einerlei, was die Leute von ihm und seinem Hause reden, und er handelt darum frei nach dem Drange seines Herzens und denkt sich dabei: "Bin ich schon ein großer Sünder und voll Unlauterkeit, so will ich aber dennoch Barmherzigkeit üben, auf daß ich dereinst auch Barmherzigkeit vor Gott finden möge!"

Vergleich zwischen echter und lieblos-rollengemäßer Sittenreinheit

Ev02.208,07] Sage du Mir, Mein lieber Josoe: »Welchem von den beiden würdest du am Ende den Vorzug geben?«
Ev02.208,08] Sagt Josoe lächelnd: »Oh, ohne alle Umstände dem Zöllner; denn wenn es auf der Welt lauter solche Klausner gäbe, da sähe es mit dem Leben der Menschen bald ein Ende habend und somit übel aus! Der dumme Klausner könnte mir mit seiner sittlichen Reinheit alle Stunde zehnmal gestohlen werden! Wahrlich, hätte ich den Himmel zu verleihen nach dem Tode, so wäre der Klausner sicher der letzte, dem ich im untersten Himmel den letzten Platz anwiese, und er käme mir nicht weiter, als bis er würde wie der Zöllner! -Habe ich recht oder nicht?«
Ev02.209,01] Sage Ich: »Vollkommen; denn also ist es auch! Und Ich sage es, wer da nicht wird wie der Zöllner, wird in Mein Reich wahrlich nicht eingehen; denn auch Mir kann alle die lieblose Sittenreinheit für ewig gestohlen werden!
Ev02.209,02] Ja, eine freie, wahre, innere Sittenreinheit mit der wahren, alles opfernden Nächstenliebe ist bei Mir über alles; aber eine solche, wie wir sie beim Klausner gesehen haben, gilt bei Mir nicht einen Stater. Wer rein ist, der soll bloß rein sein im Herzen vor Gott, aber die Welt soll nicht viel wissen davon; denn wenn die ihn darum lobt, so wird er von Mir wenig Lob zu erwarten haben.«

Wann Seele trotz Sünden rein bleibt

Ev02.209,04] »Am besten aber ist es, wenn der Mensch stets sagt: "O Herr, sei mir, dem Sünder, gnädig!", und urteilt über niemand Arges, betet für seine Feinde und tut sogar noch jenen zu aller Zeit Gutes, die Übles von ihm reden und wo möglich ihm auch Übles zufügen, (vgl. Mt.05,44)
Ev02.209,04] Wahrlich, wer das ist und tut, der ist nicht nur rein vor Mir - und hätte er auch noch so manche Sünde auf sich, die ihn sein Fleisch dann und wann zu begehen nötigte -, sondern er ist dabei vollauf Mein Bruder und mit Mir ein König der Himmel und aller ihrer Herrlichkeiten! Denn wird eines Menschen Fleisch oft auch von argen Dämonen gereizt, so wandelt aber dennoch seine Seele gleichtat in Meinem Geiste.
Ev02.209,05] Es müssen ja auch oft die Engel in die Hölle, in den Pfuhl aller Laster, steigen, und wenn sie zurückkehren, sind sie wieder so rein wie zuvor in dem höchsten aller Himmel. Und also ist es nicht selten mit Meinen Brüdern auf dieser Erde: steigen sie auch schon ihrem Äußersten nach manchmal in die Hölle, um auch dort die göttliche Ordnung und Willensmacht aufrechtzuerhalten, so bleibt dennoch ihre Seele rein im Zusammenhange mit Meinem Geiste in ihr.
Ev02.209,06] Kurz, den die Sünde fein demütig macht wie unsern Zöllner, der ist durch die Sünde als ein Engel nur auf einen Augenblick zur Hölle gestiegen, um daselbst Ruhe
und Ordnung zu schaffen; sowie er aber zurückgekehrt ist, so ekelt es ihn davor, und seine Seele ist rein wie zuvor. Den als Sünder aber seine Sünden nur zum Hochmute treiben, und so der Sünder im Hochmute verbleibt, der ist schon ein Teufel, ob er äußerlich noch so rein schiene vor den Menschen.«

Sünderaufnahme und Bekehrungsversuche an Sündern

Ev02.209,07] »Ich sage aber zu euch allen: Was immer für Sünder und Sünderinnen in euer Haus hilfesuchend kommen, so sollet ihr ihnen nimmer die Türe weisen, sondern ihnen helfen, als hätten sie nie gesündiget; und habt ihr ihnen erst geholfen, so sollet ihr dabei auch alles aufbieten, um die Sünder für die Zukunft zu bessern auf dem Wege der Liebe und der Weisheit, aber jener wahren Weisheit, die stets nur aus der Liebe hervorgeht!
Ev02.209,08] Eine Ehebrecherin ist bei den Juden nach Moses wirklich eine Sünderin, die sofort gesteinigt werden soll, und zwar auf dem kürzesten Wege von jedermann, der ihr nach der Tat zuerst begegnet. Ich aber sage euch: Wer die Flüchtige aufnimmt in sein Haus und sucht sie zu retten doppelt - geistig und leiblich -, der wird dereinst von Mir mit freundlichen Augen angesehen werden, und seine Schuld wird in den flüchtigen Sand eingegraben werden, dessen Furchen der Wind verwehen soll! Wer aber einen Stein nach ihr wirft und ist selbst nicht frei von jeglicher Sünde, der wird dereinst ein schweres Gericht von Mir aus zu bestehen haben! Denn wer Mir wiederbringt, was da verloren war, der soll im Himmelreiche dereinst eines großen Lohnes wert befunden werden; wer aber da richtet, wenn auch gerecht nach dem Gesetze, der wird dereinst auch gerecht und streng nach Meinem Gesetze gerichtet werden!«

Ehelosigkeit - Zölibat - 'Braut Christi'

Ehelosigkeitsempfehlungen für Nachfolger Christi

Mt.19,10 -12] Da sprachen seine Jünger zu ihm: Steht die Sache eine Mannes mit seiner Frau so, dann ist's nicht gut, zu heiraten. Er aber sprach zu ihnen: Dies Wort fassen nicht alle, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn einige sind von Geburt an zur Ehe unfähig; andere sind von Menschen zur Ehe unfähig gemacht; und wieder andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um des Himmelreichs willen. Wer es fassen kann, der fasse es!
1.Kor.07,08] (Paulus:) Den Ledigen und Witwen sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich.
1. Kor.07,27] (Paulus:) Bist du an eine Frau gebunden, so suche nicht, von ihr loszukommen; bist du nicht gebunden, so suche keine Frau.
1. Kor.07,32 -34] (Paulus:) Ich möchte aber, daß ihr ohne Sorge seid. Wer ledig ist, der sorgt sich um die Sache des Herrn, wie er dem Herrn gefalle; wer aber verheiratet ist, der sorgt sich um die Dinge der Welt, wie er der Frau gefalle und so ist er geteilten Herzens. Und die Frau, die keinen Mann hat, und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, daß sie heilig seien am Leib und auch am Geist; aber die verheiratete Frau sorgt sich um die Dinge der Welt, wie sie dem Mann gefalle.

Him2.108,15] »Wahrlich, wer da aus Liebe zu Mir nicht ehelicht, der tut ja besser «

Bedeutung der Keuschheit zur Erlangung der Wiedergeburt; Schwierigkeit der Läuterung von Unzüchtigen

Ev08.041,07] »Wer immer nach Meiner Lehre eine baldige und volle Wiedergeburt im Geiste seiner Seele wünscht, der führe ein möglichst keusches Leben und lasse sich nicht berücken und betören vom Fleische der Jungfrauen und Weiber; denn dieses zieht den Lebenssinn der Seele nach außen und verhindert dadurch gewaltigst die Wachwerdung des Geistes in der Seele, ohne die aber keine volle Wiedergeburt der Seele in ihrem Geiste denkbar möglich ist!
Ev08.041,08] Eine gute, mit Vernunft, Weisheit und Selbstverleugnung gepaarte Ehe verhindert die geistige Wiedergeburt nicht, aber die Geilheit und Wollust macht sie unmöglich. Darum fliehet sie ärger denn die Pestilenz!
Ev08.041,09] Wollüstlinge beiderlei Geschlechts, wenn sie auch nach einer Zeit völlig in sich gehen und durch eine große Selbstverleugnung ein völlig keusches Leben zu führen anfangen und durch solch eine rechte Buße auch die volle Vergebung ihrer Sünden erlangen, werden doch die volle geistige Wiedergeburt auf dieser Welt schwer oder auch gar nicht erlangen, sondern nur eine teilweise; denn es hat die Seele solcher Menschen zu tun genug, sich nur so weit von ihrem Fleische frei zu machen, daß sie des Geistes Mahnungen insoweit vernehmen kann, als sie zu ihrem Heile notwendig sind. Ein solcher Mensch kann zwar noch sehr gut und weise werden und viel Gutes wirken; aber zu der wundermächtigen Tatkraft wird er schwer in der Fülle gelangen. Das kann solch eine Seele erst im Jenseits erlangen.
Ev08.041,10] Es gleicht eine solche Seele einem Menschen, der viele Jahre lang siech und krank war und endlich durch ein wahres und rechtes Heilmittel gesund geworden ist. Ja, gesund ist nun so ein Mensch wohl und kann, wenn er hinfort ganz ordentlich lebt, auch noch ein gesundes und hohes Alter erreichen; aber die Kraft eines von der Wiege an völlig gesunden Menschen wird er kaum mehr erreichen, weil seine inneren Muskeln, Nerven und Fibern durch die lange Krankheit erstens an der gehörigen Ausbildung verhindert worden sind, und zweitens, was die Hauptsache ist, sie haben auch nicht in den verschiedenen Bewegungen und Anstrengungen geübt werden können.
Ev08.041,11] Wie aber ein solcher von der lange angedauert habenden Krankheit, ob Mangel an der inneren Ausbildung der Muskeln, Nerven und Fibern und ob Mangel an der Übung derselben, nicht leicht zur vollen Leibeskraft eines urgesunden Menschen gelangen kann, so geht es entsprechend einer lange krank gewesenen Seele; denn es fehlt ihr die ursprüngliche Ausbildung der wahren und reinen Liebe zu Gott, somit auch des Glaubens und des Willens. Fehlt ihr aber dies erste, so fehlt ihr dann sicher noch mehr die Übung der bezeichneten drei Stücke, und es bleibt die Mächtigkeit dieser drei Lebensstücke der Seele eines völlig gebesserten Wollüstlings stets zurück, obschon im Himmel über die volle Bekehrung eines Sünders mehr Freude waltet als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nie bedurft haben. Denn soll eines Menschen Liebe, Glaube und Wille wahrhaft tatkräftig werden, so müssen sie schon von Jugend an gehörig ausgebildet und dann recht geübt werden.
Ev08.041,12] Aber wie Ich die Macht habe, jede noch so schwere und langdauernde Krankheit also vollkommen zu heilen, daß der von Mir geheilte Mensch auch also kräftig wird, als wäre er von der Geburt an nie krank gewesen, ebenso kann von nun an die Seele eines vollends bekehrten Sünders auch noch zu jener inneren Kraft gelangen wie die Seele eines Gerechten, der einer Buße nie bedurft hatte. Aber es kostet sie das viele sich selbst verleugnende Mühe.
Ev08.041,13] Wer da Kinder hat, der übe sie schon von früher Jugend an in den drei Stücken, und sie werden dann mit der Besiegung der Welt in sich ein leichtes haben!
Ev08.041,14] Seht, das alles gebe Ich euch nur als einen guten Rat und nicht als irgendein Gesetz; denn unter dem Mußgesetz kannst du Mensch nicht der freie Gründer deines Heiles werden! Wer sich aber solchen Meinen Rat selbst in seinem Willen als ein Mußgesetz auferlegt und danach handelt und lebt, der tut wohl daran. - Habt ihr alle das aber nun auch wohl verstanden?«

Schließt 'Brautschaft mit Christus' eine Ehe aus?

Ev02.044,04] » Siehe, so viele Weiber da auf der Erde leben, gelebt haben und noch leben werden, sie alle sind, so sie einen reinen Lebenswandel führen, mehr oder weniger Meine Bräute, und auch ebensogut Meine Weiber; aber solch eine noch so innigste Verbindung mit Mir hindert sie niemals, eines ordentlichen Mannes Weib zu werden ...«

Zölibat

Pauli Vorhersage von Zwangszölibat als Antichristkennzeichen

1.Tim.04,01 -03] (Paulus:) »Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Sie gebieten, nicht zu heiraten ...«

Zölibat als kirchenpolitisches Machtmittel

GSo 1.085,08] »Damit aber dieses alleinseligmachende Pontifikat sich noch unabhängiger und also auch unumschränkter wirkend aufstellen konnte, wußte es durch ein vortreffliches Mittel sich ein mächtiges stehendes Heer, über eine Million stark, zu bilden, welches allerorts die Burgen, Festungen, Städte und Länder der Kaiser, Könige und Fürsten unüberwindlich besetzte und somit alle Reiche sich botmäßig und zinspflichtig machte. Das Heer sind die 'Priester' und 'Mönche', und das Mittel ist der 'Zölibat'. Auf diese Weise war die (christ)heidnische Kirchenmacht unüberwindbar begründet...«

Verdienstlosigkeit des Zwangszölibats; sexuelle Prüfungen im Jenseits

GSol.098,14] (Jenseitsschilderung:) » Allda werden unsere Gäste (kath. Prior mit weiteren Mönchen) eine ziemlich starke Probe auszuhalten haben, denn es ist noch ein verborgener Knoten in ihnen, nämlich die Weiberliebe, der zufolge sie dem Zölibat entweder selbst feind waren oder es doch wenigstens gezwungenermaßen sein mußten. Sie taten zwar als Zölibater ihre Pflicht und Schuldigkeit, und nicht einer von ihnen hat sich auf der Erde je mit einem Weibe in fleischlich liebender Hinsicht abgegeben.
GSol.098,15] Es liegt aber eben darin nicht so viel Verdienstliches; denn der Ort auf der Erde, wo sie ihr Klosterleben hatten, war hinsichtlich der weiblichen Schönheiten in mehrfacher Hinsicht sehr stiefmütterlich bestellt. Zudem haben sich zu diesen Klöstern nur die alten Weiber zur Beichte begeben, denn für das jüngere Weibervolk war dieser Orden bekanntermaßen viel zu strenge. Also konnte bei solchen Aspekten eine antizölibatische
Reizung wohl nicht leicht stattfinden, und der Sieg über dieselbe von Seiten dieser Zölibater war dann auch nicht zu denjenigen zu rechnen, von welchen noch spätere Generationen Sprache führen sollten. Daher müssen sie auch im Angesichte des Herrn noch diese Probe bestehen...«

Bewertung der Übertretung des Zölibatsgelübdes

Him2.354,08] »Solche aber, die im sogenannten freien Zölibate leben und nicht verschnitten sind, aber dennoch Weiber und Mädchen beschlafen, diese sind allezeit die gröbsten Ebebrecher, indem sie allezeit ihr freies Gelübde brechen. Denn jede Brechung eines Gelübdes ist ein Ehebruch, außer das Gelübde wäre ein erzwungenes oder ein im Rausche gemachtes, das niemand zu halten schuldig ist, außer er habe sich nachträglich dazu bekannt oder weltliche Gesetze verlangen es wegen des allgemeinen Wohles.«



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