Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 2


Johannes der Täufer zeugt von Jesus. Wesen Gottes. Fall des Menschen. Gottes Erlösungswege.

01] Dieser Mann hieß a Johannes, der am Jordan b die Buße predigte und die Bekehrten mit dem Wasser taufte. In diesem Manne wohnte der Geist des Propheten Elias, und dieser war ebenderselbe Engelsgeist, der den Luzifer im Urbeginn besiegte und später auf dem bekannten Berge um den Leichnam Mosis mit ebendem Luzifer rang (also Michael). (a  Johannes.01,06*; = Matthäus.03,01; = Lukas.03,02; Markus.01,04; b  Matthäus.03,02; = Lukas.03,03; = Markus.01,04; Matthäus.04,17; Römer.12,02;Lebenswinke.S.033; Vaterbriefe.256)

02] Dieser kam als a ein alter und neuer Zeuge von oben, das heißt vom Urlichte als Licht, auf dass er zeugte vom Urlichte, vom Ursein Gottes, Das nun Selbst das Fleisch annahm und in vollgleicher Menschenform als Selbst Mensch zu Seinen Menschen, die aus Ihm sind, kam, b um sie in ihrer Nacht neu zu erleuchten und sie sogestaltig Seinem Urlichte wieder zurückzugeben. (a  Johannes.01,07*; Apostelgeschichte.19,04; b  Johannes.05,33-35)

03] a Dieser Mann war freilich wohl das eigentliche Urlicht nicht Selbst, sondern gleich allen Wesen nur ein Teillicht aus dem Urlichte. Aber ihm ward es so gegeben, im Verbande mit dem Urlichte zu verbleiben durch seine überwiegende Demut. (a  Johannes.01,08*; Johannes.01,20; Johannes.03,28)

04] Da er aber so im steten Verbande mit dem Urlichte sich befand und Dieses wohl unterschied von seinem Lichte - da er wohl auch aus dem Urlichte hervorgegangen ist, aber dennoch nicht das Urlicht, sondern nur ein Ablicht Desselben war, auf dass er Dasselbe erkennte und Demselben ein rechtes Zeugnis gäbe -, so gab er denn auch ein vollgültiges Zeugnis dem Urlichte und erweckte dadurch so viel des rechten Lichtes in den Herzen der Menschen, dass diese dann, wenn schon anfangs nur sehr schwach, aber mit der Zeit doch stets stärker und heller erkennen konnten, dass das Urlicht, Das nun im Fleische eingehüllt, dennoch Dasselbe ist, Dem alle Wesen und Menschen ihr selbständiges Dasein verdanken und es als selbständig für ewig behalten können, so sie es wollen.

Jesus wird als Wahrheitsüberbringer verworfen

05] Nicht der Zeuge, sondern sein Zeugnis und Der, von Dem er zeugte, waren a das rechte Urlicht, Das vom Urbeginn an alle Menschen, die in diese Welt kommen, b erleuchtet und belebt hat und nun noch stets mehr belebt und erleuchtet; darum heißt es denn auch im 9. Verse, dass eben Das das wahre und rechte Licht ist und war, Das alle Menschen in ihrem Urbeginne zum freien Dasein gestaltete und nun kam, um dasselbe in aller Fülle zu erleuchten und es Ihm Selbst wieder ähnlich zu machen. (a  Johannes.01,09*; Jesaja.49,06; Psalm.027,01; 1. Johannes.02,08; b Johannes.12,46)

06] Wiegestaltig Ich oder das Urlicht von dieser Welt, das heißt von den verfinsterten Menschen, die in allem ihrem Sein aus Mir oder, was Eines ist, aus dem Urlichte (Worte) hervorgegangen sind, habe a verkannt werden können trotz all den Vorboten und Verkündern Meiner Ankunft, ist bereits schon im 5. Verse klar erörtert worden; nur ist noch ganz besonders zu erwähnen, dass hier unter 'Welt' nicht die Erde als die Trägerin gerichteter Seelen, die eigentlich die Materie ausmachen, sondern bloß nur die Menschen, die zwar wohl zu einem Teile aus dieser Materie genommen sind, aber als einmal freigestellte Wesen nicht mehr dieser urgerichteten Seelenmaterie angehören oder angehören dürfen, zu verstehen sind; denn welch eine Zumutung wäre das auch, so Ich von dem noch im tiefsten Gerichte liegenden Steine verlangte, dass er Mich erkennte!? Solches kann nur von einer freigewordenen Seele, die Meinen Geist in sich hat, voll rechtlich verlangt werden. (a  Johannes.01,10*; Johannes.01,03-05; Hebräer.01,02; Hebräer.11,03)

07] Also nicht die Erde, wie vorerwähnt, sondern lediglich nur die a Menschen ihrem seelisch-geistigen Wert nach sind hier als das eigentliche Eigentum des Herrn anzusehen und zu betrachten, und darum Eigentum, weil sie sogestaltig selbst Urlicht aus Meinem ewigen Urlichte sind und somit mit Meinem Urgrundwesen in Eins zusammenfallen. (a  Johannes.01,11*; Johannes.01,03; Lukas.19,14; Apostelgeschichte.03,26; Apostelgeschichte.13,46; Psalm.024,01; 2. Mose.19,05; 5. Mose.07,06; jl.schr.010; Vaterbriefe.409)

08] Aber da sie in ebendiesem Wesen, das sich in ihnen als das Hoheitsgefühl ausspricht, geschwächt sind, welcher Schwäche halber Ich auch zu ihnen als in a Mein Ureigentum kam und noch immer gleichwegs komme, so erkannten sie Mich nicht und somit auch nicht sich selbst und ihr höchsteigenes Urgrundsein, das da nimmer vernichtet werden kann, weil es im Grunde des Grundes Mein Wesen ist. (a  Johannes.01,11*; Johannes.01,03; Lukas.19,14; Apostelgeschichte.03,26; Apostelgeschichte.13,46; Psalm.024,01; 2. Mose.19,05; 5. Mose.07,06; jl.schr.010; LJ.Vaterbriefe.409)

09] Es versteht sich aber so gut wie von selbst, dass bei allen jenen, die Mich nicht aufnahmen oder nicht erkannten, die Urordnung gestört blieb und mit dieser Störung ein leidender Zustand, das sogenannte 'Übel' oder die 'Sünde' blieb; wogegen bei vielen Anderen aber, die Mich aufnahmen, das heißt, die Mich in ihren Herzen erkannten, sich dieses Übel notwendig verlieren musste, da sie wieder mit Mir als mit der Urordnung und Urmacht alles Seins vereint wurden, sich darinnen selbst fanden und Mein Urlicht als das gestellte ihrige in ihnen und in diesem das ewige, unvertilgbare Leben.

10] In solchem Leben aber fanden sie auch, dass sie dadurch notwendig nicht nur Meine Geschöpfe, was sich aus ihrem niederen Lebensgefühle nur herausstellt, sondern, weil sie Mein Selbst in sich bergen, was nur durch Meine Willensmacht aus Mir frei hinausgestellt ward, unfehlbar a Meine höchsteigenen Kinder sind, da ihr Licht (ihr Glaube) gleich ist Meinem höchsteigenen Urlichte und daher in sich selbst die volle Macht und Kraft hat, die in Mir Selbst ist, und aus solcher Macht heraus auch das vollste Recht, Mein Kind nicht nur zu heißen, sondern auch in aller Fülle zu sein! (a  Galater.03,26; Jesaja.56,06; Römer.08,16; 2. Petrus.01,04; 1. Johannes.03,01; jl.hag2.082,20-26; jl.hag2.083,03 ff.)

11] Denn der Glaube ist eben ein solches Licht, und Mein Name, an den die mächtigen Strahlen dieses Lichtes gerichtet sind, ist die Kraft und die Macht und das eigentliche Wesen Meines Urseins, durch die jeder in sich selbst die vollrechtliche und vollgültige Kindschaft Gottes bewerkstelligt. Darum heißt es denn auch im 12. Verse, dass alle, die Mich aufnehmen und an Meinen Namen glauben werden, sage - die Macht in sich haben sollen, vollrechtlich 'Kinder Gottes' zu heißen!

12] Dieser Vers ist nichts als eine nähere Bestimmung und Erläuterung des früheren Verses, und es könnten in einer mehr verbundenen Sprache die beiden Verse nebeneinander auch so lauten: Die Ihn aber aufnahmen und an Seinen Namen glaubten, denen gab Er die Macht, a 'Kinder Gottes' zu heißen, die nicht von dem Geblüte, noch vom Willen des Fleisches (Begierde des Fleisches), noch von dem Willen eines Mannes, sondern b von Gott geboren sind. (a  Galater.03,26; Jesaja.56,06; Römer.08,16; 2. Petrus.01,04; 1. Johannes.03,01; jl.hag2.082,20-26; jl.hag2.083,03 ff.) b  Johannes.03,05-06; Jakobus.01,18; 1. Petrus.01,03 .23; 1. Johannes.02,29; )

13] Es versteht sich aber schon von selbst, dass hier nicht von einer ersten Geburt als Fleisch aus dem Fleische, sondern lediglich nur von einer zweiten Geburt aus dem Geiste der Liebe zu Gott und aus der Wahrheit des lebendigen Glaubens an den lebendigen Namen Gottes, der da heißt Jesus-Jehova-Zebaoth, die Rede sein kann, welch zweite Geburt auch gut definiert 'die Wiedergeburt des Geistes durch die Taufe aus den Himmeln' heißt.

14] Die 'Taufe aus den Himmeln' aber ist der volle Übergang des Geistes und der Seele samt allen ihren Begierden in den lebendigen Geist der Liebe zu Gott und der Liebe in Gott Selbst.

15] Ist solcher Übergang einmal aus des Menschen freiestem Willen geschehen und befindet sich nun alle Liebe des Menschen in Gott, so befindet sich durch solche heilige Liebe auch der ganze Mensch in Gott und wird da zu einem neuen Wesen ausgezeitigt, gekräftet und gestärkt und so nach Erlangung der gerechten Vollreife von Gott wiedergeboren; nach solcher zweiten Geburt, der weder des Fleisches Begierde noch des Mannes Zeugungswille vorangeht, ist dann der Mensch erst ein wahres Gotteskind, das er geworden ist durch die Gnade, die da ist eine freie Macht der Gottesliebe im Herzen des Menschen.

16] Diese Gnade aber ist auch eben der mächtige Zug Gottes im Geiste des Menschen, durch den er, als vom Vater gezogen zum Sohne, das heißt zum göttlichen Urlichte, oder, was eins ist, zu der rechten und lebendig mächtigen Weisheit Gottes gelangt.



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